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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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Briefe nicht von oben, sondern von der Seite her zu öffnen.
    Als Leser fragte, ob er eine Zahlung für die Organisation der Flucht erhalten habe, verneinte dies Petiot zuerst, korrigierte sich dann aber und erklärte, den Pelzhändler um einen Hermelin für seine Frau gebeten zu haben. Stattdessen habe ihm der Mann fünf Zobelpelze übergeben, von deren Seltenheit und Preis von 100.000 Francs Petiot erst später erfahren habe. Die teuren, auf dem Grundstück des Arztes gefundenen Pelze, waren mit anderen Worten eine überaus hohe Bezahlung für seine Dienste gewesen. Während Petiot vom Wert des angeblichen Zusatzgeschäfts berichtete, schien es kurzfristig so, als unterdrücke er Tränen.
    Maître Jacques Archevêque, der Anwalt der Witwe Guschinows, stellte danach eine Frage hinsichtlich des falschen Passes und der falschen Dokumente. Sie waren laut Petiot so narrensicher, als „hätte sie Hitler selbst in Auftrag gegeben“.
    „Warum haben Sie Guschinow instruiert, alle Initialen in seiner Kleidung zu entfernen?“
    „Das ist eine elementare [Vorsichtsmaßnahme] … von der jeder weiß, vorausgesetzt er diente in der Résistance.“
    „Ich kenne die Résistance besser als Sie“, unterbrach Dupin.
    „Möglicherweise aber nicht vom selben Ende [des Gewehrlaufs her].“
    Während Petiot erneut bei den Zuschauern Punkte machen konnte, versuchte Archevêque, den Arzt in eine Verteidigungshaltung zurückzudrängen, und verlangte, dass er die Mitglieder seiner Gruppe identifizierte.
    „Schon wieder?“, höhnte Petiot und setzte an zu einem langen Monolog, bei dem er über die Staatsanwaltschaft und die zivilen Strafverteidiger spottete, die das französische Justizsystem mit Füßen treten und die einfachen Menschen wie Clowns behandeln würden. Das war typisch für den Tag, an dem Leser das Zepter fest in die Hand nehmen und den Prozess kontrollieren wollte.
    Der Fall der neun Gangster und der Prostituierten erschien in einem anderen Licht, da Petiot die Morde nicht abstritt. Tatsächlich brüstete er sich damit, sie „exekutiert“ zu haben, und nutzte diese Tatsache, um seine Verteidigungsstrategie zu untermauern. Laut seiner Aussage war er ja ein Mitglied der Résistance, das nur Verräter und Kollaborateure der Gestapo liquidiert hatte.
    „‚Jo, der Boxer‘ wollte sich mit einer Frau und einem Freund nach Argentinien absetzen“, erklärte Petiot. „Er übergab Fourrier 25.000 Francs für jede Person. Zuerst sollte ‚François, der Korse‘ fliehen. Er wollte sich mit einer Frau auf den Weg machen. Das Geschäft spielte sich hinter der Bar Madeleine ab. Zehn Kameraden von Fly-Tox spielten den deutschen Trick.“ Damit bezog sich Petiot auf die Taktik, unter einem Tarnmantel als Gestapo-Männer aufzutreten. „François, der Korse“ sei darauf angesprungen und habe gestanden, für Lafont und die französische Gestapo in der Rue Lauriston zu arbeiten. „Somit war die Exekution besiegelt.“
    Leser fragte Petiot nach weiteren Details.
    „Meine Güte, Sie haben ja eine richtig sadistische Ader!“, sagte Petiot in einem gespielt empörten Ton, der zugleich seine Belustigung ausdrückte. Erneut amüsierte er das Publikum. Der Arzt behauptete, bei der Vollstreckung nicht dabei gewesen zu sein. Er wisse lediglich, dass man den Kopf des Gangsters mit einer Art Knüppel zertrümmert habe, hergestellt aus einem Hartgummirohr, gefüllt mit Blei, Sand und Radspeichen.
    Petiot zufolge machte „Jo, der Boxer“ eine „ganz schöne Szene“. Er versuchte dieses Verhalten mit der Begründung zu entschuldigen, ein armer Mensch zu sein, der auf die schiefe Bahn geraten sei, und bot Fly-Tox angeblich 400.000 Francs an, wenn sie sein Leben verschonten. Er versprach sogar, Lafont zu verraten. Jo und die beiden ihn begleitenden Frauen, Annette und eine nicht bekannte Dame, wurden auf die Ladefläche des LKWs gestoßen. Auf der Fahrt zückte eine der Frauen einen Revolver und „machte uns die Hölle heiß“. Die drei Personen wurden in Vincennes begraben.
    Hingegen versuchte sich „Adrien, der Baske“ einer Gefangennahme zu entziehen. „Wir mussten ihm eine Pistole in die Niere rammen, damit er endlich auf den LKW stieg.“ In der Rue Le Sueur zog er wie aus dem Nichts einen Dolch hervor und verpasste einem der Männer eine Stichwunde etwas oberhalb der Leber. Man exekutierte Adrien auf der Stelle. „Es war das reinste Gemetzel.“ Petiot bat den Vorsitzenden, dem Gericht ein Foto des berüchtigten harten Jungen

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