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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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akzeptiere ich ja«, sagte der Kommissar. »Aber wie ist es möglich, daß er all die Jahrhunderte überleben konnte und nicht verfiel? Man hat ihn schließlich nicht mumifiziert.« Er nickte mir zu. »Du bist doch der Fachmann.«
    »Keine Komplimente an falscher Stelle, Uwe. So einfach ist das nicht. Es gibt immer wieder Menschen, die sich auf die Seite des Teufels stellen und von ihm alles mögliche erwarten. Geld, Macht, Reichtum und auch das ewige Leben. Das sind so die Forderungen. Da hat sich seit Zeiten nichts geändert.«
    »Dann wollte er das ewige Leben.«
    »Kann sein.«
    Uwe Hinz schaute mich indigniert an. »He, woher rühren deine plötzlichen Zweifel?«
    Ich winkte ab. »Das ist jetzt nicht wichtig. Mir kam ein flüchtiger Gedanke, den ich später weiter verfolgen möchte. Zuvor gehe ich weiterhin davon aus, daß er seine alten Pläne verwirklichen will. Er möchte sich dort oben festsetzen. Nahe der Kirche, direkt beim Todfeind der Hölle. Das ist es.«
    »Und er hat sich Sarah Goldwyn geholt.«
    »Auch das.«
    »Wie gehst du weiterhin damit um?«
    »Überhaupt nicht. Er ist am Zug. Er wird es nicht vergessen. Aber wenn er mich anruft, Uwe, dann wird er mich nicht mehr unten in der Stadt finden, sondern auf dem Michaelsberg. Maria Muchs Zimmer steht leer. Es ist für mich eine gute Ausgangsbasis.«
    »Nicht nur für dich, John«, erwiderte Uwe Hinz. »Ich werde ebenfalls dabeisein.«
    »Du wirst lachen, aber das habe ich erwartet…«
    ***
    Das Handy war aus. Der Sensenmann hatte es ausgestellt und mit seinen knochigen Fingern beinahe zerquetscht. Noch heil warf er es in Sarahs Schoß. »Du hättest auch kein Wort mehr sagen dürfen«, drohte er ihr und zog das Blatt der Sense dicht an ihrem Hals entlang vorbei. Er hatte die Sense dabei lässig in der Hand gehalten, und die Horror-Oma mußte zu ihm hochschauen wie die Sklavin zu ihrem Herrn.
    Sie befand sich in einem düsteren Raum unter der Erde. Das mußte einfach so sein, weil es keine Fenster gab. Für Licht sorgten drei Flammen, die Kerzendochte umtanzten und unruhig brannten. Ein Zeichen, daß sie von einem weichen Luftzug getroffen wurden. Woher der wehte, sah Lady Sarah nicht. Sie hatte auch noch keine Tür oder einen anderen Ausgang entdeckt. Das Licht schaffte es einfach nicht, das gesamte Gewölbe zu erhellen.
    Die Wand war gekalkt oder gestrichen worden. Es war kein altes Folterverlies, in das man sie hineingeschleppt hatte. Ihr kam eher der Gedanke an einen Keller unter irgendeinem Gebäude. Leider war sie zu lange bewußtlos gewesen. Die Folgen davon spürte sie noch jetzt, denn der Kopf schmerzte. Sie wußte nicht einmal, ob der Schlag sie sehr hart erwischt hatte, aber manchmal hatte sie den Eindruck, daß sich der gesamte fensterlose Raum hier unten drehte. In Wellen kehrte dieser Vorgang immer wieder zurück, und es war ihr auch nicht gelungen, normal mit John Sinclair zu sprechen. Der Klang ihrer Stimme mußte ihn in Alarmbereitschaft versetzt haben. Der Geisterjäger würde alles versuchen, um sie zu finden.
    Viel Hoffnung hatte sie trotzdem nicht. Es war nicht einfach, jemand in einer Stadt wie Bamberg zu finden, in der es unzählige historische Verstecke gab, Keller, Gänge, Verliese…
    Die Wand im Rücken diente ihr als Stütze. Sie war kalt, und die Kälte drang allmählich auch durch den Stoff des dünnen Mantels. Das Flackern der Flammen erzeugte das bekannte Wechselspiel aus Licht und Schatten. Es blieb nie dunkel und auch nie hell. Immer wieder bildeten sich neue Szenen, und aus den Schatten wurden schwarze Spiegelscherben, die in die Luft stachen.
    Sie war in dieser Umgebung erwacht. Der Sensenmann hatte ihr nicht erklärt, wo sie sich befand.
    Der Sensenmann ging auf und ab. Er kümmerte sich nicht um sie und wirkte wie in tiefe Gedanken versunken. Den Kopf hatte er dabei gesenkt, der lange Griff der Sense lag wieder über seiner Schulter. Auch auf dem blanken Blatt malte sich das Wechselspiel zwischen Licht und Dunkel ab, als sollte es ein Abbild des Lebens sein. Auf der einen Seite die Helligkeit, auf der anderen die Nacht.
    Er unterbrach seinen Gang und drehte sich zu Sarah Goldwyn hin um. Der Platz war gut gewählt. Neben dem schweren Kerzenständer aus Metall hielt er sich auf, und von der Seite her wurde er immer wieder beschienen.
    Er sagte noch nichts. Sein Blick bohrte sich in Sarahs Gesicht.
    Sarah wollte herausfinden, wer er war. Da gab es verschiedene Möglichkeiten. Er war ein lebender Toter, denn das mußte

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