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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gezogen worden, als daß Lady Sarah nichts davon hätte erkennen können. Unter der Krempe malte sich das graue Etwas ab, und Sarah konnte sich gut vorstellen, daß dieses Gesicht eine von Falten durchzogene Haut hatte. Grau, bleich und blutleer.
    Jeden Schritt hörte sie jetzt deutlicher. Noch immer schleifte der Sensenmann nach dem Auftreten seinen Fuß nach. Es schien bei ihm einfach dazuzugehören.
    Dann blieb er stehen.
    Genau an der Stelle, an der ihn der Lichtschein hätte zum erstenmal erfassen können. Lady Sarah kam er vor, als wäre er zum Greifen nahe, und daß sie nur ihren Arm auszustrecken brauchte, um über seinen Körper streichen zu können.
    Er starrte auf das Haus, und er starrte auf das einzige offene Fenster.
    Vielleicht war er tot, dachte Sarah. Möglicherweise steckte die Sucht nach Blut und dem normalen Leben tief in ihm. Alles konnte zutreffen. Sie nahm jetzt auch den fremden Geruch wahr, der von dieser Gestalt ausströmte.
    Es war beileibe kein Geruch, der ihr gefallen konnte. Vergleiche mit Moder, alter Erde und Friedhof kamen ihr in den Sinn. Er schien lange Zeit irgendwo begraben worden zu sein, bis man ihn befreit hatte. Einer, der nicht richtig hatte vermodern können und nun als unruhiges Wesen durch die Gegend lief.
    »Komm zurück, Sarah!«
    Es war auch für die Horror-Oma besser, wenn sie sich zurückzog. So folgte sie dem Rat ihrer Freundin.
    Vorsichtig bewegte sie sich nach hinten und schloß das Fenster. Den Griff drehte sie nach links. Es bot natürlich keinen Schutz, doch es war für beide Frauen besser, die Kälte nicht mehr zu spüren. In der Wärme des Zimmers fühlten sich die Frauen letztendlich wohler.
    Maria Much stand neben ihrem Sessel. Sie hatte sich nicht vom Fenster weggedreht. Der Anblick des Sensenmanns hatte beide Frauen in den Bann geschlagen.
    »Hast du ihn so immer gesehen, Maria?«
    »Ja, ja. Aber ich konnte mich nie daran gewöhnen. Heute ist es ebenso schlimm wie beim erstenmal. Die Angst will nicht weichen. Sie sitzt so tief in mir.«
    »Hat er etwas getan?«
    »Nein. Hier oben nicht. Aber warum ist er hier? War er vielleicht in der Kirche?«
    Sarah zuckte mit den Schultern. Eine konkrete Antwort konnte sie ihrer Freundin auch nicht geben. Nur war es schwer, sich vorzustellen, daß eine derartige Gestalt die Kirche besetzt hielt. Dieser Sensenmann gehörte eher in die Hölle.
    Das Fenster blieb weiterhin für sie interessant. Da die Gardinen zur Seite gezogen waren, behinderte nichts ihre Sicht. Nach wie vor sahen sie nur den unheimlichen Sensenmann.
    Er ging weiter.
    Maria erschrak, denn der Sensenmann war noch näher an das Fenster herangetreten, als wollte er sein graues Gesicht gegen die Scheibe pressen.
    »Der hat uns gesehen, Sarah…«
    »Klar.«
    »Mehr sagst du nicht?«
    »Warte doch ab.«
    Es fiel Maria Much schwer, doch sie fügte sich. Der Sensenmann hatte etwas vor, sonst wäre er nicht so dicht an die Scheibe herangetreten. Er beugte sich etwas nach vorn und legte den Kopf dabei schief, so daß er aus dieser Haltung genau in die Wohnung hineinschauen konnte. Das Gesicht malte sich an der Scheibe ab, als wäre es mit ihr verwachsen. Durch das Licht war es den beiden Frauen möglich, ihn jetzt noch genauer zu sehen.
    Maria schüttelte den Kopf. »So nah habe ich ihn noch nie gesehen«, flüsterte sie.
    Sarah enthielt sich eines Kommentars. Sie nahm jede Einzelheit auf oder versuchte es zumindest. Die Haut kam ihr vor wie altes, graues Leder, in das mit einem spitzen Stift zahlreiche Falten als Längsund Querstriche hineingeritzt worden waren. Eine vorstehende kantige Nase, schmale Lippen, das leicht fliehende Kinn, dunkle Brauen wie Bögen und Augen mit hellgrauen Pupillen. Der dunkle Schlapphut, der von dem unheimlichen Sensenmann leicht in den Nacken geschoben worden war, wirkte wie ein sehr weicher Filz. Der Stiel der Sense lag noch immer über seinen Schultern. Die Spitze der Sense zeigte dabei nach oben und erinnerte Sarah jetzt an eine Spiegelscherbe.
    Einen Arm hatte der Unheimliche frei. Die Frauen merkten, wie ein Ruck durch seine Gestalt ging, als er den Arm anhob. Sie sahen seine Hand außen vor der Scheibe und bekamen mit, wie sich die Hand zur Faust ballte.
    Im nächsten Augenblick klopfte er mit dem Knöchel gegen das Fenster, als wollte er ihnen ein Zeichen geben. Dabei zogen sich seine Lippen in die Breite. Ein wissendes und auch lauerndes Grinsen zeichnete seinen Mund, und die Farbe seiner Augen erinnerte plötzlich an graues,

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