Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)
auf das lokale Mikroklima, auf die Höhenlage und darauf, ob der Ort sonnig oder schattig, ob der Boden feucht oder trocken ist, ob es sich dabei um Humus-, Sand- oder Lehmboden handelt. Unter diesen Umständen fällt es schwer, zu verallgemeinern, was da jeweils als Wildgemüse gedeihen kann.
Hopfen und Kaukasischer Beinwell nützen den Zaun gern als Stütze. Die jungen Hopfensprossen sind im Frühjahr eine Delikatesse, und im Herbst ernten wir die Zapfen für einen beruhigenden Tee.
Essbare Landschaften
Leichte Sandböden etwa, die kaum in der Lage sind, Wasser zu speichern, weisen eine völlig andere Wildpflanzenvegetation auf als die schweren Ton- oder Humus-Lehm-Böden hier im Allgäu. Auf durchlässigen, sonnigen Böden fühlt sich zum Beispiel der Wiesenbocksbart wohl, ebenso Wilder Fenchel, Wilde Möhre und Beerensträucher wie etwa der Sanddorn. Steinige, besonnte Böden werden gern von Pflanzen bewohnt, die wir als Würzkräuter verwenden: einheimische Thymiana etwa, die man deshalb auch gut in Pflasterritzen und auf Steinmauern ansiedeln kann.
Humusreiche Wiesen sind mit Löwenzahn und Spitzwegerich besiedelt, wenn sie etwas feuchter sind auch mit Wiesenknöterich und Wiesenschaumkraut. Am sonnigen Bachlauf wachsen Bachbunge und Brunnenkresse, Rohrkolben und Mädesüß – jede Pflanze hat unterschiedliche Bedürfnisse, jede Umgebung deshalb andere Pflanzen.
Deshalb beschränke ich mich hier darauf, Ihnen zu erzählen, was rund um unseren Garten unter der Hecke, auf der Wiese und am Waldrand wächst. Über die Frühlingskräuter, die „grüne Neune“, haben wir schon gesprochen (siehe > ff.). Außerdem gibt es zum Beispiel folgende essbare Wildpflanzen im „extensiven Garten“ jenseits der Beete:
Meine essbaren Wildpflanzen
Im Garten
Außerhalb meiner gepflegten Gemüsebeete wächst für den Betrachter wilde Wiese, Wildstauden und Gesträuch. Ich liebe meinen Wildpflanzengarten, der ohne meine Pflege wächst und in dem ich trotzdem ernten kann. Wenn die eine oder andere Wildpflanze noch nicht in Ihrem Garten wächst, helfen Sie nach und säen Sie gesammelte Samen großzügig aus. Wo die Pflanze sich wohlfühlt, wird sie sich ansiedeln.
Bocksbart
Die jungen Triebe und Blätter des Wiesenbocksbarts wie auch seine im Herbst gegrabenen Wurzeln sind eine Köstlichkeit. Die knospigen Blütenstände schmecken als Pfannengemüse. Weil die gelben Korbblüten dieses Wiesenbewohners so schön sind, lasse ich sie meistens lieber stehen. An ihrer statt säe ich in meine Gartenbeete die kultivierte Haferwurzel, eine nahe Verwandte mit ähnlich schönen, aber lila-bläulichen Blüten.
Guter Heinrich
Neben dem Haus und dem Stall wächst ein Verwandter der Melden. Es ist der Gute Heinrich. Ein Gemüse aus den jungen Trieben und Blättern schmeckt mir besser als der normale Spinat. Aus den Samen kann man eine Art Grütze oder Brei kochen. Das Gänsefußgewächs wuchert oft auf den stickstoffgesättigten Böden rund um die Sennhütten. Wie auch die Brennnessel bietet es den Sennern und Sennerinnen ab und zu ein vitaminreiches Gemüsegericht. Zu oft darf man den Guten Heinrich aber nicht essen, da er Saponine und Oxalsäure enthält, die dem Rheumatiker oder dem Nierenkranken zu schaffen machen würden. Wegen der vielen Saponine sollte man das Kochwasser wegschütten. Wo die Pflanze selten ist, steht sie bei uns unter Naturschutz.
Hopfen
Der alte Bergbauer Hans brachte uns einige Hopfenstecklinge. Nun wuchert die Schlingpflanze munter den Blitzableiter bis zum Dach empor, auch entlang des Zauns und in die Äste der Bäume. Die grünen, saftigen Frühlingstriebe sind ein begehrtes Gemüse für uns. Ursprünglich galt die Kletterpflanze ja tatsächlich als feine Gemüsepflanze. In Notzeiten kann man die geernteten Sprossen trocknen. In Russland werden die Wurzeln des Hopfens gebraten oder in Suppe gekocht. Die Verwendung der weiblichen Blüten als Bierwürze wurde erst von den Benediktinern eingeführt. Die alten Kelten und die Germanen kannten noch kein gehopftes Bier.
Klette
Als Heilmittel haben wir diese bärenstarke Pflanze schon erwähnt. Die Klette ist ein zweijähriger Korbblütler. Im ersten Jahr sammelt er seine Kraft in der Wurzel und im zweiten Jahr schießt diese Kraft in die Blüten- und Samenentwicklung. Im Spätherbst des ersten Jahres, gegen Ende der Wachstumsperiode, ist also die richtige Zeit, die Wurzel als Gemüse auszugraben. Im Geschmack ähnelt sie der Schwarzwurzel. Klettenwurzel ist
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