Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
sei. Nicht, dass er es verstanden hätte. Nur irgendetwas von einem Brief, den der Herr von Berg erhalten müsse, war ihm im Kopf geblieben. Mehr musste er nicht wissen.
Er vertraute Leonhardt.
Adelheid konnte sich kaum mehr auf der Ladefläche des Karrens halten. Jede Bodenwelle, jedes Loch übertrug sich schlagend und werfend auf ihren Körper.
Der Bauer trieb sein Pferd immer weiter an, welches die unerwartete und ungewohnte Hetze mit Schnaufen und zunehmend rasselndem Atem quittierte.
Adelheid betete leise vor sich hin, dass das Pferd sich nicht vertreten möge, denn wenn es sich in einem der Löcher entlang des Weges ein Bein bräche, würde das wohl ihr Ende bedeuten, so dachte sie.
Sie erfuhr nie, warum das Pferd aus seiner Spur ausbrach. Sie sah nicht, wie ein menschenähnliches Wesen plötzlich auf den Weg stolperte und Lisbeth auswich, wie sie es immer getan hatte.
Sie merkte nur, wie sich der Wagen seitwärts bewegte und das Rad auf seiner rechten Seite vom Weg abkam.
Heinrich fluchte unflätig, während das Rad weiter weg glitt und an einem Baumstumpf zerbrach.
Als sich dessen Speichen in den Waldboden bohrten, stoppte diese Seite des Wagens abrupt, und er überschlug sich.
Die Deichsel drehte sich aus der Wagenhalterung und Lisbeth kam frei. Sie verschwand mit fliegenden Hufen aus Adelheids Blicken.
Im Getöse des Überschlages ging das Knacken unter, mit dem Heinrichs Genick brach, als er völlig verdreht auf dem Boden aufkam.
Der Wagen begrub ihn ebenso unter sich, wie Adelheid.
Ellie spürte förmlich den Schmerz, der durch Adelheid fuhr. Ihr Arm war unter der Ladekante des Wagens eingeklemmt und vermutlich gebrochen.
Heinrich der Bauer lugte nur zu einem Teil unter dem zertrümmerten Holz hervor, und sie war sich sicher, dass er bereits tot war.
Die Versuche den Arm zu befreien waren voller Schmerz. Elvira zog mit ganzen Kräften.
Adelheid ebenso. Sie beide waren eins und sie gaben all ihre Kraft und all ihre Ignoranz den Schmerzen gegenüber.
Die Sekunden des Sturzes kamen ihnen vor wie Minuten. Und die Minuten bis das erste Wiederkehrerwesen sie sah, Minuten in denen sie versuchten den Arm zu befreien, zogen sich gefühlt wie Stunden.
Angelockt durch das Gepolter des Überschlages, kamen immer mehr von den Menschenfressern näher.
Manche blieben in den Hecken hängen, wie der Bauersjunge, der mit durchschnittener Kehle auf sie zukam. Unfähig einen anderen Weg einzuschlagen, riss er sich an den Dornen der Schlehen Haut und Fleisch von den Knochen. Getrieben von der Gier auf das lebende Handwerkerinnenfleisch, zwängte er sich immer tiefer in den Schlehenbusch. Fauchend und zischend. Soweit, bis er sich nicht mehr regen konnte.
Aber die Gefahr war nicht der Junge, sondern die anderen Wesen, die sich über den Weg näherten. Diejenigen, die aus dem dickichtfreien Wald kamen und zwar über die eine oder andere Wurzel stürzten, aber sich dennoch immer wieder erhoben.
Ellie wurde immer hektischer und die Panik stieg in ihr auf.
Wenn sie nicht in kurzer Zeit freikommen würde, würde sie den Wesen in die Hände fallen.
Adelheid drehte sich um ihren Ellenbogen. Der letzte Teil der nicht eingeklemmt war. Angstvoll blickte sie umher.
Ihr Blick wanderte zu ihrem Gürtel und Ellie begriff, was sie dachte.
Das Messer.
Sie könnte den Arm.... Ellies Sinne färbten sich rot vor Schwindel.
Adelheid dachte ernsthaft daran sich den Arm abzutrennen.
Was nüchtern betrachtet wohl sinnvoll erscheinen mag, verhält sich im Kopf eines Betroffenen doch etwas anders.
Adelheids Hand wanderte zu ihrem Arbeitsmesser, das zwar alt und auch etwas schartig war, aber dennoch scharf genug.
Sie zögerte und Ellie fühlte sich ohnmächtig.
Ein Knurren schoss wie ein Donnerschlag durch ihr Gehör und beendete die Gedanken an Befreiung.
Direkt über Adelheid kroch das erste, der sich nähernden Wesen in ihre Reichweite. Die Frauen dachten synchron und Adelheid handelte sofort. Ohne weitere Gedanken an eine Amputation, rammte sie dem beißenden Ding das Messer ins Auge und drehte den Griff.
Eine faulig rote Flüssigkeit floss ihr über die Hand, und der Gestank der sich über sie ergoss, nahm ihr fast den Atem.
Totenhände griffen nach ihren Fesseln.
Tretend und fluchend versuchte sie sich zu befreien, aber die Wiederkehrer ließen ihr keine Pause.
Wenn sie einem einen Hieb verpasste, war sofort ein Anderer zugegen um seinen Platz zu füllen. Adelheid strampelte wie eine Besessene, aber es nützte ihr nichts. Eine der
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