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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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Bauarbeiter ein Waschbecken aus Beton an und bohrten einige Löcher in den Boden, in die man Rohre zur Kanalisation verlegte. Die Bauarbeiten waren im Oktober 1941 beendet, also zwei Monate vor Verschwinden des ersten bekannten Opfers, Joachim Guschinow.
    Jean Minaud, Miteigentümer der Firma, gab an, niemals auf der Baustelle gewesen zu sein oder die Arbeit inspiziert zu haben. Im Vergleich zu anderen Baustellen stellte es eher ein kleines Projekt dar. Er hatte alles an die beiden Brüder Louis und Gaston Dethève delegiert. Als Massu sich nach ihnen erkundigte, erklärte Minaud, dass Louis vor zwei Jahren bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sei. Gaston stand jedoch zur Verfügung und begleitete den Kommissar am 23. März 1944 in die Rue Le Sueur, wo er die Baumaßnahmen im Detail erläuterte. Zur näheren Begutachtung zog er den Spion aus der Wand.
    Laut Dethèves Aussage habe ihm Petiot erklärt, dass er nach dem Krieg eine Klinik mit angeschlossener Psychiatrie eröffnen wolle. Der neu gebaute dreieckige Raum war angeblich für eine Art „elektrischen Transformator“ [oder eine Apparatur zur Strahlentherapie] vorgesehen. Petiot bestand auf einer Verstärkung der Wände, um den Lärm ausreichend zu dämmen und also die Nachbarn nicht zu belästigen. Zusätzlich sollte die dicke Mauer einen Schutz gegen die Strahlung bieten. „Bei der Strahlentherapie“, so erzählte er den Brüdern Dethève, „kann man nicht vorsichtig genug sein.“ Petiot rechtfertigte sogar den Spion in der Wand, mit dem er die Einstellungen des Transformators ständig prüfen könne. Die Erhöhung der Außenwand sollte die Patienten vor den neugierigen Augen der Nachbarn schützen, nicht zu vergessen die Pfirsichkerne, die die Kinder vorgeblich in den Hof warfen. Zu den Haken im Dreiecksraum lieferte er keine Erklärung.
    Mittlerweile überschlugen sich die wichtigsten Pariser Zeitungen auf ihren Titelseiten förmlich mit Nachrichten über die „Mordfabrik“ in der Rue Le Sueur, wodurch sich eine Vielzahl von Zeugen mit Geschichten über den Verdächtigen im Polizeihauptquartier meldete. Einer der eher brauchbaren Hinweise kam von Roland Albert Porchon, einem 32-jährigen ehemaligen Weinlieferanten, der sich während der Besatzungsjahre ein kleines Vermögen verdiente. Er besaß unter anderem eine Spedition nahe dem Hafen von Sainte-Cloud und ein „arisiertes“ Restaurant an der Rue du Faubourg Poissonière. Der große Mann mit dunklem schwarzem Haar und bulligem Nacken wurde von den Franzosen als germanisch beschrieben. Porchon hatte viele Freunde bei der Polizei, aber auch in der Unterwelt.
    Wie Gouedo behauptete er, von der geheimen Fluchthilfeorganisation zu wissen. Im März habe er seinen Freund René Marie und dessen Frau Marcelle auf die „Reiseagentur“ aufmerksam gemacht. Nach der üblichen Überprüfung und den persönlichen Gesprächen wurden die beiden akzeptiert. Die Kosten beliefen sich auf 45.000 Francs, wobei die Höhe natürlich von mehreren Faktoren abhing, nicht zuletzt der Dringlichkeit der Flucht und der Zahlungskraft der Kunden. Porchon, der noch nebenher mit Gebrauchtwaren handelte, hatte dem Ehepaar angeboten, die Möbel für eine Gesamtsumme von 220.000 Francs zu übernehmen. Letztendlich flüchtete das Paar aus irgendeinem Grund dann aber nicht mit der Organisation.
    Doch Porchons Zeugenaussage bot noch weitere interessante Erkenntnisse. Nach den Neuigkeiten über die Morde brach er in Panik aus. Ihm wurde klar, dass er die beiden Freunde dem Doktor vermittelt hatte, und er befürchtete deshalb, dass die Polizei ihren wie auch seinen Namen erfahren könnte. Also machte er sich in die Rue Le Sueur auf, um alle Spuren zu verwischen. Er gestand Massu, zu den Maries gegangen zu sein und sie in unmissverständlichen Worten gedrängt zu haben, auf gar keinen Fall mit der Polizei zu reden. Falls die Beamten sie aufsuchten, sollten sie alles abstreiten. Porchon, beschäftigt mit eigenen schwerwiegenden Problemen, musste zusätzlichen Ärger mit den Behörden verhindern.
    Während des Gesprächs erwähnte Porchon einen Namen, den Massu und die Inspektoren nur allzu gut kannten: René Nézondet. Sie wussten bereits, dass es sich um einen guten Freund Petiots handelte, der zusammen mit ihm von der Gestapo verhaftet worden war. Jedoch hatte man Nézondet schon im Juni 1943 wieder entlassen. Nach einer 20-jährigen Freundschaft, die bis in ihre Junggesellenjahre in Villeneuve-sur-Yonne zurückreichte, hatte

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