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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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so nahmen deutsche Soldaten den nun durch Gehirnverletzungen erblindeten Mann fest. Man brachte Stülpnagel in das Berliner Gefängnis Plötzensee, wo er mit einer Klaviersaite erhängt wurde.
    Während die Alliierten am 15. August einen zweiten Brückenkopf in Saint-Tropez, im Süden Frankreichs, errichteten, tauchte die Gestapo in allen Hauptquartieren der Polizei auf, um das Waffenarsenal zu beschlagnahmen. Die Beamten rebellierten. Unter der Führung verschiedener Résistance-Gruppen innerhalb der Polizei, darunter die L’Honneur de la Police (Ehre der Polizei) und die Police et Patrie (Polizei und Heimat), weigerten sich die Beamten, die Waffen zu übergeben und danach wegen eines Stromausfalls, der zu einer größeren konzertierten Aktion der Stadtangestellten gehörte, in den Straßen zu patrouillieren. Arbeiter der Métro, der Bahn, der Postfilialen und der Bank von Frankreich streikten. Elektrizität, Gas und andere städtische Dienstleistungen waren nicht verfügbar. Als Paris kurz davor stand, ganz im Chaos zu versinken, besetzte die Polizei die Präfektur.
    Exakt zu diesem Zeitpunkt verweilte General de Gaulle in Tanger und versuchte verzweifelt, einen Flug nach Europa zu bekommen. Er wurde von Minute zu Minute unruhiger. Die Abreise mit einer amerikanischen B-17 verzögerte sich wiederholt, da man das Fahrgestell reparieren musste. Am 19. August stieg de Gaulle endlich in die Lodestar Lockheed „France“, die in Richtung Norden abhob. Die Jagdflieger der Royal Air Force, die ihn über dem Ärmelkanal treffen und von dort aus eskortieren sollten, ließen sich jedoch nirgendwo blicken. Als die Treibstoffreserven sich dem Ende zuneigten, sah sich der General gezwungen, eine Entscheidung zu fällen. Der Pilot schätzte, dass man möglicherweise noch Frankreich erreichen würde, konnte das aber nicht mit Sicherheit garantieren. De Gaulle gab den Befehl, weiterzufliegen.
    Schließlich landete die Maschine auf einer winzigen Piste nahe Saint-Lô. Sie hätte sich höchstens noch zwei Minuten in der Luft gehalten. De Gaulle hatte das Land als ein unbekannter Brigadegeneral verlassen und kehrte nun als Anführer der freien Franzosen zurück. Allerdings begrüßte man ihn nicht mit Fanfaren. Auf dem verschlafenen Flugplatz arbeiteten nur drei Männer.
    An diesem Morgen erfuhr de Gaulle, dass die rivalisierenden Kommunisten, wie befürchtet, eine Revolte initiiert hatten. Colonel Rol, der Tarnname von Henri Tanguy, orchestrierte den Aufstand von seinem ungefähr 30 Meter unter dem Boden gelegenen Hauptquartier im Keller des Pariser Amts für Wasser und Kanalisation aus. Der geheime Aufenthaltsort stand in Verbindung mit einem wahren Irrgarten aus Katakomben, den alten Flözen, dem Abwassersystem aus dem 19. Jahrhundert und beinahe dem gesamten Netzwerk der Métro. Rol wollte das Labyrinth für die Ausführung schneller und zielgerichteter Angriffe nutzen, die ihren Höhepunkt in der Übernahme der wichtigsten Regierungsgebäude finden sollte. Dann planten die Kommunisten – wie de Gaulle vorhergesagt hatte –, die Panik und Hektik des Nazi-Rückzugs auszunutzen, um ihre Rolle in der Kontrolle eines Nachkriegs-Paris zu konsolidieren. Allerdings bestand auch die Möglichkeit, dass die Nazis den Aufstand mit einem Blutbad beenden.
    Während dieser Geschehnisse befand sich der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hugo Sperrle, bei einem Bankett im Palais du Luxembourg, zusammen mit hochrangigen Militärs der Wehrmacht, der Luftwaffe, der Kriegsmarine und Leitern der deutschen Besatzungsmacht. Er stand auf, erhob sein Glas und sprach einen Toast: „Auf Paris, wo die Fahne Deutschlands noch tausend Jahre wehen soll.“
    Am nächsten Morgen erhielt General von Choltitz einen Anruf von Generaloberst Alfred Jodl aus der Wolfsschanze. Adolf Hitler wollte wissen, warum noch keine Gebäude gesprengt worden seien …
    Wie „blitzschnelle Torpedos“ – so beschrieb es das Satireblatt Le Crapouillot – schossen Limousinen und schwarze Citroëns aus den Auffahrten der Pariser Hotels. In den Automobilen saßen ehemalige Befehlsträger und „Generäle mit purpurrotem Kopf, begleitet von eleganten Blondinen, die so aussahen, als befänden sie sich auf dem Weg in ein Naherholungsgebiet“. Die kleinen Beamten ließ man zurück. Sie mussten Akten vernichten und Beutegegenstände in Sicherheit bringen.
    Kontinuierlich verlegte man Minen und Sprengsätze innerhalb der ganzen Stadt, in Übereinstimmung mit Hitlers Befehl, dass kein

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