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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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Hauptstadt lag. Nun stellte sich für die Alliierten die Frage, ob sie direkt nach Paris vorstoßen sollten, um die Stadt aus den Klauen der Besatzer zu reißen, ob sie so schnell wie möglich den Angriff auf die Rhein-Region forcieren sollten, in der Hoffnung, möglichst bald Berlin zu erreichen.
    Im obersten Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte (SHAEF), auf der Halbinsel Cotentin gelegen, ca. drei Kilometer vom Brückenkopf Granville entfernt, machte sich General Dwight D. Eisenhower für einen Aufschub mit Blick auf die Befreiung von Paris stark. Seiner Einschätzung zufolge lag die höchste Priorität beim Sieg über die Nazis. Im Gegensatz dazu stellte Paris weder ein strategisch noch taktisch wertvolles Ziel dar. Davon abgesehen hatten die Deutschen in der Stadt nur wenige Truppenverbände stationiert. Die Alliierten könnten Paris auch später noch einnehmen. Eisenhower wollte sich nicht in einen aufreibenden und unnötigen Straßenkampf verstricken, was möglicherweise eine völlige Zerstörung der Stadt nach sich gezogen hätte, ein Stalingrad an der Seine. Abgesehen davon benötigte man für die Versorgung einer Stadt mit zwei Millionen Einwohnern auch ein Minimum von viertausend Tonnen Lebensmitteln und Treibstoff täglich, was einem logistischen Alptraum gleichkam. Seiner Auffassung nach sollten die schwindenden Treibstoffvorräte besser für einen direkten Angriff auf Deutschland eingesetzt werden.
    Charles de Gaulle vertrat eine andere Meinung. Für ihn stellte die Zerstörung der Startrampen für Hitlers V-1 im nördlichen Frankreich ein dringliches Ziel dar. Von noch größerer Bedeutung war aber die unmittelbare Besetzung der Hauptstadt, die er als „Schlüssel zu Frankreich“ bezeichnete, wegen der enormen symbolischen Bedeutung und natürlich auch aus humanitären Gründen. Darüber hinaus spielten politische Realitäten bei den Überlegungen eine wichtige Rolle. Eine längere Besatzung durch die Deutschen käme den rivalisierenden Kommunisten gelegen. De Gaulle befürchtete, dass sie schon lange an einem Geheimplan arbeiteten, um die Macht an sich zu reißen.
    Er schickte Gesandte zu Eisenhower, um für seine Linie zu werben. Daraufhin befahl er General Pierre Koenig, Stabsmitglied und Anführer der FFI (Französische Streitkräfte im Inneren), der für die Koordination der verschiedenen Organisationen, die die Résistance bildeten, zuständig war, eine Revolte in der Stadt ohne seine Zustimmung zu verhindern. De Gaulle stand vor einer heiklen Aufgabe. Er beabsichtigte einerseits einen Aufstand gegen die Deutschen, wollte aber auf gar keinen Fall den Kommunisten eine Chance bieten, diesen für ihre eigenen Ziele zum Vorwand zu nehmen. Daraufhin befahl er Philippe de Hauteclocque, den die meisten unter dem Namen General Jacques Leclerc kannten, sich mit der zweiten französischen Panzerdivision unter dem Kommando der dritten US-Armee nach Paris aufzumachen. Falls notwendig, sollte er die Befehle von Patton und Eisenhower missachten. In der ungefähr 1.500 Kilometer entfernt gelegenen Wolfsschanze, dem Kommandostand der Nazis in den ostpreußischen Wäldern, schmiedete Adolf Hitler zu dieser Zeit katastrophale Pläne für die Stadt. „Paris darf nicht in die Hände des Feindes fallen, und falls doch, soll er dort nur noch ein Trümmerfeld vorfinden.“ So lautete der Text des Geheimmemorandums Nr. 772989/44 vom 23. August 1944, gerichtet an den kommandierenden General des Großraums Paris. Um seine Befehle vorbehaltlos auszuführen, hatte Hitler den 49-jährigen, für sein unerbittliches Durchgreifen berüchtigten General Dietrich von Choltitz ausgewählt, der zudem die Fähigkeit besaß, auch schwierigste Direktiven ohne Nachfrage zu befolgen. Es war von Choltitz, der im Mai 1940 den Befehl gegeben hatte, die Innenstadt von Rotterdam mit Feuerbomben anzugreifen, und im Juli die vernichtende Zerstörung Sewastopols einleitete.
    Von Choltitz erreichte Paris am 7. August, um Karl von Stülpnagel zu ersetzen, der in das fehlgeschlagene Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 verwickelt gewesen war. Stülpnagel hatte tatsächlich die komplette SS in Paris inhaftieren lassen. Als ihn die Nachricht erreichte, dass der Führer den Anschlag überlebt hatte, wurde er sofort nach Berlin zurückbeordert. Statt den Befehl zu befolgen, fuhr er in einem schwarzen Horsch zu „seinem“ alten Schlachtfeld von Verdun und versuchte sich dort, durch einen gezielten Kopfschuss zu richten. Das misslang, und

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