Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
seine Hand glitt vom Tisch und fand an seinem Gürtel Halt. »Und ich verabscheue das, was unser Vater will …»Ein stechender Schmerz blitzte in seinen Augen auf, dann sah er zur Seite. »Ihr wisst nicht, wie schuldig ich mich fühle.«
»Schuldig? Wieso, Walter?«, fragte Izzy verwundert.
Er schaute sie wieder an, doch anstelle von Schuld spiegelten seine Augen nun Hass wider. Er nahm die Finger vom Gürtel, und ehe Izzy reagieren konnte, hatte er seinen Dolch gepackt und einen Hauch von ihrer Hand entfernt in die Tischplatte gejagt. Hastig zog sie ihre Hände zurück, und nur einen Herzschlag später waren Brahan und sieben Krieger bei ihnen am Tisch und standen mit gezückten Schwertern im Kreis um Walter herum.
»Geh vom Tisch weg, Walter«, forderte Brahan ihn leise auf.
Izzy drückte die Finger an ihre Brust, damit niemandem auffiel, wie ihre Hände zitterten. Acht lange und todbringende Schwerter waren auf den Mann ihr gegenüber gerichtet. Walter lehnte sich gemächlich nach hinten und stemmte seinen Krug hoch, als sitze er rein zufällig da und das Geschehen ringsum gehe ihn gar nichts an.
Der Dolch in der Tischplatte vibrierte immer noch, mit solcher Wucht war die Spitze ins Holz getrieben worden. Vielleicht hatte sie sich ja geirrt, als sie glaubte, sogar mit Männern wie Walter zurechtzukommen. Wut und Verärgerung waren eine Sache, aber pure Gewaltanwendung eine ganz andere.
»Was ist hier los?« Mistress Rowley verschaffte sich Platz und kämpfte sich durch die Schaulustigen. Ein Blick auf die Schwerter genügte, und sie wurde bleich. »Nehmt die Waffen runter.«
Sofort wurden die Schwerter weggesteckt, und Mistress Rowley fragte in die Runde: »Was hat das alles zu bedeuten?«
»Walter hat sie angegriffen«, erklärte Brahan bedrohlich leise.
Mistress Rowley sah auf den in der Tischplatte steckenden Dolch. »Walter!«
Verächtlich schnaubend schob er mit viel Getöse den Stuhl nach hinten. »Nichts ändert sich jemals. Niemand versucht, meine Seite der Geschichte zu verstehen.« Sein Blick blieb auf Izzys Gesicht gerichtet, während er sich vom Tisch entfernte. »Ihr eilt alle herbei, um sie zu verteidigen. Aber was wissen wir denn eigentlich über sie? Wer ist sie wirklich? Wolf hat sich nicht die Mühe gemacht, das herauszufinden, bevor er sie heiratete.«
»Wir wissen alles, was wir wissen müssen«, hielt Brahan dagegen. »Wolf hat sie akzeptiert, und wir tun das ebenfalls.«
Walter wurde bleich. »Wie unerfreulich für euch alle. Ich hoffe, ihr denkt so auch noch, wenn sie erst einmal das Chaos über uns alle gebracht hat.« Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Saal.
»Hört nicht auf ihn.« Mistress Rowley tätschelte tröstend Izzys Schultern.
Die Geste linderte jedoch nicht die Bedrohung, die Walters Reaktion für sie bedeutete. Seine Worte gingen ihr durch den Kopf. Wusste er, wer sie war? Hatte er irgendwie ihr Geheimnis herausgefunden? Warum sonst sollte er sich so benehmen? Es war nicht bloß so, dass er sie nicht mochte, nein, er hasste sie regelrecht. Diesen Hass hatte sie in seinen Augen sehen können. Und wenn er so empfand, wie würde dann erst Wolf reagieren, wenn er erfuhr, dass sie die Tochter seines Todfeindes war?
Izzy verschränkte die Hände, um zu verbergen, wie sehr sie zitterten, wenn sie sich nur ausmalte, Wolf könnte diese Wahrheit womöglich von einem anderen zu hören bekommen.
Aber woher sollte Walter wissen, wer sie war? Die Angriffe auf ihr Leben waren der Beweis, dass ihr Vater wusste, wo sie sich aufhielt. Angriffe, die ihre Mutter vorausgesagt hatte, als er die Wahrheit herausfand. Dennoch warf Walters eigenartiges Verhalten die Frage auf, ob anderen wohl auch ihr Geheimnis bekannt war.
»Fort mit euch allen«, scheuchte Mistress Rowley die Krieger vom Tisch. »Lady Isobel muss sich von ihrem Schrecken erst einmal erholen.«
Die Männer kehrten an ihre Tafel zurück und widmeten sich weiter ihrem Spiel, als sei nichts Außergewöhnliches geschehen. Brahan dagegen blieb bei ihr.
»Er hat Euch nicht verletzt, oder?«, fragte er und setzte sich Izzy gegenüber hin.
»Nein.« Sie zwang sich, ein paarmal hintereinander langsam und tief durchzuatmen, gleichzeitig legte sie die Hände in den Schoß. »Er hat mir Angst gemacht, sonst nichts.«
»Warum hat er sich Euch gegenüber so verhalten? Walter ist spontan und aufbrausend, aber er neigt nicht zur Gewaltanwendung.«
»Ich wollte ihm nur helfen.« Da sie Brahan aus
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