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Der seltsame Mr Quin

Der seltsame Mr Quin

Titel: Der seltsame Mr Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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jemandem hier etwas ausrichten? Ist es etwas für mich? Für John? Für Sarah? Für Evelyn? Nein… Aber sonst ist keiner hier… Ach, haben Sie vielleicht eine Nachricht für Mr Sattersway?… Er sagt ›ja‹! Mr Sattersway, da ist eine Nachricht für Sie.«
    »Was sagt er denn?«
    Mr Sattersway war nun hellwach und hatte sich gespannt und erwartungsvoll in seinem Stuhl aufgerichtet.
    Der Tisch wackelte, und eins der Mädchen begann mitzuzählen. »Lai… das ist doch Unsinn. Kein Wort fängt mit Lai an.«
    »Weiter«, sagte Mr Sattersway so eindringlich, dass sie ohne zu fragen fortfuhren.
    »Laidel… und noch ein l. Das scheint alles zu sein.«
    »Weiter!«
    »Würden Sie bitte weitersprechen?«
    Eine Pause trat ein.
    »Mehr hat er anscheinend nicht zu sagen, der Tisch rührt sich nicht. Zu dumm!«
    »Nein«, sagte Mr Sattersway nachdenklich. »Für dumm halte ich das nicht.«
    Er erhob sich, verließ das Zimmer, schritt geradewegs auf das Telefon zu und ließ sich mit Laidell verbinden.
    »Kann ich Miss Keeley sprechen? Madge, sind Sie es, mein Kind? Ich muss nun doch nicht so dringend nach London zurück, wie ich dachte. Darf ich Ihre liebe Einladung noch annehmen und zu Ihnen kommen? Ja, schön… Dann bin ich kurz vor dem Abendessen da.« Seine welken Wangen waren sonderbar gerötet, als er auflegte. Mr Quin, der mysteriöse Mr Harley Quin! Mr Sattersway zählte an den Fingern ab, wie oft er mit diesem unergründlichen Mann in Berührung gekommen war. Überall, wo er auftauchte, passierte etwas. Was war in Laidell geschehen? Oder würde es erst noch geschehen?
    Was es auch sein mochte, Mr Sattersway war überzeugt, dass er in Laidell gebraucht wurde.
     
    Laidell war ein großes Haus. David Keeley, der Besitzer, gehörte zu jenen stillen, unscheinbaren Menschen, denen man meist nicht mehr Beachtung schenkte als einem Möbelstück. Jedoch stand seine Unauffälligkeit in keinem Verhältnis zu seinem Verstand. David Keeley war ein hervorragender Mathematiker und hatte ein Buch verfasst, das dem größten Teil der Menschheit immer unverständlich bleiben würde. Aber wie so vielen eminent begabten Menschen fehlte es ihm an der körperlichen und geistigen Ausstrahlung, die eine Persönlichkeit ausmachte. In seinem Bekanntenkreis nannte man ihn scherzhaft »den Unsichtbaren«. Diener übergingen ihn beim Servieren, und Gäste unter seinem eigenen Dach vergaßen ab und zu, ihn zu begrüßen oder sich von ihm zu verabschieden.
    Madge, seine Tochter, war ganz anders geartet. Sie war ein prachtvoller junger Mensch, eine lebensprühende, tatkräftige Persönlichkeit; gesund an Leib und Seele und auffallend hübsch dazu.
    Sie begrüßte Mr Sattersway herzlich. »Wie schön, dass Sie doch noch kommen konnten!«
    »Es war sehr freundlich von Ihnen, mir meine Meinungsänderung nicht übel zu nehmen. Wie gut Sie aussehen, Madge!«
    »Ach, das tue ich immer!«
    »Ich weiß, und das meinte ich eigentlich auch nicht. Blühend sehen Sie aus; ja, das wollte ich sagen. Ist irgendetwas geschehen, mein Kind? Irgendetwas – hm – Besonderes?«
    Sie lachte und errötete ein wenig. »Es ist wirklich schlimm mit Ihnen, Mr Sattersway. Immer erraten Sie alles!«
    Er ergriff ihre Hand. »Aha! Er, der Herrlichste von allen, hat sich eingefunden!« Das klang etwas steif und altmodisch, aber Madge nahm keinen Anstoß daran. Sie fand seine altmodische Art liebenswert.
    »Ja, es stimmt. Nur sollte es eigentlich noch niemand wissen. Dass Sie das Geheimnis erraten haben, macht aber nichts, Mr Sattersway. Sie sind immer so nett und verständnisvoll.«
    Mr Sattersway nahm regen Anteil an den Romanzen anderer Menschen. Er war sentimental und altmodisch. »Ich darf wohl nicht fragen, wer der Glückliche ist? Nun, dann kann ich nur hoffen, dass er der Ehre, die Sie ihm erweisen, würdig ist.«
    Er ist ein Schatz, der alte Mr Sattersway, dachte Madge. »Oh«, sagte sie, »ich glaube, wir werden uns fabelhaft verstehen. Wir haben so vieles gemeinsam und teilen die gleichen Interessen; das ist furchtbar wichtig, nicht wahr? Außerdem kennen wir uns schon so lange und wissen alles übereinander. Man kann ein schönes, sicheres Gefühl haben, wenn es so ist, finden Sie nicht?«
    »Ohne Frage«, antwortete Mr Sattersway. »Obgleich ich nicht glaube, dass man alles über einen anderen Menschen wissen kann. Gerade das macht das Leben so abwechslungsreich und interessant.«
    »Ich lasse es jedenfalls darauf ankommen«, meinte Madge lachend, während sie die

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