Der Serienmörder von Paris (German Edition)
Auktionshäuser, die Petiot regelmäßig aufsuchte, überwachten die Bahnhöfe, von denen er aus Paris fliehen konnte, und durchsuchten die verschiedenen in seinem Besitz befindlichen Häuser innerhalb der Stadt, die überwacht wurden. Dabei fiel ihnen als einzige Besucherin die 48-jährige Marie Julienne Le Roux auf, die regelmäßig zum Putzen in Petiots Praxis kam.
Sie arbeitete an Wochentagen von 10 bis 12 Uhr vormittags und von 14.30 bis 17.30 Uhr nachmittags in der Rue Caumartin, gelegentlich sogar am Samstag. Darüber hinaus reinigte sie auch das Büro und das Appartement – alles, bis auf die Leinen, die Georgette Petiot lieber selbst mangelte. Seit der letzten Schicht am Freitagabend hatte Le Roux Dr. Petiot nicht mehr gesehen.
Am Samstag, dem 11. März 1944, hatte sie morgens gearbeitet, doch Petiot erschien nicht. „Mir ist weder im Sprechzimmer noch im Röntgenraum etwas Merkwürdiges aufgefallen.“ Insgesamt maß man der Aussage von Le Roux nur eine geringe Bedeutung zu, denn sie arbeitete erst seit drei Wochen für Petiot.
Es gab jedoch eine weitere Frau, die möglicherweise wertvolle, der Ermittlung dienliche Informationen haben könnte: Geneviève Cuny, eine ehemalige Haushälterin und Sprechstundenhilfe, die einige Jahre für Petiot tätig war. Sie hielt sich nicht mehr in der Rue Caumartin auf und offensichtlich auch nicht in Paris. Massu schickte einige Ermittler auf ihre Fährte.
Am 16. März 1944, als Massu Maurice Petiot für ein erneutes Verhör zu sich bringen ließ, hatten Inspektor Battut und einige Kollegen der Mordkommission das Haus an der Rue du Pont durchsucht. Sie inspizierten das Erdgeschoss mit dem Elektrofachhandel, das Esszimmer und die Küche, gefolgt von einer Durchsuchung des Kellers und der drei Zimmer im Obergeschoss. Einer Zusammenfassung im Polizeibericht nach konnte dabei „nichts Auffälliges“ festgestellt werden.
Die Ermittler hatten auch Maurices’ Anwesen in der Rue Sous-Murs unter die Lupe genommen. Zuerst fielen ihnen dort hauptsächlich Werkzeuge, Feuerholz und noch mehr alte Möbel auf. Dann entdeckte ein Polizist in einem der Schlafzimmer einen merkwürdigerweise verschlossenen Schrank. Nachdem er den Schlüssel in einer Schublade gefunden hatte, öffnete er die Tür und fand einige Papiere, die offensichtlich Petiot gehörten: ein Diplom, eine Versicherungspolice, Kaufverträge diverser Immobilien, zwei Adressbücher und den Personalausweis des verstorbenen Schauspielers Harry Bauer. In einem Wandschrank des Zimmers hingen eine Jacke aus Astrachan, zwei Pelzmäntel und einige weitere Kleidungsstücke einer Frau kleinerer Statur.
Zu den Entdeckungen befragt, meinte Maurice, er habe nicht gewusst, dass sich die Gegenstände dort befänden. Er konnte sich lediglich vorstellen, dass sie bei einem Besuch von Marcel und Georgette Petiot in Auxerre vergessen worden waren. Die beiden hatten während des Aufenthalts in dem Zimmer genächtigt. Und was Bauers Ausweis anbelangte – wahrscheinlich war das ein Geschenk an seinen Bruder. Maurice leugnete beharrlich, etwas von den Löschkalklieferungen in die Rue Le Sueur zu wissen. Doch diesmal las ihm Massu mit kräftiger und lauter Stimme die Zeugenaussage des Lastkraftwagenfahrers Jean Eustache vor.
Maurice schaute dem Kommissar direkt in die Augen und änderte dann die Geschichte erneut. Er gab jetzt zu, dass Eustaches Version der Wahrheit entsprach. In Übereinstimmung mit dessen Aussage gab Maurice die Lieferung von 400 Kilogramm Kalk in das Haus zu. Sein Bruder Marcel habe den Baustoff benötigt, um „das Ungeziefer auf dem Dachboden zu vertilgen und die Fassade weiß zu tünchen“. „Auf Wiedersehen Arroganz“, sagte Massu nach dem Verhör. Maurice Petiot war einer von den Zeugen, „die in die Falle der eigenen Lügen getappt waren“. Wie Maurice dem Kommissar zu erklären versuchte, habe er die Wahrheit verschwiegen, aus Furcht, sie würde einen falschen Eindruck vermitteln. Er habe zudem den Fahrer schützen wollen, der angeblich einen Fehler gemacht hatte, indem er seine Rolle bei der Lieferung herunterspielte. Doch er selbst sei kein Mörder und wisse nichts über die Leichen im Haus des Bruders.
„Mein Bruder hat mich niemals über geschäftliche Belange unterrichtet“, entschuldigte sich Maurice. Er wisse nur, dass Dr. Petiot in dem Gebäude in der Rue Le Sueur „ein Klinikum für die Krebs- und Tumorforschung“ einrichten wollte.
Seiner Meinung nach hatte Georgette Petiot das Haus schon
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