Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
zubereiten.«
Isobel blieb stehen. Bevor sie sich dem Mahl widmete, gab es für sie andere, wichtigere Aufgaben zu erledigen. »Mistress Rowley?«
Die Frau drehte sich um und warf ihr einen fragenden Blick zu.
»Ich werde Wolfs Bitte nachkommen, doch bevor wir uns darum kümmern, möchte ich den Krieger aufsuchen, der auf Patrouille verwundet wurde, außerdem die Familie des Mädchens, das …»Ihre Stimme versagte einen Moment lang. »… das ermordet wurde. Ich will ihnen mein Beileid aussprechen.«
Statt der erwarteten Ermahnung kamen von Mistress Rowley ein verständnisvolles Nicken und ein Lächeln. »Jetzt seht Ihr nicht nur aus wie eine Burgherrin, Ihr verhaltet Euch auch so. Kommt.« Sie hielt ihr eine Hand hin. »Ich werde Euch zu dem Krieger und der Familie bringen.«
Isobel ergriff die ausgestreckte Hand und verließ das Gemach, dann begaben sich die beiden Frauen nach unten in den großen Saal, wo auf Isobel die Rolle der Herrin von Duthus Castle wartete.
Wolf saß auf seinem Pferd und musterte aufmerksam den Waldboden, wo er nach Hinweisen darauf suchte, dass Granges Männer sich hier vor kurzem aufgehalten hatten. Keinem weiteren seiner Leute sollte von diesem Feind noch Gefahr drohen. Es war an der Zeit, sich des Problems auf eine direktere Weise anzunehmen.
Keine weiteren rätselhaften Todesfälle, keine weiteren Angriffe auf Patrouillen. Grange und seine Handlanger würden restlos ausgelöscht werden, sollte einer von ihnen dem königlichen Haupt von Wolfs Vater auch nur ein Haar krümmen. Üblicherweise war der König mit einem ausreichend großen Gefolge unterwegs, das seine Sicherheit gewährleisten konnte, doch wenn Grange ins Spiel kam, war niemand sicher, erst recht nicht der König.
Wolf blickte wieder zu seinen Männern, die ihm gefolgt waren. Unter dem Tartan der Stewarts trug jeder von ihnen ein Kettenhemd, um auf alles gefasst zu sein, was ihnen unterwegs auflauern mochte. Nach der jüngsten Erfahrung wusste Wolf, worauf zu achten war. Grange hatte seine Taktik ein weiteres Mal geändert und griff nun zu Tierfallen und getarnten Fallgruben, um seinen Feind zu überlisten.
Auf diesen Trick würde Wolf nicht noch einmal hereinfallen.
Nach einer zweistündigen Suche saß Wolf an der Stelle ab, an der sich nach den Worten des überlebenden Kriegers der Überfall auf die Patrouille abgespielt haben sollte. Wolf fuhr mit der Hand über den scheinbar unberührten Boden. Auf dem Gelände hatte man alle Hinweise verschwinden lassen, die auf das todbringende Gemetzel hätten hindeuten können. Warum nur? Was hatte Grange nun wieder vor?
Unbehagen erfasste ihn. Sie waren im Verlaufe ihrer Spurensuche nicht ein einziges Mal fündig geworden. Überall sah es so aus, als wäre dort nie ein fremder Reiter unterwegs gewesen. Sogar die Stelle, an der man ihn überfallen und gefoltert hatte, wirkte völlig unberührt.
Er war sich nicht schlüssig, was ihn mehr irritieren sollte: der Gedanke, dass sie keine Hinweise fanden, oder die Tatsache, dass Grange sich extrem viel Mühe machte, seine Spuren zu verwischen, damit sie ihn nicht verfolgen konnten.
Wolf saß wieder auf. »Zur Anhöhe«, befahl er seinen Männern. Von dort würden sie die südöstliche Grenze seines Landes überblicken und vermutlich sehen können, wie sich sein Vater aus dieser Richtung kommend der Burg näherte.
»Das gefällt mir überhaupt nicht«, sagte Brahan, nachdem er sein Pferd neben Wolfs zum Stehen gebracht hatte.
»Mir auch nicht.« Wolf nahm seinen forschenden Blick nicht von dem vor ihnen liegenden Gelände. Er wurde das Gefühl einfach nicht los, dass da etwas nicht stimmte. »Sag den Männern, sie sollen besonders wachsam sein und mit allem rechnen«, befahl er Brahan.
Brahan nickte, blieb aber neben ihm. »Ich könnte herausfinden, was uns erwartet.« Seine Hand wanderte zu dem Beutel an seinem Gürtel, in dem der Schicksalsstein steckte. »Es würde nicht nur Zeit sparen, sondern vermutlich auch Menschenleben retten.«
Einen Moment lang schaute Wolf seinen Freund nachdenklich an. Brahans Überzeugung, etwas Gutes tun zu können, machte das Ganze für Wolf umso komplizierter. »Nach der Anhöhe. Wenn wir dann noch immer keinen Hinweis finden, komme ich auf dein Angebot zurück.«
Dann richtete er den Blick wieder auf den Hügelkamm und betete, es möge nicht so weit kommen. Zwar benötigten sie dringend Antworten, dennoch wollte er weder Brahan noch Isobel dieser lebensbedrohlichen Gefahr
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