Der Serienmörder von Paris (German Edition)
Petiot gehörte nicht nur eine Etage, sondern das ganze Gebäude. Er hatte angeblich auch keinen Concierge eingestellt, was gleichfalls nicht stimmte. Rollands Aussage war an so vielen Stellen fehlerhaft, dass man sie als vollkommen wertlos abtun konnte.
Als man Massu später dafür kritisierte, so viel Zeit mit einem Mann wie Rolland verschwendet zu haben, erklärte der Kommissar, jeder Spur gefolgt zu sein, egal wie lächerlich sie zuerst auch erschienen sein mag. Rollands Aussage belegte das Ausmaß der vielen Gerüchte und falschen Angaben, die über Petiot in der Unterwelt kursierten und schon bald von den Zeitungen sensationslüstern weiterverbreitet wurden.
Am 26. Juli 1944 gab die New York Times bekannt: „Der gefährlichste und größte Blaubart der Geschichte wurde Berichten zufolge endlich in Paris entdeckt.“ Man identifizierte Petiot als Soldaten der französischen Division der Waffen-SS „Charlemagne“, die aus den wohl am fanatischsten kämpfenden Nazi-Anhängern bestand. Drei Wochen darauf berichtete Leonard Lyons von der Washington Post , dass dies von aus Frankreich geflohenen Zivilisten bestätigt worden sei. Petiot, Träger des Eisernen Kreuzes, habe sich der SS angeschlossen. Die Franzosen – so schrieb der Kolumnist – schoben der Polizei die Schuld in die Schuhe, das Offensichtlichste außer Acht gelassen zu haben.
Doch was war im Sommer 1944 im Fall Petiot schon offensichtlich? Wurde Rolland bei der Polizei vorstellig, um bei der Ergreifung des Arztes zu helfen, wollte er sie absichtlich in die Irre führen oder gab es noch ein anderes Motiv? Konnte man ihn als einen verstörten oder absolut fehlinformierten Mann beschreiben, der nur auf Beachtung aus war? Wenn ihn jemand schickte, wer war es? Die sich um den merkwürdigen Informanten drehenden Fragen bekamen schon bald eine neue Bedeutung. Bei der Enthüllung des Rätsels um das Verschwinden von Petiot spielte seine überzogene und größtenteils falsche Geschichte für die Polizei schon bald eine Schlüsselrolle.
1.Das Stadthaus in der Rue Le Sueur Nummer 21. Nachdem es Petiot von Prinzessin Marie Colloredo-Mansfeld erworben hatte, bemerkten die Anwohner merkwürdige Geräusche, ungewöhnliche Gerüche und unerklärbare Vorgänge.
2. Der Innenhof des Hauses. Die Tür des Backsteingebäudes mündet in Dr. Petiots Büro, von dem ein Flur zur Todeskammer führt.
3. Der Ofen im Keller, in dem am 11. März 1944 brennende Leichenteile gefunden wurden.
4. Die Kellerküche, in der die Leichen zerstückelt wurden.
5. Kommissar Georges-Victor Massu, Leiter der Kriminalpolizei, erklärt seinem Sohn Bernard, dass sie mit „dem schrecklichsten und ausgeklügeltsten Verbrechen meiner Laufbahn“ konfrontiert sind.
6. Der Einstieg zur Löschkalkgrube in der Rue Le Sueur.
7. Über der Grube angebrachter Flaschenzug und Seil.
8. Totengräber vom Passy-Friedhof, die eingestellt wurden, um die Trümmer nach menschlichen Überresten zu durchsuchen.
9. Die menschlichen Überreste werden zur Untersuchung ins Institut Médico-Légal abtransportiert.
10. Die Fotos von Georgette und Marcel Petiot, die man für den Haftbefehl vom 13. März 1944 nutzte. Das Foto rechts zeigt den jungen Dr. Petiot.
11. „DAS MYSTERIÖSE BEINHAUS IN DER RUE LE SUEUR“:
Die Besatzungspresse spekulierte frühzeitig über das Verhältnis von Petiot zu Drogensüchtigen, Prostituierten und „Terroristen“ der Résistance.
12. Menschenansammlung vor Petiots Appartement in der Rue Caumartin 66. Schon bald breitete sich in Paris die „Petiot-Manie“ aus.
13. Georgette wird nach ihrer Festnahme durch die Polizei weggetragen.
14. Die Verhaftung von Maurice, Petiots jüngerem Bruder.
15. Schwarzes Seidenkleid, in der Rue Le Sueur gefunden. Das Kleidungsstück roch noch nach Parfüm.
16. 49 Koffer der Opfer werden am Quai des Orfévres ausgeladen.
17. Er habe keine Identitäten geraubt, meinte Petiot. Er habe sie sich lediglich ausgeliehen.
18. Nach Auffassung der Polizei wurde dieser in der Wand angebrachte Spion dazu benutzt, um die leidenden Menschen in der Gaskammer zu beobachten.
19. Petiot nutzte das Gericht zur Selbstdarstellung. Daraus entwickelte sich ein regelrechter Zirkus.
20. In seiner Zelle, wie auch im Gericht, zeichnete Petiot gerne. Diese Skizze stammt aus dem Gefängnis.
21. Die Seite stammt vom Manuskript, das Petiot im Gefängnis verfasste. Er schrieb: „Die Menschheit wurde erschaffen, um zu spielen, das Schicksal herauszufordern, zu
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