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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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die Knochen im Keller hätten ihm einen Schock versetzt. „Ich war völlig perplex. Mich packte die nackte Panik.“
    Zuerst vermutete er, die leblosen Körper seien dort von Fly-Tox-Mitgliedern versteckt worden, die aus irgendeinem Grund in Aufruhr geflüchtet waren. Nachdem er sich mit einigen Kameraden insgeheim getroffen hatte, änderte sich seine Ansicht aber, führte er aus. Es müssten die Deutschen gewesen sein, die auf diese Art einige Leichen hätten verschwinden lassen. Petiot blieb allerdings die Erklärung schuldig, wie er denn nun in Kontakt zu den ehemaligen Kameraden getreten war, da sie doch alle die Namen geändert hatten und er sich angeblich nicht auf die Suche machen wollte, aus Furcht, er könne die Gestapo auf ihre Fährte bringen.
    Hinsichtlich der Leichen meinte Petiot, er habe sie nicht einfach auf einen Laster laden können, um sich ihrer zu entledigen, obwohl er die Methode bei den von ihm getöteten Männern noch anwandte. Der in Frage kommende Laster habe unbedingt repariert werden müssen und obwohl er – selbst ein passabler Mechaniker – diese Arbeit hätte selbst erledigen können, habe er keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich lenken wollen. Und genau aus dem Grund bestellte er die 400 Kilogramm Löschkalk aus Auxerre.
    Als er das Material beschafft hatte, fand er nach eigenen Angaben heraus, dass die Methode zu langsam ablief und sich darüber hinaus nur partiell für die „Entsorgung“ von Leichen eignete. Minütlich eine Razzia der Gestapo befürchtend, hätten ihm zwei der Kameraden den Vorschlag gemacht, die Körper zu verbrennen. Die Männer wurden natürlich niemals identifiziert.
    Um den Ablauf des ganzen Prozesses zu beschleunigen, hätten die Männer die Leichen zerhackt und sie in den Kohlekessel geworfen, der als Boiler die Zentralheizung betrieb. Nach seinen Angaben hatte Petiot noch nie die Heizung angestellt. Angeblich wusste er nicht, dass die Toten keine Haare und Augenbrauen mehr hatten und ihnen die Gesichtshaut fehlte. Vermutlich hatte es an dem ätzenden Einfluss des Löschkalks gelegen, wie er vermutete. Möglicherweise seien die Haare auch ausgefallen, während sie die Leichen bewegten?
    Petiots Verteidigungsstrategie beschränkte sich nicht nur darauf, ihn als Patriot und Kämpfer der Résistance auszugeben. Sein Verteidiger René Floriot hatte noch einen anderen Plan ausgearbeitet, den die Staatsanwaltschaft zur Kenntnis nehmen musste. Es war bekannt, dass man Petiot schon Ende des Ersten Weltkriegs in verschiedene Psychiatrien eingewiesen hatte. Die Armee hatte ihn wegen einhundertprozentiger Dienstuntauglichkeit entlassen, obwohl die Ärzte die Diagnose später auf 50 Prozent reduzierten. Er erhielt eine Versehrtenrente staatlicherseits, die er schon während seiner Zeit als Bürgermeister bezog, später auch beim Aufbau der Praxis und sogar noch in den Jahren, als er das Haus in der Rue Le Sueur in einen „Schlachthof“ verwandelte.
    Petiots Psychiatrieaufenthalte beschränkten sich nicht auf die unmittelbare Nachkriegszeit, sondern hielten in unregelmäßigen Intervallen bis 1936 an. Falls er und sein Verteidiger auf „unschuldig“ aufgrund psychischer Unzurechnungsfähigkeit plädierten, hätten sie die Aufenthalte als treffendes Argument und Beweis anführen können. Nach Paragraph 64 des Strafgesetzbuches wäre dem Arzt somit keine Verantwortlichkeit für die Taten anzulasten gewesen.
    Am 4. April 1936 hatte der damals 39-jährige Petiot die Auslagen der Buchhandlung Joseph Gibert am Boulevard Saint-Michel 26 durchstöbert. Um etwa 12.30 Uhr drehte er sich um und ging. Dabei entdeckte René Cotteret, ein Angestellter, dass er ein Buch unter dem Arm hielt. Er lief ihm hinterher und zeigte darauf. Es war eine alte und abgegriffene Ausgabe einer Abhandlung über Elektrizität und Mechanik mit dem Titel Aide-Mémoire Formulaire de l’Électricité, de la Mecanique et de l’Électro-Mécanique , verfasst von Etienne Pacoret.
    Petiot machte einen erstaunten Eindruck und behauptete, dass er die Mitnahme des Buches nicht bemerkt habe. Wie gefordert zeigte er seinen Personalausweis und bot an, den kompletten Kaufpreis von 25 Francs zu erstatten. Der Angestellte lehnte das jedoch ab. Er umfasste den Arm des Arztes und brachte ihn zur nächstgelegenen Polizeiwache. Petiot verlor die Geduld. Dem Polizeibericht zufolge übermannte ihn ein Tobsuchtsanfall, er krallte die Hand in den Hals des Angestellten, würgte ihn und drohte dem Mann, ihm „die

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