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Der Seitensprung

Titel: Der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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saß ein Mann mittleren Alters in einem karierten Anzug mit offenem Hemd. Papiere lagen neben ihm auf der Tischplatte verstreut. Er schien mit den Abläufen vertraut zu sein.
    »Entschuldigen Sie.«
    Er hielt inne und sah sie an.
    »Wenn ich einen Namen und eine Adresse habe, kann ich dann die Personennummer von jemandem herausfinden?«
    Er nickte.
    »Gehen Sie ins Basisregister. Über das Startmenü.«
    »Danke.«
    Sie befolgte seine Instruktionen, und ein Dialogfenster erschien.
    Physische Frau. Physischer Mann. Rechtsperson.
    Auch wenn physische Frau ihr widerstrebte, sah sie ein, dass sic unter dieser Kategorie würde suchen müssen. Sie trug Linda Persson und die Adresse ein, die sie von der Kindergartenliste abgeschrieben hatte: Duvnäsgatan 14, 116 34 Stockholm.
    Der Computer suchte und fand einen Treffer.
    740317-2402.
    Juchhe! Während ihrer Liebesreise würden sie auch Geburtstag feiern.
    Na, dann viel Vergnügen.
    Sie notierte die Ziffern, klickte sich zurück ins Startmenü und setzte sich wieder auf ihren Stuhl, um zu warten.
    »Ich möchte gern wissen, wo diese Person geboren ist. Vierundsiebzig, null drei, siebzehn, vierundzwanzig, null, zwei.«
    Die Frau hinter der Scheibe klapperte auf ihrer Tastatur.
    »Eine Linda Persson?«
    »Ja.«
    »Jönköping.«
    Der Bildschirm war so aufgestellt, dass sie ihn nicht einsehen konnte.
    »Was steht da noch?«
    »Was möchten Sie wissen?«
    »Kann man keinen Ausdruck bekommen?«
    »Doch, natürlich.«
    Ein Drucker, der neben der Frau stand, spuckte ein Blatt Papier aus. Eva nahm es durch die geöffnete Luke entgegen. Sie bedankte sich und erhob sich im Lesen.
    740317-2402, W, Personenbild (6401 V3.34), Linda Ingrid Persson.
    Eine Menge unbegreiflicher Abkürzungen und dann weitere Personennummern und Namen. Die biologische Mutter und der biologische Vater mit vollständigem Namen und Personennummer und dann noch jemand. 670724-3556, Hellström, Stefan Richard. Typ E.
    Die Frau hinter der Scheibe hielt nach ihrem nächsten Besucher Ausschau, aber Eva kam ihm zuvor.
    »Entschuldigen Sie, dass ich frage, was bedeutet Typ E?«
    »Ehefrau oder Ehemann.«
    Eine unergründliche Pause verstrich.
    »Sie meinen also, dass diese Person hier verheiratet ist?«
    Die Frau streckte auffordernd die Hand nach dem Bogen aus, den sie kurz zuvor ausgehändigt hatte, und las.
    »Nein. Zivilstand G, geschieden seit 2001.«
    Sie nahm die Information auf, versuchte zu entscheiden, was sie bedeutete, ob sie irgendeine nützliche Möglichkeit in sich barg. Wie eine einzige große Familie waren sie miteinander verbunden, ob die Beteiligten es sich nun ausgesucht hatten oder nicht, einige geschieden, einige noch immer verheiratet.
    »Kann ich von dieser Personennummer auch einen Ausdruck bekommen? Siebenundsechzig, null sieben, vierundzwanzig, fünfunddreißig, sechsundfünfzig?«
    Die Frau drückte eine Taste, und ein neues Papier wurde überreicht. Ohne zu lesen, ging sie auf den Ausgang zu.
    Auf dem Weg durch die automatischen Türen befand sie, dass sie mit der investierten Zeit eine gute Ausbeute erzielt hatte.
    Sie machte sich eine Tasse Kaffee und schäumte sogar warme Milch auf, bevor sie sich an den Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer setzte. Er hatte ordentlich hinter sich aufgeräumt, kein Blatt Papier lag mehr da. Sie fand ein paar Zettel mit niedergekritzelten Telefonnummern, aber da er sie ihr so großzügig überließ, waren sie nutzlos.
    Im Übrigen brauchte sie seine Hilfe nicht mehr.
    Sie faltete den Bogen mit den Angaben zu Lindas Exmann auseinander. Wohnadresse in Varberg. Die Namen und Personennummern der biologischen Eltern, der Vater hatte ein V und ein neues Datum hinter seiner Personennummer. Sie zog das beiliegende Blatt mit den Abkürzungserläuterungen heraus, und begriff, dass das »verstorben« bedeutete. Unter den Eltern stand Lindas Name, E für Ehefrau und dasselbe Scheidungsdatum wie auf ihrem Ausdruck. Und unter ihr Hellström, Johanna Rebecca. 930428-0318. V 010715.
    Ein verstorbenes Kind. Die Scheidung nur wenige Monate später. Kurz bevor sie sich scheiden ließen, hatte Lindas Exmann ein Kind verloren.
    Sie stand auf, ihr war nicht wohl. Wieder der Druck in der Brust. Wie immer hatten die Schuldgefühle gegenüber Axel ihn herbeigeführt. Die Gedanken an ihre Unfähigkeit, ihm einen guten Start ins Leben zu bereiten. Wenn Axel jemals etwas passierte? Wie war es dann noch möglich zu überleben? Sie hatte sich hin und wieder gefragt, ob überhaupt

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