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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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Halstuch der Armee, und band es mir während des Reitens über die Wunde, über die Hose und all das Blut. Ich zog das Tuch fest zusammen, während ich die Zügel mit den Zähnen hielt.
    Verdammt, es hatte mich ziemlich böse erwischt, obwohl ein Messerstich längst nicht so schlimm war wie eine Kugelwunde. Denn ein scharfes Messer ging glatt ins Fleisch, eine Kugel riss mehr, besonders dann, wenn sie nicht spitz war. Und die Apachen verwandten im Krieg keine spitzen Kugeln.
    Wir konnten noch nicht anhalten. Wir ritten und ritten, bis die Sonne aufging. Erst dann verhielten wir auf einem Hügelsattel, von dem aus wir auf unserer Fährte weiter als eine Meile zurücksehen konnten.
    Jed Slater fiel vom Pferd, als er absitzen wollte.
    Otis Tennessee und Ken Buchanan kamen gut aus den Sätteln.
    Ich auch.
    Wir hatten nur unser nacktes Leben und etwas Gold retten können.
    Und wir fragten uns, während wir uns um unsere Wunden kümmerten und Caroline jedem half so gut sie konnte, was Colorado Juan nun wohl tun würde.
    Die Apachen kamen nicht. Jedenfalls vorerst nicht. Und wir ritten an diesem Tag nicht weiter. Wir konnten nicht. Wir mussten verschnaufen und unsere Wunden pflegen. Da wir ja auch genügend Wasser für zwei Tage hatten, ruhten wir aus.
    Otis Tennessee hatte einen Pfeil in die Hüfte bekommen. Jed Slater hatte einen glatten Schulterdurchschuss, und Ken Buchanan hatte eine blanke Rippe. Die Kugel hatte ihm das magere Fleisch einfach von der Rippe geschrappt. Es war eine böse Wunde.
    Die Messerwunde in meinem rechten Oberschenkel begann am Nachmittag zu hämmern. Aber inzwischen hatte Caroline in der Umgebung einige von mir genau beschriebene Kräuter gesucht und auch gefunden. Wir kneteten eine große Kugel davon, eine saftige, grüne, immer teigiger werdende Kugel, die langsam heller wurde und doppelt so groß war wie eine Faust.
    Dann gab sie jedem von uns etwas von dieser breiigen Masse. Wir strichen es auf die Wunden, und ich spürte, wie der scharfe Saft in den Messerstich eindrang.
    Vielleicht würde der Saft helfen.
    Besonders Jed Slater hatte das nötig. Das Ausschussloch in seinem Rücken war sehr groß. Man konnte eine Faust hineinstecken.
    Ich fragte mich, wie er im Sattel bleiben konnte, wenn wir weiter mussten.
    Und wir mussten ganz bestimmt bald weiter.
    Als es Abend wurde, sagte Jed Slater, der schon ein böses Fieber bekommen hatte, mit heiserer Stimme: »Wir hätten bei unserem Gold bleiben und dort gegen die Apachen kämpfen sollen, Sergeant. Es war falsch, das Gold wegzuwerfen und die Flucht zu ergreifen. Denn wir werden dennoch sterben müssen. Ich wäre lieber bei meinem Gold gestorben. Aber jetzt hört mir mal genau zu. Ich lief damals vom Brazos River in Texas weg. Meine Eltern leben noch dort. Ich habe eine Menge kleinere Geschwister, wie die Orgelpfeifen! Und unser Vater war die größte Pfeife, denn er brachte es zu nichts. Wenn jemand von uns durchkommen sollte, so soll er meinen Goldanteil zu Jed Slater am Brazos bei Hills Boro schaffen. Schwört ihr mir das? Los, schwört es mir!«
    Seine Stimme wurde schrill und störrisch.
    »Wir schwören es«, sagte Caroline ruhig. Sie hockte sich neben ihn und wusch ihm von ihrem eigenen Wasser das schweißnasse Gesicht.
    »Du bist schon in Ordnung, Schwester«, sagte er. »Du bist ein verdammt feines Mädel. Ich wünsche dir Glück. Wenn keiner von uns durchkommen sollte, du aber müsstest es. Sonst wäre das sehr ungerecht.«
    Er brabbelte immer undeutlicher und leiser und fiel in Fieberträume.
    Ich sagte nach einer Weile: »Wir müssen weiter. Wir müssen ihn aufs Pferd binden, und wahrscheinlich bringt ihn das um. Aber wir müssen weiter.«
    Sie nickten. Nur Caroline sah mich seltsam an. Aber dann nickte auch sie.
    Wir banden Jed Slater aufs Pferd, setzten ihn in den Sattel und lehnten ihn weit genug vor, sodass er den Pferdehals umfassen konnte. Dabei bekam er für eine Weile einen klaren Kopf und begriff, was wir mit ihm machten.
    »Richtig, Hombres, richtig«, sagte er. »Bringt mich irgendwohin. Wenn ich nicht herunterfallen kann, was kann mir da schon passieren?«
    Wir ritten in die Nacht.
    Ich führte wieder, Caroline hielt sich dicht bei mir.
    Otis Tennessee hatte die Zügel von Jed Slaters Pferd.
    Und Ken Buchanan, der zumeist schweigsam war, bildete den Schluss. Er saß schief im Sattel wegen seiner schmerzhaften Wunde über der Rippe. Aber er würde gewiss durchhalten. Dieser alte Frachtfahrer war zäh.
    Ich hatte schon den

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