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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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abwimmelte und vor mir stehenblieb.
    »Was ist passiert?«
    »Sarah hat sich gemeldet.«
    Der Kommissar atmete tief aus. »Gott sei Dank, dann lebt sie.«
    »Ja, aber sie kann jeden Moment sterben. Sie befindet sich in seiner Gewalt. Er hat sie geholt. Ein idealeres Druckmittel hätte er sich nicht beschaffen können.«
    Vorbei war es mit Uwes Euphorie. »Und was sollen wir jetzt tun?« fragte er leise.
    »Ich kann es dir nicht sagen. Wir dürfen und wir können nichts tun. Nur abwarten.«
    »Sie wird sich wieder melden?«
    »Ja.«
    Er schaute mich schräg an und fragte leise: »Und dann? Was passiert dann? Kannst du mir das sagen?«
    »Woher denn?«
    »Wir sind also seine Schachfiguren.«
    »Leider.« Ich wollte von der Sache nichts mehr hören und fragte nach seinen Untersuchungen.
    Er zuckte mit den Schultern. »Der Mann arbeitet im Stadtarchiv. Man hat ihm die Kehle durchgeschnitten. Wie auch bei den drei anderen. Der verfluchte Sensenmann bleibt sich treu.«
    »Das habe ich gesehen. Spuren habt ihr nicht gefunden, die auf Lady Sarahs Aufenthaltsort hinweisen?«
    »Nein.«
    »Was sonst noch?«
    »Nichts, John, gar nichts. Ich war auch in dem Raum, in dem Lady Sarah gesessen hat. Sie hat tatsächlich alte Chroniken bekommen, die sie auch durchgegangen ist. Genauer habe ich sie mir noch nicht angeschaut. Wenn du willst, können wir es gemeinsam machen.«
    Der Vorschlag war nicht schlecht. Zwar wußte keiner von uns, ob es etwas brachte, doch in einer solchen Lage mußte man nach jedem Strohhalm greifen. Es war immer besser als hier herumzustehen und darauf zu warten, daß etwas passierte.
    Ludwig von Thann hatte ein Ziel. Das wußte ich. Doch ich wußte nicht, was sich dahinter verbarg. Was wollte und mußte er dem Teufel noch alles beweisen, was er nicht schon früher getan hätte? Möglicherweise fanden wir einen Hinweis in den alten Chroniken.
    Vom Fluß her wehte der Wind uns kalt in den Nacken. Er kam mir in diesem Fall wie der Hauch des Todes vor oder wie der einer Sense, die hautnah an meinem Kopf vorbeistrich.
    Die beiden Polizisten ließen uns passieren, und hinter uns beschwerte sich der wütende Reporter, daß der Kommissar die Pressefreiheit einfach überging und daß die Menschen ein Recht auf Information hatten, wie es im Grundgesetz festgehalten war.
    Die Spezialisten der Spurensicherung waren noch bei der Arbeit. Sie alle sahen nicht eben gut aus. Uwe Hinz erklärte mir, daß er und seine Leute eine derartige Anhäufung von Morden noch nicht erlebt hatten.
    »Willst du sofort sehen, wo Sarah gesessen hat?«
    »Das wäre mir recht.«
    Wir betraten wenig später einen sehr kleinen Raum, zu dem kein normaler Besucher Zutritt hatte. Er war mehr für die Mitarbeiter als Pausenraum gedacht. Ich wunderte mich laut darüber, daß nur ein Mensch im Haus gewesen war.
    »Wir haben noch keine Saison, John.«
    »Okay, verstehe.«
    Gemeinsam schauten wir uns das Buch an. Es stand viel über Ludwig von Thann darin. Es hätte sehr viel Zeit in Anspruch genommen, Seite für Seite zu lesen. Wir mußten methodisch vorgehen, aber wir fingen nicht am Beginn an, sondern von der letzten Seite her. Dort blätterten wir zurück.
    Ich hatte schon einmal Kontakt mit dieser Person gehabt. Allerdings auf einem anderen Weg. Und jetzt las ich in diesem altertümlichen Deutsch wieder, daß Obrigkeit und Klerus den Hexenjäger aus der Stadt hatten haben wollen. Er war ihnen zu reich und zu mächtig geworden. Da hatten manch Großkopferten gezittert.
    »Sie haben ihn vertrieben«, sagte ich, »aber er ist trotzdem geblieben.«
    »Sogar auf dem Friedhof.«
    »Richtig, Uwe.« Ich richtete mich aus meiner gebückten Haltung wieder auf. »So gut es auch zu ihm paßt, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß dieser Ort sein Ziel gewesen sein soll, das er dem Teufel noch schuldig ist. Da muß es noch etwas anderes geben.«
    »Was denn? Das Hexenhaus aufbauen?«
    Ich lachte nicht über die Frage.
    »Nicht direkt, aber indirekt könnte es schon etwas damit zu tun haben.«
    »Sei mal genauer.«
    »Er muß ihm etwas beweisen. Er muß ihm beweisen«, wiederholte ich mit schleppender Stimme, »daß es auch in dieser Welt und üi dieser Zeit noch Hexen gibt.«
    »Wie kann er das tun?«
    »Etwas ganz Verrücktes außerdem.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es kann sein, daß er Lady Sarah als Hexe ansieht und sie später dem Höllenfürsten weihen wird, um mal in seiner Sprache zu reden. Aber das kann es nicht allein sein. So etwas zu

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