Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)
werden sie von Erde und Schneckenschleim gesäubert und in der Adventszeit dann mit frischer Farbe neu angemalt. Den Kindern machte das immer Spaß.
Die alten Gärtner gaben ihren Gärten absichtlich eine menschenähnliche (anthropomorphe) Form. Der Garten war für sie, wie der Mensch, ein Mikrokosmos. Die einzelnen Gemüsebeete liegen rechtwinklig, wie die Rippen entlang der Wirbelsäule, rechts und links vom Hauptweg; in der Mitte befindet sich das Herzrondell und am oberen Ende der „Kopf“. Der Kopf, das Hirn des Gartens, ist für mich der Kompost, denn wie wir in den nächsten Kapiteln erfahren, wird das komplexe Bodenleben und folglich das gesunde Pflanzenwachstum vor allem von dem im Komposthaufen entstandenen Humus unterstützt.
Beete ausmessen
Zum Ausmessen des umgegrabenen Ackers sind ein Zollstock, Pflöcke und Schnüre nötig. Das Ausmessen ist wichtig, denn so kann man den Pflanzen den optimalen Raum bieten, den sie zum Wachstum brauchen. Wenn mich Freunde oder Bekannte im Frühjahr besuchen, sind sie oft entsetzt, wenn sie den frisch ausgemessenen, eingesäten Garten zu Gesicht bekommen. Die Fläche sieht aus wie das Reißbrett eines ordnungsversessenen Ingenieurs. „Das haben wir von dir gar nicht erwartet!“, höre ich da, „du bist doch sonst immer so spontan.“ Im Herbst dagegen, wenn die Pflanzen ihre volle Größe erreicht haben, scheint alles wild durcheinander zu wachsen und niemand käme auf die Idee, dass diesem üppig wuchernden Dschungel eine exakte Ausmessung zugrunde liegt.
Es gibt natürlich viele Arten, Beete zu gestalten. Man kann sie zum Beispiel als Spiralen oder als kniehohe Hügelbeete anlegen. Als am sinnvollsten hat sich über Jahrhunderte folgende Beetabmessung erwiesen – Gärtnermeister Manfred Stauffer hat sie mir beigebracht:
Das optimale Beet ist 1,20 Meter breit (und beliebig lang).
Die Wege zwischen den Beeten sind 30 bis 40 Zentimeter breit (oder so breit, wie des Gärtners Fuß lang ist).
Bei diesen Maßen ist es möglich, vom Weg aus mit den Händen bequem die Mitte des Beetes zu erreichen, ohne auf dem Beet selber laufen zu müssen. So bleibt der Mutterboden locker, krümelig und die Hohlräume zwischen den Erdkrümeln, in denen die Wurzeln und die symbiotischen Bodenkleinlebewesen die lebensnotwendige Luft und Wasser finden, bleiben erhalten. Unnötiges Herumtrampeln auf den Beeten verfestigt den Boden.
Als Bohnenstangen verwende ich etwa drei Meter lange dünne Äste, die ich im Wald finde. Sie müssen gut in den Beeten verankert werden, erst danach sät man die Bohnen rund um die Stangen.
Pflanz- und Saatabstände
Alle Pflanzen gedeihen besser, wenn sie ausreichend Platz zu ihren Nachbarn haben. Die idealen Abstände sind folgende:
25 Zentimeter zwischen den Reihen von: Karotten, Zwiebeln, Schalotten, Lauch (Porree), Spinat, Knollenziest, Schwarzwurzeln, Haferwurzeln
30 – 35 Zentimeter zwischen den Reihen von: Rote Bete (Randen), Rettichen, Steckrüben, Wurzelpetersilie, Kohlrabi, Salat, Sellerie (Stangensellerie oder Knollensellerie), Gemüsesenf, Pastinaken, Gemüsefenchel
35 – 40 Zentimeter zwischen den Reihen von: Mangold, Krautstielen, Kohlsorten (Blumenkohl, Brokkoli, Grünkohl, Rosenkohl, Rotkohl, Weißkohl, Wirsing), Favabohnen (Puff-, Pferde- und Saubohnen)
Folgende Gemüsepflanzen lassen sich nicht gut in den normalen 1,20 Meter breiten Beeten unterbringen. Sie brauchen mehr Raum oder besondere Standortbedingungen:
Kartoffeln
Der Reihenabstand zwischen den Kartoffeln beträgt idealerweise 60 bis 70 Zentimeter; zwischen den einzelnen Stauden 30 bis 40 Zentimeter. So können sie gut gehackt und mit Erde angehäufelt werden. Der gärtnerische Fachausdruck „Anhäufeln“ bedeutet, dass man mit einer Hacke oder dem Rechen die lockere Erde an die junge Pflanze, also in deren Sprossbereich, heranzieht. Dadurch bilden die Pflanzen mehr Seitenwurzeln aus und können so auch mehr Nährstoffe aufnehmen – sie wachsen besser und werden kräftiger.
Hülsenfrüchte
Stangenbohnen brauchen Beete von etwa 1 Meter Breite. Die einzelnen Stangen werden in einem Abstand von 70 bis 90 Zentimetern in den Boden gesteckt. Rundherum um jede Stange steckt man etwa 8 bis 10 Bohnensamen in die Erde. Wenn die Keimlinge anfangen auszutreiben, werden sie mit der Hacke angehäufelt.
Buschbohnen sät man am besten in kreisrunden Horsten, wobei die Entfernung zwischen den Horsten optimalerweise 60 Zentimeter beträgt. Man kann sie aber auch in Reihen säen, mit
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