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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr so trocken waren, wie es sein mußte.
    Hinz warf mir einen Blick zu. »Macht dich der Gedanke an Sarah so nervös?«
    »Nicht nur an sie.«
    »Von Thann?«
    »Ja. Er weiß, daß ihn jemand jagt. Er wird alles tun, um uns zu entgehen und auch, um uns zu schaden.
    Davon bin ich überzeugt. Ich hätte Sarah nicht allein gehen lassen sollen.«
    »Hättest du sie denn von ihrem Vorhaben abhalten können?«
    »Das auch nicht.«
    Uwe Hinz versuchte es mit einem Trost. »Es ist ja noch hell. Zumeist schlägt er ja in der Dunkelheit zu. Jedenfalls findest du mich in meinem Büro.« Uwe Hinz fuhr an den Straßenrand und stoppte.
    Ich stieg aus und ging auf das alte Gebäude zu. Aber was war hier in Bamberg nicht alt? Hier atmete jede Fassade eben die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte. Vor der alten Tür blieb ich für einen Moment stehen. Ich schaute mir auch die Scheiben an, hinter denen sich nichts bewegte. Es hätte ja sein können, daß Sarah hinausschaute.
    Die Eingangstür war nicht geschlossen. Ich konnte sie aufstoßen, weil sie jemand mit einem Holzkeil festgestellt hatte. Etwas verwundert und nicht eben guten Mutes betrat ich das Haus.
    Für die Umgebung hatte ich nur wenige Blicke übrig. Ich ging sehr schnell vor, sah eine Treppe und war im Moment unschlüssig, wohin ich mich wenden sollte.
    Der Flur war recht breit. Ich schaute in beide Richtungen und merkte, wie es in mir kribbelte. Es war ein ungutes Gefühl, das mich da durchrieselte.
    Gefahr!
    Ich zog die Waffe. Dann drehte ich mich langsam nach links. Der Flur war nicht nur breit, sondern auch hell genug, um ihn überblicken zu können.
    Ich sah ihn liegen.
    Mir stockte der Atem. Ich wurde blaß, hatte aber schon beim ersten Hinsehen gesehen, daß es nicht Lady Sarah war, die dort lag.
    Ein für mich fremder Mann lag auf dem Boden. Halb auf der Seite und halb auf dem Rücken. So war es für mich ein Leichtes, zu erkennen, wie er ums Leben gekommen war.
    Ludwig von Thann hatte ihn auf seine spezielle Art und Weise vom Leben in den Tod befördert. Das scharfe Blatt der Sense hatte wieder die Kehle des Opfers durchtrennt.
    In diesem Moment empfand ich einen irrsinnigen Haß auf den verdammten Killer. Ich dachte nicht einmal an Sarah Goldwyn. Ich sah einfach nur den Toten, den Unschuldigen, der mit all den Dingen überhaupt nichts zu tun hatte.
    Und jetzt das…
    Es war mir in diesen Augenblicken nicht möglich, die Gedanken zu ordnen.
    Daß ich mich umschaute, war irgendwie normal und wie eingefahren. Ich suchte nach anderen Menschen, besonders nach Lady Sarah. Nicht alle Türen ließen sich öffnen, doch diejenigen Zimmer, in die ich hineinschaute, waren leer. Es gab keine Menschen, auch nicht Lady Sarah.
    Für mich gab es zwei Möglichkeiten. Entweder hatte der Sensenmann sie getötet und mitgenommen, oder er hatte sie mitgenommen, ohne sie zu töten, denn in ihrer Lage war sie das perfekte Druckmittel gegen mich. Er wußte schließlich genau, daß ich ihn jagte, und so konnte er mich erpressen.
    Ich ging wieder dorthin, wo der Tote lag, und rief über Handy Kommissar Hinz an. Er war soeben in seinem Büro eingetroffen, wie er mir erklärte. Ich sagte ihm, daß er es wieder verlassen mußte.
    »Warum?«
    »Es gibt einen Toten.«
    »Sarah Goldwyn?«
    »Nein, einen Toten sagte ich. Ich kenne den Mann nicht. Er muß ein Mitarbeiter des Stadtarchivs sein.«
    »O Gott«, flüsterte er. »Wo bist du jetzt?«
    »Noch im Haus. Doch ich werde davor auf dich warten. Bring die Mannschaft mit.«
    »Ja, natürlich.«
    Ich verließ das Stadtarchiv, schaute auf den Fluß, sah das Wasser, das ruhig dahinströmte, und dachte natürlich an Lady Sarah, die in die Falle gelaufen war. Der Sensenmann war letztendlich raffinierte gewesen als wir. Auch kein Kunststück, denn er war uns stets einen Schritt voraus. Er hatte seinen Plan lange vorbereiten können und war nun in der Lage gewesen, zuzuschlagen.
    Natürlich stellte ich mir die Frage, ob Sarah noch lebte. Wenn er vorgegangen war wie immer, dann war sie tot.
    Aber die Dinge hatten sich geändert. Um sein Ziel zu erreichen und der Hölle etwas zu beweisen, mußte er mich als Hindernis aus dem Weg räumen. Er wußte auch, daß ich mich wehren konnte. Das hatte ihm mein Kreuz mitgeteilt, das auch als Vermittler zwischen uns diente.
    Und nun hatte er Lady Sarah. Durch sie konnte er mich tanzen lassen und an der langen Leine führen. Ich mußte einfach tun, was er wollte. Die Horror-Oma war ein zu starkes Druckmittel in

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