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Der Seitensprung

Titel: Der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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Hilfe.«
    »Keine Ursache. Dafür sind wir ja da.«
    Genau.
    Sie legte auf und versuchte, sich wieder zu sammeln.
    Lindas neues Kennwort. Das war ja nicht schwer.
    Sie lachte in sich hinein, schrieb das Wort in das Dialogfenster und bestätigte es danach gemäß den Instruktionen dreimal.
    Und dann war sie drin.
    Hastig rollte sie sich mit der Maustaste durch den Posteingang, konnte aber keine E-Mail von Henrik entdecken. Im Ausgangsfach gab es auch keine Mail an seine Adresse. Entweder händigten sie sich ihre beschissenen Briefe persönlich aus, oder sie benutzte eine andere E-Mail-Adresse, wenn sie unterwegs war, um die Papas der Kleinen zu verführen. Die kleine Schlampe hatte wohl Angst, ihren Job zu verlieren.
    Ha!
    Sie klickte »Neue Nachricht erstellen« an, öffnete ihre Aktentasche und holte die Vorlage und die Adressenliste der Kindergarteneltern heraus. Sie brauchte nur wenige Minuten, um den Brief abzuschreiben, und dann vertiefte sie sich in die Liste mit den Adressen. Der Papa von Simon sah ganz gut aus, er würde den einen bekommen. Und dann Jacobs Papa, da würde seine Frau vielleicht das Interesse daran verlieren, Planungstreffen für dieses verfluchte Steinzeitlager zu organisieren. Sie drückte auf »Senden«, und schon waren sie unterwegs.
    Tja, Linda. Spannend zu sehen, wie du das hier erklären wirst.
    Sie schaltete den Computer aus, steckte die Briefe wieder in ihre Tasche und wollte gerade aufstehen. Sie kam nicht dazu. Plötzlich waren auf dem Gang Schritte zu hören, die sich näherten, und sie hörte auf zu atmen. Im nächsten Moment wurde die Klinke hinuntergedrückt. Sie sah sich um. Der Raum bot kein Versteck. Der Klang von klimpernden Schlüsseln. Ohne nachzudenken, glitt sie schnell vom Stuhl und kroch unter den Schreibtisch. Im nächsten Augenblick wurde die Tür geöffnet, und sie sah ein Paar Füße in Gesundheitssandalen näher kommen. Als ob die Gefahr, entdeckt zu werden, dadurch geringer würde, kniff sie die Augen zusammen. So brauchte sie wenigstens nicht den Gesichtsausdruck von Ines zu sehen, wenn sie sie unter dem Tisch entdeckte. Das durfte nicht geschehen!
    Das Geräusch von Papieren, die aufgehoben wurden, auf dem Schreibtisch über ihrem Kopf. Hatte sie alles eingesteckt? Was, wenn sie etwas vergessen hatte? Oder wenn Ines etwas in den Papierkorb werfen musste, der dicht neben ihr unter dem Schreibtisch stand? Es gab natürlich nicht die geringste passende Erklärung dafür, dass sie hockte, wo sie hockte. Warum hatte sie sich versteckt, sie wollte doch nur eine Nachricht für Kerstin hinterlassen. Wenn Ines sie entdeckte, war sie verloren. Die Rache enttarnt, sobald die Adressaten die E-Mails gelesen hatten. O Gott, was hatte sie getan! Ein plötzliches Geräusch ließ sie aus reinem Entsetzen die Augen öffnen. Die Beine von Ines nur ein paar Dezimeter von ihren Füßen entfernt. Und dann wieder das Geräusch, diesmal länger. Ihr Gehirn weigerte sich, ihr zu erklären, was sie da hörte. Dann eilten die Beine vor ihr davon in Richtung Tür, und im selben Augenblick verschickte ihr Gehirn die Information, dass sie eine Klingel gehört hatte. Sobald Ines verschwunden war, kroch sie mit zitternden Beinen heraus, warf einen Blick auf den Schreibtisch, um sich zu vergewissern, dass sie kein Blatt Papier dort hatte liegen lassen, und dann rannte sie zum nächsten Ausgang. Die Müdigkeit ließ sich nicht länger unterdrücken, es war, als befände sie sich in einer Glasblase, ihre Welt war abgeschirmt von dem, was einmal die Wirklichkeit gewesen war. Die Angst, entdeckt zu werden, hatte das letzte Adrenalin verbraucht, das im Moment das Einzige war, was sie noch auf den Beinen hielt. Um bei Kräften zu bleiben, musste sie sich zwingen, ein Weilchen zu schlafen. Vielleicht im Auto? Vielleicht wenn sie ein Stück fuhr und irgendwo parkte, wo sie sicher war, dass niemand sie finden würde.
    Sie stieg ein und startete den Wagen.
    Ein paar Stunden Schlaf.
    Sie musste schlafen.
    Zuerst ein bisschen schlafen und dann nach Hause fahren und einen richtig schönen Freitagabend für ihre Familie organisieren.

 
    ER LAG NACKT im Bett. Die Wohnung war aufgeräumt und sauber, nur die Bettwäsche hatte er ausgelassen. Die Wände des Zimmers waren leer, und das, was dort gehangen hatte, als er heute Morgen aufgewacht war, gab es nicht mehr. Übrig geblieben war nur ein schwelendes Häufchen Asche unten bei der Årstabucht. Und irgendwo im Karolinska-Krankenhaus lag ein lebloser Körper,

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