Der Sergeant
ganzen Tag während unserer langen Ruhepause darüber nachgedacht, wohin wir reiten mussten. Denn es ging ja nicht darum, unser Leben zu retten. Wir mussten auch dorthin gelangen können, wo wir Hilfe finden konnten. Denn wenn wir das Gold aus dem Brunnen holen wollten, brauchten wir eine starke Revolvermannschaft, die es mit einigen Dutzend Apachen aufnehmen konnte.
Wir mussten nach Papago City.
Papago City war ein Pueblo im Sierra-Blanco-Land bei den Wahak Mountains, eine Zuflucht für Geächtete. Ich wusste das, weil die Armee immer schon geplant hatte, das Banditennest, in dem sich auch einige Deserteure befanden, auszuheben. Nun konnte ich nur hoffen, dass dies noch nicht geschehen war und wir eine Mannschaft aufstellen konnten.
Wir ritten also nach Papago City. Dorthin führte ich sie durch die Nacht.
Aber ich war nicht sicher, ob wir dort ankommen würden. Ich glaubte noch nicht, dass Colorado Juan uns ziehen lassen würde.
Als wir nach Mitternacht für eine Stunde anhielten, um zu rasten und zu verschnaufen, da sagte Jed Slater nichts, als wir ihn vom Pferd hoben.
Ich fühlte nach seinem Puls, und dieser schlug nur noch ganz matt. Wir konnten ihn nur niederlegen und mit einer Decke zudecken. Unsere eigene Not war groß genug.
Meine Wunde hatte sich offenbar nicht weiter entzündet. Der Saft der Kräuter hatte geholfen. Aber ich konnte mit dem Bein nicht auftreten. Unterwegs hatte ich mir von einem toten Baum einen Knüppel abgebrochen. Mithilfe dieses Knüppels konnte ich mich etwas bewegen.
Ken Buchanan schnaufte vor Schmerz, als er sich der Länge nach am Boden niederlegte. Und Otis Tennessee fluchte bitter.
»He, Sergeant«, sagte er dann.
»Was ist, Tennessee?«
»Keine Feindschaft mehr von meiner Seite«, erwiderte er. »Vergessen wir alles, Jim Cane. Ich mochte dich nie, weil du stets etwas besser warst als ich. Ich war ein blöder Hirsch. Keine Feindschaft mehr.«
»In Ordnung«, murmelte ich. Denn warum sollte ich mich mit ihm streiten?
Er schien einzuschlafen, als hätte ihm meine Antwort innerliche Ruhe gegeben.
Caroline lag neben mir. Sie rückte näher an mich heran. Ich spürte durch unsere Kleidung die Wärme ihres Körpers. Ich schob meinen Arm unter ihren Kopf.
Und dann lagen wir eine Weile still beieinander und blickten hinauf zu den Sternen.
Caroline flüsterte an meinem Ohr: »Wenn ich mit dir davonkommen könnte, Jim Cane! Ich habe nachgedacht über deine Worte. Nur dreitausend Dollar genügten dir für einen Anfang als Rancher im Land am Großen Knie des Rio Grande. Und du sagtest, dass du dann nach zehn Jahren stolz sein könntest auf dich. Oh, Jim, ich würde da gerne mitmachen. Ich würde gerne auf alles Gold pfeifen, wenn wir nur davonkommen und solch einen Anfang finden könnten.«
Ich wandte meinen Kopf zur Seite und küsste sie.
Es war unser erster Kuss. Nun spürte ich, dass Caroline tief in ihrem Kern noch alle Wärme besaß, die ein Mann bei einer Frau zu finden hofft.
Ich begann, über meine Probleme nachzudenken.
Wie sollte ich das alles einmal der Armee erklären? Wie würde ich Verständnis bei der Armee finden können?
Denn ich wollte doch, wenn wir hier davonkamen, nicht mein Leben lang als Deserteur gelten.
Als ich mich nach einer Stunde von Caroline löste, mich erhob und die anderen mit den Worten weckte: »Wir müssen weiter«, da fanden wir bald heraus, dass Jed Slater tot war.
Caroline, Otis Tennessee und ich begruben ihn, so gut wir konnten, obwohl uns jede unserer Bewegungen schmerzte. Nur Ken Buchanan konnte uns nicht helfen. Seine Wunde war zu bösartig.
Dann ritten wir weiter, drei verwundete Männer und eine Frau.
Als der Tag kam und die Sonne mit ihrer ganzen Unbarmherzigkeit auf uns brannte, als ob sie uns rösten wollte, da konnten wir bald nicht mehr weiter.
Wir fanden eine Felsengruppe mit Buschzeug und Cottonwoods an einer Quelle, die einen Tümpel bildete. Es war ein Platz, der auch dann noch Schatten bot, wenn die Sonne senkrecht stand.
Es wäre dumm gewesen, hier nicht zu rasten. Denn einen besseren Platz konnten wir ganz gewiss nicht finden.
An die Apachen dachten wir kaum noch. Eine Gleichgültigkeit hatte von uns Besitz ergriffen, die mit unserer Erschöpfung nur zunahm. Unsere Wunden schmerzten immer böser. Wir brauchten also Ruhe, und wir hatten kühlendes Wasser. Unsere Tiere konnten sich nicht nur voll saufen, sondern fanden auch noch recht saftiges Grün.
Aber irgendwann nach etwa zwei Stunden, als ich mich etwas
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