Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
sich mit einem auskannte, dann mit den Voraussetzungen, um in dieser kalten, grausamen Welt zu überleben.
Täuschung und Tod. Diese beiden Worte würden ihr jetzt den Weg in die Zukunft weisen.
Fiona hielt mit Mühe ihre Tränen zurück, zog ihre Kleidung glatt und fuhr sich mit zitternden Fingern durch das zerzauste Haar. Sie hatte sich immer etwas mehr von ihrem Leben versprochen. Zu schade, dass sie immer wieder den falschen Weg einschlug, um an dieses Ziel zu gelangen.
Sie musste tun, was erforderlich war. Was diese Vorgehensweise aus ihr gemacht hatte … nun, das war etwas, womit sie für den Rest ihres Lebens zurechtkommen musste.
Achtzehntes Kapitel
Früh am nächsten Morgen herrschte im Saal aufgeregtes Treiben. Als Izzy das Stimmengewirr hörte, zog sie sich rasch an, verließ das Gemach, in dem sie die letzte Nacht allein verbracht hatte, und hoffte, ihren Ehemann noch einmal zu Gesicht zu bekommen, bevor er aufbrach. Seit ihrer Rückkehr zur Burg am Abend zuvor wusste sie, dass er bei Morgengrauen aufbrechen wollte.
Durch ihre Unterhaltung im Baumhaus wusste sie auch, dass er Lord Grange aufsuchen wollte. Er hatte kein Wort darüber verloren, was er zu tun gedachte, sollte er den Mann gefunden haben. In dem Moment war sie zu verdutzt gewesen, um ihn nach Einzelheiten zu befragen. Nachdem sie nun in Ruhe über diese Sache nachgedacht hatte, war ihr nicht klar, was ihr mehr Angst machen sollte: Dass er auf ihren Vater stoßen konnte? Oder dass ihr Vater zuerst auf ihn stieß?
Wenn er noch nicht aufgebrochen war, konnte sie ihn aufhalten. Sie stürmte die Treppe hinunter und überlegte krampfhaft, was sie am besten sagen sollte. Die ganze Nacht über hatte sie mit sich gerungen, ihm die Wahrheit darüber zu enthüllen, wer sie war. Angesichts seiner Offenbarung im Baumhaus schuldete sie ihm das Gleiche, egal, welche Folgen das nach sich ziehen würde.
»Wo finde ich Lord Wolf?«, fragte sie eine Dienstmagd, die ein Tablett mit frischem Brot aus der Küche in den Saal trug.
»Er ist bereits weg, Mylady«, antwortete sie und machte einen Knicks. »Er brach bei Sonnenaufgang auf.«
Wortlos bedeutete sie der Magd, sich zu erheben. Die Ehrerbietung der jungen Frau traf sie so unvorbereitet, dass sie nichts zu erwidern vermochte. Die Dienstmagd lächelte sie freundlich an, dann ging sie weiter. Izzy seufzte. Damit war ihr Plan gescheitert, sich das von der Seele zu reden, was sie ihm hatte sagen wollen. Aber sobald er zurückgekehrt war, würde er alles erfahren. Bis dahin konnte sie zumindest versuchen, etwas mehr über diese Burg zu erfahren, in der sie nun lebte – oder, wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, über den Mann, den sie geheiratet hatte.
Schließlich konnte sie seit gestern nicht mehr daran glauben, dass er wirklich die Bestie war, auf die sein Name hindeutete.
Von Rastlosigkeit und dem Wunsch nach Antworten angetrieben, schaute sich Izzy im Saal um. Im Kamin brannte ein angenehm wärmendes Feuer. Mehrere Mägde waren vor dem Kamin zugange und mahlten an einer Seite eines großen Holztischs Getreide zu Mehl, während am anderen Tischende zwei ältere Frauen damit beschäftigt waren, bereits aufgegangenen Teig zu kneten, um ihn für den Backofen vorzubereiten. Andere Bedienstete eilten hin und her, gingen ihrem Tagwerk nach, flickten Wandteppiche, stapelten Holz neben dem Kamin auf und stellten volle Fässer mit Ale für die nächste Mahlzeit auf.
Mehrere Krieger saßen an der etwas weiter entfernten Tafel und spielten eine Partie Merrills. Einen Moment lang bewegte sie im Geiste die drei Holzstücke gemeinsam mit den Spielern und brachte sie in eine Reihe, um die anderen Mitspieler zu behindern.
Als das letzte Holzstück im Loch in dem Spielbrett verschwand, setzte lauter Jubel ein. Izzy erkannte im Sieger den Krieger namens Hiram wieder, jenen Mann mit dem entstellten Gesicht, der ihr kurz nach ihrer Ankunft die Badewanne gebracht hatte. In dieser Umgebung wirkte er nicht länger schüchtern, sondern er hatte vielmehr das Sagen, da seine Kameraden aufmerksam zusahen, wie er seine Spielsteine über das Brett bewegte und sich mit den anderen unterhielt. Schallendes Gelächter war die Antwort auf jede spitze Bemerkung, das den ausladenden Saal mit einer unerwarteten Wärme und Fröhlichkeit erfüllte.
Ihre eigene Anwesenheit wurde von den Menschen im Saal mit einem Nicken begrüßt, was sie mit der gleichen Geste erwiderte, während sie versuchte, ihr eigenes Unbehagen zu
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