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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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Biografie gerade bis zu dessen Arbeit an der Universität vorgearbeitet, die er als „mittelmäßig“ einstufte, als der Arzt ihn unterbrach.
    „Ich wurde für meine Doktorarbeit mit einem ‚Sehr gut‘ ausgezeichnet, womit ich aber nicht prahlen möchte.“
    „Sie erfreuten sich als Arzt großer Beliebtheit. Ihre Patienten empfanden Sie als kompetent und einnehmend.“
    „Vielen Dank.“
    „Dafür müssen Sie sich nicht bedanken“, rutschte es Leser spontan heraus, was die Zuschauer mit schallendem Gelächter honorierten. Leser erinnerte das Gericht an weitere Straftaten, die man Petiot als jungem Mann anlastete. Er wies auf eine Frau hin, die Petiot sein erstes Haus in Villeneuve-sur-Yonne vermietet hatte und behauptete, er habe Möbel gestohlen, darunter einen antiken Ofen, den er durch eine Kopie ersetzt habe.
    „Sie hat doch jedem erzählt, dass sie mit mir schläft“, kommentierte Petiot. „Ich lehnte die Gefälligkeit ab. Daraufhin log sie.“
    Leser befragte Petiot zu dem Hausmädchen und der vermutlichen Geliebten Louisette Delaveau, die 1926 verschwand.
    „Mein erster Mord“, zischte Petiot mit beißendem Sarkasmus. „Ich vermute, Sie haben dafür einen Zeugen.“
    Pierre Scize vom Figaro notierte, dass Petiot oftmals die Gelegenheit hatte, Leser bloßzustellen und ihn auf seine Seite zu ziehen. Später beschuldigte man den Vorsitzenden, viel zu nachsichtig mit dem Angeklagten verfahren zu sein. Jean Galtier-Boissière empfand Leser als einen plumpen, jovialen Heiligen Antonius, auf einer Gerichtsbank sitzend. Zu seiner Entschuldigung muss man darauf hinweisen, dass Leser am Beginn seiner Laufbahn stand und noch keine Erfahrungen mit so dreisten und unverfrorenen Angeklagten wie Petiot bzw. mit Verfahren von solch einer großen Bedeutung vorweisen konnte. Der Vorsitzende arbeitete Punkt für Punkt die biografische Einleitung ab und wies auf die mutmaßlichen Öl-, Reifen- und Treibstoffdiebstähle hin. Ein Diebstahl stellte sich als gefundenes Fressen für die Reporter heraus. Angeblich soll Petiot an Heiligabend ein Kreuz von einem Friedhof entwendet haben.
    „All die mich hassenden Fanatiker und Scheinheiligen des Landes haben die Geschichte aufgebauscht.“ Das Kreuz war laut Petiot, „schon vor über 200 Jahren verschwunden. Es muss doch für diese Vergehen eine Verjährungsfrist geben, oder etwa nicht, Monsieur le Président?“
    „Man überführte Sie jedoch des Stromdiebstahls?“
    „Ja, ich wurde schuldig gesprochen“, gab Petiot zu, „was aber noch lange nicht mit einer Schuld gleichzusetzen ist.“ In den Zuschauerreihen breitete sich ein zustimmendes Murmeln aus.
    „Und als Nächstes wollen Sie mir erzählen, dass das komplette Dossier unwahr ist.“
    „Nein, das würde ich niemals behaupten. Lediglich 80 Prozent stimmen nicht.“
    Nun schaltete sich Staatsanwalt Dupin ein, dem man sein Unbehagen über den Verlauf der Befragung sichtlich anmerken konnte. In dem Moment verlor Petiot die Fassung, gefolgt von einem Wutausbruch. „Aufhören!“, schrie er, fokussierte den Staatsanwalt mit einem stechenden Blick und ballte eine Hand zur Faust. „Wären Sie so freundlich, mich bitte ausreden zu lassen?“
    Leser sprach einen Tadel aus. „Ich verbiete Ihnen, sich hier in so einem Ton zu äußern!“
    „Nun gut“, antwortete Petiot und gestikulierte mit dem Handrücken in Richtung des Vorsitzenden, als würde er eine lästige Fliege abwimmeln. „Ich will nicht wie ein Verbrecher behandelt werden und bitte die Geschworenen, die Zeugen der Auseinandersetzung sein werden, all die Lügen in der Akte zu beachten.“
    Nachdem Leser die Skandale, die Petiots Amtszeit als Bürgermeister von Villeneuve-sur-Yonne begleitet hatten, von einigen Unterbrechungen gestört, abgehandelt hatte, konzentrierte er sich auf die Pariser Zeit des Angeklagten. Er führte die Werbebroschüre an, die Petiot kurz nach seiner Ankunft in der Stadt verteilt hatte, und in der er mit den Fähigkeiten prahlte, alles von einer Blinddarmentzündung bis hin zu schmerzhaften Geburtswehen behandeln zu können. Unbeeindruckt beschrieb er das Schriftstück als „den Prospekt eines Quacksalbers“.
    „Vielen Dank für die Werbung“, meinte Petiot, „aber bitte behalten Sie doch Ihre Meinung für sich.“
    Floriot meldete sich zu Wort: „Das oberste Gebot für ein Gericht ist die Unvoreingenommenheit. Ich beantrage hiermit die Streichung der Umschreibung ‚Quacksalber‘.“
    „Ich habe das niemals gesagt“,

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