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Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)

Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)

Titel: Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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verlieren, damit er empfänglich für die vom Winterhimmel einstrahlenden, ordnenden kosmischen Kräfte wird, die dann in die neue Saat und die Pflanzen übergehen.“
    Von solchen Ideen ist man heute abgekommen, denn man hat erkannt, dass sich das meiste Bodenleben in den obersten Schichten befindet. In einem einzigen Esslöffel guter Gartenerde befinden sich Milliarden von Kleinstlebewesen, die alle Lebensfunktionen – Stoffwechsel, Atmung, Vermehrung, Ausscheidung – vollbringen. Sie lassen die Nährstoffe zirkulieren, lösen Spurenelemente aus den Mineralien, puffern das Säure-Basen-Verhältnis, geben dem Boden ein gutes Gefüge, bauen alte, verwesende organische Stoffe um und stellen sie den Pflanzen zur Verfügung. Einige neutralisieren Schadstoffe, andere können den Stickstoff unmittelbar aus der Luft fixieren. Neben den Bodenbakterien, Strahlenpilzen, Pilz-Myzelien und Algen befinden sich in der oberen Schicht, im sogenannten Mutterboden, Ur-Insekten, Springschwänze, Milben, Gliederfüßler und Regenwürmer als Teil eines hoch komplizierten Ökosystems. Also versucht man den Boden mit der Grabforke, einem Sauzahn (ein Handgerät mit einem gebogenen Zinken) oder einem Krail (Bodenbearbeitungsgerät mit klauenartig im rechten Winkel abgebogenen Zinken; siehe > ) zu lockern, ohne die natürliche Bodenschichtung zu stören. Im Herbst nach der Ernte wird also, anstatt umgegraben, der Boden gemulcht – mit einer Mulchdecke, bestehend aus altem Heu, Laub, Stroh oder anderem organischen Material, abgedeckt. Das schützt die wertvolle Humuskrume und füttert die Regenwürmer und die anderen Bodenorganismen, begünstigt aber leider auch Schnecken und Wühlmäuse.
    Im zeitigen Frühjahr entfernt man die Bodenbedeckung. Der Boden wird mit einem Krail gelockert, mit Kompost und Steinmehl gedüngt, Saatrillen werden gezogen und eingesät oder die Setzlinge eingepflanzt.

    „Wenn wir wieder schauen lernen, spricht die Seele der Pflanze unmittelbar zu unserer Seele.“
    Trotzdem umgraben
    Wo der Boden sowieso sandig und locker ist und die Schnecken unter Kontrolle sind, ist das Nichtumgraben und Mulchen eine hervorragende Methode, den Boden zu behandeln. Bei uns kam das aber leider nicht in Frage. Der Boden war schwer, er tendierte zur Verunkrautung, und die roten Nacktschnecken lauerten in ihren Startlöchern im Umfeld. Das Allgäuer Klima ist hart, der Schnee liegt lange und es dauert, ehe er aufwärmt. Da ist Mulch eher hinderlich, da er den Boden kühl hält.
    Also ist es ein alljährliches Ritual geworden, im Frühling mit der Grabforke den relativ großen Garten umzugraben. Das ist nicht nur eine gute, meditative Arbeit: Dadurch bekomme ich auch die Unkräuter unter Kontrolle, die später die Saaten bedrängen und viel Zeit für das Jäten erfordern würden. Besonders die kriechenden Wurzelausläufer der Quecke und des Gierschs, die dürren schwarzen Rhizome des Ackerschachtelhalms und andere Überlebenskünstler bekommt man so in den Griff. Einige der Queckenwurzeln behalten wir, denn sie eignen sich gut als harntreibender Tee, getrocknet und gemahlen kann man sie auch in Notzeiten unter das Brotmehl mischen. Der Ackerschachtelhalm treibt wieder aus, denn seine Speicherknolle sitzt tief – ungefähr einen Meter – in der Erde, aber er wird wenigstens gebremst. Die Schachtelhalm-Rhizome sowie die frischen grünen Wedel sammeln wir sowieso, als kieselhaltigen Tee oder als Badezusatz. Würde man eine Motorfräse verwenden, dann würde man mit diesen vitalen mehrjährigen Unkräutern noch gravierendere Probleme bekommen. Indem die Fräse-Messer die Rhizome und Ausläufer zerhacken und verkleinern, vermehrt man sie. Denn jedes kleine Stückchen entwickelt sich zu einer neuen, ebenso vitalen Pflanze.
    Auch wenn es stimmt, dass die Bodenflora durch das Umgraben gestört und teilweise geschädigt wird, dauert es nicht lange, bis sich das Bodenleben wieder voll entfaltet.

    Kürbisse gehören zu meinem Gartenglück. In Amerika lernte ich pumpkin pie, einen wunderbaren gewürzduftenden Kürbiskuchen, schätzen – nur leider mögen die Kürbisse das Allgäuer Klima nicht.
    Nicht alles wächst überall
    Erst nach einigen Jahren wurde mir klar, wie kühl der Boden und das Wetter hier sind. Freilandtomaten, Gurken, Portulak, Aubergine, Artischocke, Paprika, Chili, die meisten Kürbisarten und verschiedenen Sorten der Sommer- oder Winterkürbisse konnte ich getrost vergessen: Sie reifen nicht. Unter den Kürbissen sind es

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