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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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ihre Gedanken in Worte. »Aber diesmal sah ich eine Gelegenheit, ihm zu beweisen, dass i doch nicht so ein Versager bin«, er lachte bitter und fuhr fort. »Ich bin heimlich zu dem Treffpunkt gegangen und da hab ich sie gesehen, diese kleine Schlange, wie sie das Geld geholt hat. Dieses kaltblütige Miststück, diese gierige Natter, diese …«
    »Du hast dir also gedacht, dass du endlich die Aufmerksamkeit und das Lob von deim Vadder kriegst, indem du sie umbringst?«, viel zu schrill klang ihre Stimme und Claudia musste sich eingestehen, dass diese Anspannung nicht mehr lange zu ertragen war. Sie versuchte, sich gegen ihn zu stemmen, sodass sie wenigstens ihre Knie wieder durchdrücken konnte, aber er rührte sich nicht. Wie ein unerbittlicher Fels stand er hinter ihr. Ein leises Lachen erklang. Die Beichte schien ihm Spaß zu machen.
    »Eigentlich war’s ein bissel anders.«
    So kam sie nicht weiter. Sie musste einen anderen Weg finden, musste ihn dazu bringen, dass er sich entspannte, wieder etwas Vertrauen zu ihr fand und dabei endlich seinen Griff lockerte.
    »Wie war’s denn, Schorschi?«, leidlich gelang ihrer Stimme der Klang einer verständnisvollen Vertrauenslehrerin. »Es war nur ein Unfall, nicht? Du hast’s nicht so gemeint, du wolltest nicht …«
    Sein böses Lachen ließ sie sofort verstummen. Jetzt gewann die Panik wieder Oberhand. Sie versuchte sich aus seinen Armen zu winden, doch sie hatte keine Chance und Georg hielt sie jetzt – immer noch lachend – noch fester an sich gepresst.
    »Schorschi! Hör auf! Du tust mir weh!«, flehte sie verzweifelt.
    »Ich schmus doch nur!«
    Irgendwo in seinem Inneren war ein Schalter umgelegt worden – wahrscheinlich während des Mordes an Heidi. Er war nicht mehr berechenbar, hatte nichts mehr zu verlieren, würde wie ein wütender kleiner Junge alle anderen Sandburgen zerstören. Claudia sah für sich nur noch eine Möglichkeit aus dieser Situation lebend herauszukommen: Sie musste ihn beruhigen, ihn wieder halbwegs auf Kurs bringen und dazu durfte sie ihn auf keinen Fall spüren lassen, welche Todesangst sie vor ihm hatte.
    »Ja, schmusen is immer guad!«
    Etwas Besseres fiel ihr im Moment nicht ein, aber vielleicht erinnerte es ihn an vergangene glückliche Tage. Sie sollte recht behalten. Er entspannte sich, seine Arme wurden etwas lockerer, er rieb seinen Kopf an ihrer Schläfe. Der metallene Geruch von Blut stieg ihr in die Nase, ihr wurde übel.
    »Ach, die Heidi, eigentlich is es schad um sie. Wir hatten immer eine unglaublich tolle Zeit.«
    Sehr gut, schoss es Claudia Hubschmied durch den Kopf, er wurde nostalgisch. Schöne Erinnerungen führen bekanntlich zu Entspannung; das wusste jeder, auch ohne vorher einen Yoga-Kurs gemacht zu haben. Aber wollte sie das wirklich hören? Sie musste! Schwer – als wolle sie sich vertrauensvoll an ihn kuscheln – lehnte sie sich abermals zurück. Ja, es funktionierte. Er schwankte leicht nach hinten; sie kamen etwas von der Absperrung weg, sie konnte wieder halbwegs stehen.
    »Das glaub ich auch. Sie war bestimmt eine ganz Liebe!«, fuhr Claudia fort. Jetzt kicherte er, aber sie achtete nicht mehr darauf, denn schon wieder hatte sie ein paar Millimeter gewonnen.
    »Wie war des dann gestern? Erzähl mal!«, und abermals hatte sie etwas mehr Platz.
    »Tja, was willste wissen?«
    »Alles, erzähl mir alles.«
    Fieberhaft überlegte sie, ob es schon möglich war, mit einem Tritt gegen sein Schienbein den Befreiungsschlag zu wagen. Nein, noch war es zu früh!
    »Nun!«, flüsterte er genüsslich. »Ich hab sie auf dem Weihnachtsmarkt kennengelernt. Da hat sich das kleine Luder mir an den Hals geworfen. Süß war sie, wirkte so unschuldig und war dann doch für alles zu haben. Wir haben uns dann immer heimlich getroffen, wenn du mit deinen Bullenfreunden unterwegs warst. Deine Schießübungen, dein Stammtisch, deine Fortbildungen waren ideal.«
    Er begann in seliger Erinnerung zu lachen.
    »Du siehst scho, du hast mich ganz schön vernachlässigt! Mich hat’s gewundert, dass du uns nicht eher auf die Schliche gekommen bist. Spätestens als wir dann zusammengezogen sind, hab ich damit gerechnet. Aber du hast ja gar nix gespannt! Dafür hätt uns fast einmal ihr dämlicher Bruder erwischt, als ich sie nach Haus g’fahrn hab. Aber der Idiot hat mich nicht erkannt. Und wir haben weitergemacht mit unserem fantastischen Sex, mein Schnittchen. Ned so ein lauer Standard wie bei uns. Wild war’s und hemmungslos.«
    Er

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