Der Serienmörder von Paris (German Edition)
Handschellen gefesselt und habe alle gewünschten Formulare unterzeichnet.“
Floriot erläuterte nun den Geschworenen weitere Einzelheiten, wobei er Kapital aus einem aktuellen Bericht schlagen konnte, für den Jacques Yonnet verantwortlich zeichnete. „Der berühmte Capitaine Simonin des DGER verhaftete meinen Mandanten. Und wo steckt er nun? Er erhielt ähnliche Papiere wie Colonel Dewavrin.“
Nun wandte sich Petiots Verteidiger an Leser und fragte: „Warum nennen Sie Simonin nicht unter seinem richtigen Namen Soutif, Polizeiinspektor von Quimper und Gestapo-Kollaborateur, verantwortlich für die Hinrichtung zahlreicher französischer Résistance-Kämpfer?“
Véron unterbrach Floriot und fragte nach bestimmten von Petiot ermordeten Personen.
Nach seiner ursprünglichen Weigerung entschied sich Petiot in Absprache mit Floriot dazu, einen Namen zu nennen: Adrien Estébétéguy oder auch „Adrien, der Baske“. Véron setzte den Angeklagten unter Druck und wollte weitere Einzelheiten erfahren, wurde aber stattdessen beleidigt. „Halt doch die Schnauze, du Judenfreund.“ Petiot beschuldigte den Rechtsanwalt der „dramatischen Effekthascherei“.
„Nein“, antwortete der, „aber ich werde Ihnen nicht erlauben, die Résistance mit Ihren Lügen in den Schmutz zu ziehen.“ Die Zuschauer honorierten die Antwort mit einem lauten Applaus.
„Sie sind doch ein Doppelagent!“, giftete Petiot, der sich nach vorne lehnte, wobei seine Knöchel vom festen Umgreifen des Geländers des Zeugenstands weiß wurden.
„Wenn du das nicht unverzüglich zurücknimmst, werde ich dir die Fresse einschlagen!“ Mit geballter Faust stampfte Véron in Richtung Petiot. Das Publikum liebte jede Sekunde dieses Zwischenspiels. Hatte es im Justizpalast jemals eine Prügelei zwischen einem Anwalt und einem Angeklagten gegeben? Der Prozess war gerade erst eröffnet worden, und einige Journalisten hatten schon eine passende Einleitung für die morgige Zeitungsausgabe parat. Leser musste erneut mit dem Holzhammer für Ruhe sorgen und drohte mit einer Unterbrechung. Ein Zuschauer sah nach Floriot, der erstaunlicherweise zu schlafen schien. Der Petiot-Prozess stand kurz davor, eine Farce zu werden.
Président Leser wiederholte die Frage nach den Opfern des sogenannten Fluchthilfe-Netzwerks, die er vor dem spektakulären Intermezzo gestellt hatte.
Das erste Opfer war „Jo, der Boxer“, der nach dem Namenskatalog der Staatsanwaltschaft eigentlich Joachim Guschinow hieß. Petiot beschrieb Jo als einen Mann mit „dem Kopf eines Zuhälters, oder wenn Sie wollen, eines Polizeiinspektors“. Mit solch einer Physiognomie „wäre eine Grenzkontrolle unvermeidbar gewesen“, und darum habe Petiots Gruppe auf unanfechtbare Reisedokumente bestanden.
Man fragte Petiot nach den Namen von Personen, die beim Fälschen der Papiere geholfen haben.
„Ich würde sie Ihnen ja gerne nennen, doch ich kann mich unglücklicherweise nicht mehr erinnern.“ Der Arzt stützte den Kopf auf die Hände und meinte, dass er über ein ganz schlechtes Namensgedächtnis verfüge. Nur wenige Augenblicke darauf, als wäre es ihm gerade eingefallen, sagte Petiot, dass er, obwohl es ihm widerstrebte, Ungenauigkeiten zu äußern, sich wieder erinnern könne. Die Gruppe habe die falschen Dokumente mit Hilfe „eines Angestellten in der argentinischen Botschaft in Vichy“ erhalten. Er behauptete allerdings immer noch, zu einer Untergruppierung einer größeren Organisation zu gehören, die natürlich nicht über alle Details verfügte.
Man befragte ihn über Lucien Romier, einen hochrangigen Verwaltungsangestellten in Vichy, dessen Assistent laut Petiot die Papiere beschaffte, die eine Reise in die unbesetzte Zone ermöglichten. Dazu antwortete er, „dieser Minister Pétains“ sei niemals für die Résistance tätig gewesen. Demzufolge hätte er nicht mit ihm gearbeitet.
„Wie lauteten die Namen der Fluchthelfer, die die Menschen sicher über die Grenze brachten?“
„Oh, wissen Sie, sie änderten ständig ihre Namen.“
„So wie Sie es auch gemacht haben“, sagte Pierre-Léon Rein, einer der zivilen Verteidiger, in Richtung Petiots, laut genug, damit es einige Zuschauer verstanden.
„Namen, Namen“, verlangte Véron.
„In [Chalon-sur-Saône] gab es einen Mann namens Robert, in Nevers einen Deutschen, der sich später umbrachte. Bei Orléans traf man sich mit einem Mann, der einen schwarzen Bart trug, im Café des Bahnhofs.“ Daraufhin machte Petiot
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