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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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ältere Frau setzte eine finstere Miene auf. »Martha und Bertie sind bei der Familie. Ihr seid die Herrin, Mylady, und Ihr müsst erst einmal dementsprechend gekleidet sein, bevor Ihr Euch der Familie zeigen könnt.«
    Isobel warf Brahan einen flehenden Blick zu, während er sich in Richtung Tür zurückzog. »Ich sehe nach der Familie, bevor ich mich zu Wolf begebe«, versicherte er ihr, und dann war er auch schon gegangen. Sie blieb allein mit den fünf Frauen zurück, für die es nichts Wichtigeres gab, als sie in etwas zu verwandeln, was sie in Wahrheit gar nicht war.
    Alles ging so schnell. Erst war sie in Musselin gehüllt, dann in orangerote Seide, goldenen Taft, ein lohfarbenes Leinen und in rötlich-braunen Satin -; eine Fülle von Stoffen und Farben, mit denen sie überhaupt nicht vertraut war, so dass ihr nichts anderes übrigblieb, als die Arme ausgebreitet zu halten und das Treiben um sie herum mit einer Mischung aus Faszination und Bestürzung zu beobachten.
    Ihretwegen war eine Frau gestorben. Während sie von Chaos umgeben war, machte sich in ihrem Inneren ein Gefühl der Taubheit breit. Eine Frau schnitt Stoffstücke zurecht, eine andere hielt sie ihr an den Körper. Die übrigen Näherinnen hatten sich in der Nähe der bunten Glasfenster hingesetzt und nähten. Nur wenige Augenblicke schienen vergangen zu sein -; obwohl es in Wahrheit vermutlich einige Stunden gedauert hatte -, da waren sie mit ihrer Arbeit fertig und zogen Isobel das Kleid über.
    Mistress Rowley kämpfte noch einen Moment lang mit dem Saum, dann machte auch sie einen Schritt nach hinten, um das Werk zu begutachten. Sie legte die Finger an die Wangen und bedeckte das freudige Erröten. »Ihr seid ein Traum, meine Liebe. Ein Traum.«
    Die anderen Frauen lächelten Isobel zustimmend an.
    »Reizend«, sagte eine von ihnen.
    »Ein unvergesslicher Anblick«, fügte die älteste der Frauen an.
    Die Jüngste ging zum Waschtisch an einer Seite des Raums, nahm den rechteckigen Spiegel hoch und hielt ihn Isobel hin. »Wie eine Prinzessin. Seht es Euch selbst an.«
    Isobel zögerte kurz. Sie sollte die Familie des toten Mädchens aufsuchen, solange sie noch Zeit dafür hatte. Gerade machte sie einen Schritt auf die Tür zu, als der Blick auf ihr Spiegelbild fiel. Ein schlichtes Samtkleid in einem tiefen Violett ohne Verzierungen schmückte ihren Körper. Die eng anliegenden Ärmel reichten bis zu den Handgelenken, das Kleid an sich war glatt und elegant geschnitten, auf dem Bauch wurde der Stoff mit einer Brosche zusammengehalten. Der Farbton des Stoffs ließ ihre Haut golden schimmern, und der tiefe Ausschnitt betonte ihren langen Hals und ihre vollen Brüste.
    Sie wirkte erhaben und majestätisch -; und sie kam sich völlig fremd vor.
    »Jetzt lässt sich nicht mehr leugnen, dass Ihr die Dame dieser Burg seid«, erklärte Mistress Rowley und seufzte zufrieden.
    So kam sich Isobel zwar nicht vor, doch mit jedem Tag, den sie nicht mehr auf der Insel zubringen musste, schwand ein Teil ihres alten Selbst und machte einer anderen, selbstbewussten Persönlichkeit Platz. Sogar ihr Körper schien Teil dieser Verwandlung zu sein. Wolfs Berührungen hatten Verlangen und andere Lustgefühle geweckt, die ihr bis dahin fremd gewesen waren. Allein beim Gedanken an das Spiel seiner Finger begann ihre Haut zu kribbeln, was sie umso bewusster wahrnehmen ließ, wie zart sich der Samtstoff anfühlte.
    Sie war keine Prinzessin, sondern ein Highland-Mädchen. Die Highlands brachten nur starke Persönlichkeiten mit Überlebenswillen hervor, die für das kämpften, was sie haben wollten. Sie würde Wolfs Bitte befolgen, auch wenn ihr bereits die Vorstellung daran Unbehagen bereitete. Sie würde einen Weg finden, wie sie diesen Haushalt führen und wie sie ein Festmahl zubereiten konnte. Und sie würde ihm keinen Grund mehr liefern, sich ihretwegen zu schämen.
    »Kommt, meine Liebe.« Mistress Rowley unterbrach ihre Gedanken. »Lasst uns nach unten gehen und alle Vorbereitungen treffen für die Ankunft des K…»Die anderen Frauen rissen die Augen auf und sahen sie entsetzt an, während Mistress Rowley erschrak und einen roten Kopf bekam. Hastig fächelte sie sich Luft zu und erklärte: »Ach, du liebe Güte, ich bin völlig durcheinander. Ich kann einfach nicht glauben, wie wunderschön Euer Kleid ist.« Sie wandte sich ab und erwartete offenbar, dass Isobel ihr folgte. »Der Vater von Lord Wolf wird in Kürze herkommen, und wir müssen ein Festmahl

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