Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
Vom Netzwerk:
es lieber gewesen, wenn diese Frau nichts mit seinen Ermittlungen zu tun haben würde. Aber andererseits konnte er Steffis Entscheidung verstehen.
    »Ja, und dann musste ich, die langmütige Assistentin, nur noch schnell zurückradeln, um weiter ihre Dienste zu tun! Und was muss sie hier vorfinden? Den Weltuntergang! Diese ganzen Leute haben alles auseinandergenommen. Der Kaffeeautomat ist kaputt – und das bringen Sie Claudia bitte schonend bei – mein Arbeitsplatz ist von einem Bauernlümmel in Uniform belegt, der bei uns wahrscheinlich nicht einmal für Falschparker eingesetzt worden wäre. Und um das Maß vollzumachen hat der, nachdem er alles auf meinem Tisch zweckendfremdet hatte, auch noch versucht, mich anzugraben! Unter dem Strich also wurde ich von meinem Vorgesetzten schikaniert und dann auch noch am Arbeitsplatz sexuell belästigt!«
    Eigentlich sah Steffi ganz reizend aus, wenn sie in Rage geriet. Ihre blauen Augen blitzten, ihre Haut nahm eine rosige Farbe an und auch ihre Haare schienen sich dann gerne aus dem strengen Pferdeschwanz zu lösen und das Gesicht zu umspielen. Maus konnte es dem bauernlümmeligen Kollegen nicht verdenken, dass er probiert hatte, bei ihr zu landen. Aber Stefanie Vogler war nicht in der Stimmung, sich von Maus diesen väterlich anerkennenden Blick gefallen zu lassen. Wütend verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte mit funkelnden Augen zurück. Die Luft war zum Schneiden dick. Die Atmosphäre knisterte. Sebastian Blum versuchte, sich auf seinem Stuhl ganz klein zu machen; ein aussichtsloses Unterfangen.
    Eine dicke Schmeißfliege flog gegen die Fensterscheibe. Einmal, zweimal, dreimal. Beim vierten Mal war die Wucht so stark, dass das Tier zurückprallte und auf dem Rücken landete. Das gedämpfte Brummen eines sich im Kreis drehenden Insekts war nun das einzige Geräusch im Raum und man konnte sich gar nicht vorstellen, dass im Rest des Gebäudes alles drunter und drüber ging. Maus wurde es sehr warm und er hätte am liebsten ein Fenster geöffnet. Jedoch hätte er dazu aufstehen und an Steffi vorbeigehen müssen. Die Fliege hatte es geschafft und sich wieder auf ihre Beine gedreht. Ihrem Intelligenzquotienten entsprechend setzte sie gleich wieder die sinnlosen Kamikazeflüge fort. Tja, manchmal muss man eben für andere denken, entschied Maus, stand auf, öffnete das Fenster und räusperte sich, während die Fliege hinausflog.
    »Hm, gegen die von Ihnen eben geschilderten Zustände müssen wir wohl schleunigst etwas unternehmen. Als Erstes wird wohl Hammer dem auswärtigen Kollegen eine andere Aufgabe zuteilen. Der räumt natürlich sofort Ihren Schreibtisch und kann sich vielleicht gleich anders nützlich machen und schnell zum Bäcker rüber und Kuchen besorgen. Tja und wegen der Kaffeemaschine: Da gibt es doch bestimmt so einen Reparaturservice. Den sollte man dann mal anrufen. Und in der Zwischenzeit nehmen wir halt die alte, verkalkte.«
    Steffis Augen wurden schmaler. Hatte er etwas vergessen? Maus überlegte fieberhaft.
    »Oh, ja, natürlich!«, manchmal konnte er wirklich ein Holzklotz sein. »Sie haben wie immer hervorragende Arbeit geleistet, bewahren in Krisensituationen den Überblick, was ich sehr zu schätzen weiß, und ich entschuldige mich dafür, dass ich Sie mit der schweren Beweislast allein gelassen habe.«
    Zur gleichen Zeit gelang es der dicken Schmeißfliege, durch ein offenes Fenster in den dritten Stock des Gebäudes einzudringen, wo sie sich gleich auf einem verwaisten Wurstbrot niederließ.

19
    Während der Oberförster Wasti mit Gewalt das Maul öffnete, um an die Patronen zu kommen, und Claudia auf der Suche nach dem perfekten Netzempfang im Wald verschwand, war Hannes Petersen über die kleine Holztreppe auf den Dachboden gestiegen. Eigentlich hatte er hier einen Raum wie bei den Zeichentrickfilmen von Heidi erwartet. Stroh auf dem Boden, eventuell eine Decke, ein Fenster, durch das die Tannen und der Himmel zu sehen waren. Was er aber vorfand, überraschte ihn so sehr, dass er erst einmal ungläubig blinzeln musste. Das war ja Luxus pur! Hier war einem Innenarchitekt der Superlative offensichtlich freie Hand gelassen worden. Das Resultat war vermutlich der Traum eines jeden protzsüchtigen Hollywoodstars oder Pornoproduzenten. Fast eingeschüchtert ging Hannes zu dem kreisrunden Wasserbett und drückte auf die Matratze. Es gluckerte, was ihn eigentlich nicht überraschen sollte, es aber doch tat. Cool! Der dicke rote Teppich

Weitere Kostenlose Bücher