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Der Seitensprung

Titel: Der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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einfach nicht ohne einander leben.«
    Das zog, er konnte es deutlich sehen. Selbst entscheiden zu können war eine Sache, verstoßen zu werden eine andere.
    »Hat Eva Sie gebeten, mir das alles zu erzählen?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Es wurde einen Moment lang still.
    »Aber ich tue es für Eva, weil ich sie liebe. Sie ist die phantastischste Frau, die mir je begegnet ist. Vollendet, in jeder Hinsicht. Tja, Sie wissen ja, was ich meine.«
    Er schmunzelte vertraulich, von Mann zu Mann.
    Der andere musste schlucken. Nun war deutlicher Widerwille in seinem Blick zu erkennen.
    »Wie lange kennen Sie sie schon?«
    Jonas tat, als würde er nachdenken.
    »Seit ungefähr einem Jahr.«
    »Ein Jahr! Sie sagen, Sie und Eva haben seit einem Jahr ein Verhältnis?«
    Jonas ließ sein Schweigen für sich sprechen und stellte fest, dass er einen Treffer gelandet hatte. Ihre Ehre war wiederhergestellt. Nun wusste der Mistkerl, dass er eine Frau betrog, die von einem anderen Mann geliebt wurde, von jemandem, der sie verdiente. Dass er sowieso überflüssig war in ihrem Leben. Bereits aussortiert.
    So. Jetzt kannst du gehen. Je früher, desto besser.
    »Ich weiß. Es ist ein beschissenes Gefühl, so hintergangen zu werden wie Sie. Ich wünschte, Sie hätten das alles früher erfahren, damit Sie selbst hätten entscheiden können, was zu tun ist. Es wäre für uns alle besser gewesen, wenn Eva und ich es von Anfang an gewagt hätten, ehrlich zu sein, aber nun ist es so, wie es ist. Es ist vielleicht ein schwacher Trost, aber Sie haben ja keine Ahnung, wie anstrengend es ist, andere Leute zu hintergehen. Ich möchte wirklich um Verzeihung bitten.«
    Die Türen hinter ihnen schoben sich zur Seite, und die hellblonde Frau kam mit einer Reisetasche auf Rollen im Schlepptau herein. Als sie die beiden erblickte, blieb sie unvermittelt stehen und sah unentschlossen in eine andere Richtung. Die Blicke, die Jonas ihr zuwarf, ließen den anderen folgen, sich ihr zuwenden. Der Mann, der Henrik hieß und soeben begriffen hatte, dass nichts so war, wie er geglaubt hatte, packte seine Tasche.
    Jonas konnte der Frage nicht widerstehen.
    »Ist das jemand, den Sie kennen?«
    »Nein, ich muss jetzt gehen.«
    Er schickte sich an, seinen Weg in das Terminal fortzusetzen, hatte ganz offensichtlich Angst, seine Reisebegleitung zu offenbaren. Jonas hielt ihn fest.
    »Noch etwas, Henrik, sowohl Ihretwegen als auch um meinetwillen. Verraten Sie Eva bitte nicht, dass Sie Bescheid wissen. Sie hat mir gesagt, dass Sie bis Mittwoch verreisen, und ich möchte sie in den folgenden Tagen dazu überreden, es Ihnen selbst zu sagen, wenn Sie zurückkommen. Was soll ich noch tun? Ich hoffe, dass Sie trotz allem eine vergnügliche Reise haben. Bis dann.«
    Mit den Worten drehte er sich um und überließ ihn seinem Schicksal.
    Sein eigenes Schicksal kannte er bereits, und die Sehnsucht wurde mit jedem Schritt stärker, mit dem er sich ihm näherte.
    Um das Warten zu ertragen, würde er sofort hinfahren und sich einen Blick auf sie gestatten.

 
    ALS DIE TÜREN in der Götgatan 76 zur Seite glitten und sie hereinließen, war es Viertel nach neun. Durch das Glas im Windfang sah sie, dass das Foyer der Steuerbehörde bereits voller Menschen war, aber sie hatte es nicht eilig. Sie hatte drei Tage Zeit, um herauszufinden, was sie wissen musste, vor Mittwochabend würden sie nicht zurückkommen.
    Sie war noch nie dort gewesen, aber wo sollte man die Personennummern von anderen Leuten erfahren, wenn nicht bei der Steuerbehörde? Sie bildete sich ein, dass es leichter wäre, wenn sie nur die Nummer hätte. Kerstins Enthüllung einer belastenden Erfahrung in Lindas Vergangenheit. Eine Information, die ebenso interessant wie nützlich sein könnte.
    Ein weißer Anschlag klebte an der Glastür: »Bitte ziehen Sie eine Wartenummer entsprechend Ihrem Anliegen.«
    Ihr Anliegen? Davon erzählte sie lieber nichts.
    Es gab vier Möglichkeiten: Steuerfragen, Ausland, Meldewesen, Personenstandsurkunden.
    Meldewesen klang gut, sie druckte eine Wartenummer aus und setzte sich auf einen der vielen Stühle. Es waren noch fünfzehn Personen vor ihr an der Reihe. Sie schaute sich um. Links von ihr standen vier Computer, und sie erhob sich, um sie näher in Augenschein zu nehmen. Vielleicht gab es hier eine Art von Selbstbedienung. Am besten wäre es gewesen, sie hätte mit gar niemandem sprechen müssen. Einer der Computer war frei, und sie zog den Stuhl heraus und setzte sich. Zu ihrer Linken

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