Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
auszugehen. Wieder musste sie zittern, zwang sich dann aber dazu, dieses Frösteln zu ignorieren. Sie hatte jetzt keine Zeit, diesem Rätsel auf den Grund zu gehen. »Lord Wolf ist verletzt.«
»Habt Ihr das in einer Vision gesehen?«, fragte Brahan.
Ihr Herz schlug so heftig, als wollte es ihr aus der Brust springen. »Ich sah etwas in meinem Geist.«
Sein Blick wanderte zu ihrer Brust. »Das macht der Stein möglich, den Ihr tragt.«
Izzy schlang die Arme um sich. Ihr Vater hatte das Wolf angetan. Sie schnappte nach Luft und zuckte so heftig nach hinten, dass sie fast von ihrem Sitz gefallen wäre.
»Mylady?« Brahan hielt ihr seinen Arm hin, um ihr Halt zu bieten.
»Ich muss Wolf finden.«
»Wo?«
»Ich weiß nicht. Er ist irgendwo in einem Wald.« Sie sprang auf, musste aber einen Moment innehalten, da sie ein wenig wackelig auf den Beinen war. »Er braucht mich.« Sie wartete nicht auf Brahans Erwiderung, sondern lief zur großen Treppe, so schnell sie konnte.
Als sie bei den Rittern vorbeikam, blieb sie stehen und baute sich vor ihnen so auf, wie es eine wahre Lady vermutlich tun würde. »Euer Herr benötigt Eure Hilfe. Kommt mit!«
Ohne zu zögern, legten die Männer ihr Spiel zur Seite und gehorchten, als hätte sie ihnen schon seit Jahr und Tag Anweisungen erteilt. Nachdem sie wusste, dass sie ihr folgen würden, schaute Izzy nicht einmal über die Schulter, sondern eilte weiter. Sie musste Wolf finden und ihn vor ihrem Vater beschützen.
Neunzehntes Kapitel
Brahan stand da und schaute Lady Isobel nach, wie die mit sieben kräftigen Kriegern nach draußen stürmte. Er sollte ihr folgen, dennoch zögerte er.
Mistress Rowley kam zu ihm an den Tisch gelaufen und wischte sich an ihrer Schürze das Mehl von den Händen ab. »Wohin will sie denn? Der Herr wird uns einen Kopf kleiner machen, wenn sie so wie gestern wieder für Stunden spurlos verschwindet. Nicht auszumalen, wenn ihr etwas zustoßen sollte.«
»Sie hatte eine Vision«, sagte Brahan mit einer Mischung aus Missfallen und Erstaunen.
»Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte die ältere Frau, band die Schürze ab und legte sie auf den Tisch.
»Sie sagte mir, Wolf sei verletzt.«
»Verletzt?« Sie riss die Augen erschrocken auf. »Und worauf wartet Ihr noch? Wenn er verletzt ist, benötigt er Eure Hilfe.«
»Und wenn sie sich irrt?«
Mistress Rowley kniff missbilligend die Lippen zusammen. »Ihr spracht selbst davon, dass sie eine Vision hatte. Wollt Ihr wirklich nichts unternehmen, nur weil sie sich möglicherweise irrt?«
»Nein«, wehrte Brahan ab. »Ich werde ihrer Vision so folgen, als wäre sie meine eigene.«
»Dann sollten wir beten, dass sie sich irrt«, meinte sie und verzog voller Sorge den Mund.
Brahan holte Isobel auf dem Burghof ein, wo er noch hörte, wie sie Hiram ruhig anwies, ihr in den Sattel zu helfen. Ein zweites Pferd wartete gleich daneben, dahinter hatte sich eine Schar Ritter eingefunden.
»Wohin wollt Ihr?«, fragte Brahan, als er neben ihrem Pferd stand. Er konnte kaum fassen, wie schnell sie es geschafft hatte, Wolfs Truppen zu mobilisieren.
»Ich muss nach Wolf suchen, nach meinem Ehemann.« Während sie mit Brahan redete, beugte sie sich zu weit zu ihm vor, so dass sie fast vornüber fiel. Sie korrigierte ihre Sitzhaltung, tat dies aber so hastig, dass sie zur anderen Seite aus dem Sattel rutschte und mit einem dumpfen Knall auf dem Boden landete. Der grüne Damast ihres Kleides hatte sich um ihre Beine gedreht, als sie aufzustehen versuchte. Für einen Moment wurde Brahan ein Blick auf ihre wohlgeformte Wade gewährt.
Aus seiner Verärgerung wurde Heiterkeit, die sich mit einem Anflug von Neid paarte. Wolf hatte vermutlich gar nicht so verkehrt gehandelt, als er diese Frau heiratete, denn unter dem wallenden Kleid verbarg sich ein ansprechender Körper.
Brahan hielt ihr die Hand hin. »Mylady.«
Sie nahm seine Hilfe an und ließ sich von ihm hochziehen, dann ging sie zurück zum Pferd und klopfte den Schmutz von ihrem Kleid. »Helft mir bitte in den Sattel.«
»Ihr solltet hier in der Burg bleiben, wo Ihr in Sicherheit seid. Ich kann mich mit den Männern auf den Weg machen, um herauszufinden, ob Eure Vision die Wirklichkeit gezeigt hat.«
Als sie daraufhin die Brauen hob, glaubte er zunächst, sie könnte anfangen zu lachen. »In Sicherheit? Wollt Ihr wirklich behaupten, ich bin hinter diesen Mauern sicherer aufgehoben als dort draußen?« Sie zeigte auf das noch heruntergelassene
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