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Der Seitensprung

Titel: Der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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schüttelte in aufrichtiger Abscheu den Kopf.
    »Weil sie wissen wollten, wann wir Axel abholen.«
    Verfluchter Mist. Alles brach zusammen.
    »Wie wäre es, wenn du diese Nabelschnur mal durchschneiden würdest? Mit dir zusammenzuleben heißt, verdammt nochmal, auch mit deinen Eltern verheiratet zu sein. Sie sind wie ein ... wie ein ekliger Schleim, der überall kleben bleibt. Mein Gott, waren sie verständnisvoll.«
    Mit verstellter Stimme fuhr er fort: »Armer kleiner Henrik, wie geeeeeht's dir denn?«
    Sein ganzer Körper drückte Abscheu aus.
    »Wie, zum Teufel, kannst du zu ihnen rennen und ihnen alles erzählen, bevor du mit mir sprichst? Aber klar, so hast du es ja immer getan, warum sollte eine kleine Scheidung da einen Unterschied machen. Verfluchte Scheiße, es ist ihre Schuld, dass es mit uns so weit gekommen ist.«
    Ihre Wut war augenblicklich geweckt.
    »Meine Eltern haben uns immer unterstützt. Das kann man von deinen nicht behaupten.«
    »Die lassen uns wenigstens in Frieden.«
    »Stimmt, das kann man wirklich sagen.«
    »Lieber das als das Getue deiner Eltern. Du hast sie immer an die erste Stelle gesetzt. Vor mir. Als wären noch immer sie deine Familie.«
    »Das sind sie ja auch.«
    »Da siehst du es. Willst du nicht auch Kinder mit ihnen kriegen? Und bei ihnen einziehen? Ficken kannst du ja weiterhin mit deinem Liebhaber.«
    Er schlug mit der Faust gegen den Türrahmen und verschwand in der Küche. Sie folgte ihm. Er stand vornübergebeugt an die Küchenbank gelehnt, und sein Oberkörper wurde von seinen heftigen Atemzügen gehoben.
    Wie konnte er es wagen!
    »Was meinst du damit, verflucht nochmal?«
    Er drehte sich um und sah sie an.
    »Du kannst jetzt aufhören, mir was vorzuspielen. Er hat mir alles erzählt.«
    »Welcher Er?«
    Ein herablassendes Lächeln flog über sein Gesicht.
    »O wie pathetisch! Man kann ja viel über dich sagen, aber dass du so feige bist, hätte ich nicht geahnt.«
    »Und das sagst ausgerechnet du!«
    Er verstummte. Sie hatte einen Treffer gelandet und war wieder in der überlegenen Position. Aber wie lange? Was durfte sie wissen und was nicht? Einerseits durfte sie nichts von Linda wissen, andererseits war sie ihre einzige Rechtfertigung für das, was sie getan hatte. Doch nun war ihr ausgetüfteltes System durcheinander geraten. Alles konnte gegen sie verwendet werden.
    »Was hat dir welcher Er erzählt?«
    »Gib auf, Eva. Ich sage doch, dass ich bereits weiß, was du treibst, du kannst aufhören mit der Maskerade. Soll er jetzt hier einziehen, wenn du mich hinauswirfst?«
    »Wovon redest du? Welcher beschissene Er?«
    Mit einer kurzen Bewegung fegte er die Obstschale auf den Boden. Äpfel und Apfelsinen rollten auf der Flucht vor den scharfen Keramikscherben über die geölten Dielen.
    Er ging ins Schlafzimmer.
    Sie folgte ihm.
    »Kannst du mir nicht antworten, anstatt alles zu leugnen? Es liegt ja wohl kaum an der Obstschale, dass du mir keine Antwort gibst.«
    Er zog die oberste Schublade der Kommode heraus und begann, in ihrer Unterwäsche zu wühlen.
    »Was machst du?«
    »Wo ist es? Das schöne neue Tagebuch, das du geschenkt bekommen hast.«
    »Willst du es etwa zurück?«
    Er hielt inne und starrte sie an.
    »Jetzt hör aber auf! Ich habe es dir doch aufs Bett gelegt, verflucht nochmal. Ich habe das Ding und diese ekelhafte Haarsträhne bereits gesehen. Wie alt ist er eigentlich? Habt ihr auch Halskettchen getauscht? Es wäre doch niedlich, wenn du von nun an mit einem kleinen goldenen Anhänger um den Hals herumlaufen würdest.«
    Er hielt den schwarzen Spitzenbüstenhalter in die Höhe und wedelte ihr damit vor dem Gesicht herum.
    »Ich nehme an, dass er einen Riesenständer kriegt, wenn du den anhast, auch wenn das schwer nachzuvollziehen ist.«
    Sie stand stumm da. Hatte er vollkommen den Verstand verloren?
    Er knallte die Schublade zu und verließ das Zimmer. In der Wohnzimmertür, wo er plötzlich stehen geblieben war, holte sie ihn ein.
    »Du hast sie wirklich nicht mehr alle.«
    Er schien ernst zu meinen, was er sagte, und sie folgte seinem Blick. Auf dem Wohnzimmertisch stand die Vase mit den grünen Stielen. Die Rosen waren spurlos verschwunden. Abgeschnitten und entfernt.
    Nun rümpfte sie verächtlich die Nase.
    »Sich solche Umstände zu machen. Das hättest du dir sparen können, ich wollte sie sowieso nicht haben.«
    Er drehte sich zu ihr um und machte jetzt ein Gesicht, als wäre sie geisteskrank. Das Telefon klingelte. Keiner von beiden

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