Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
prüften die Pfeile und griffen sich das erste Dutzend um sich zu dem Hergendorfer zu gesellen.
Die Frauen fertigten emsig weiter Pfeile. Ihre Hände bluteten bald, aber sie scherten sich darum kaum einen Augenblick. Als das erste Schock 62 fertig war, griff sich ein Junge das Bündel und brachte es nach oben. Er wiederholte dies, bis ein gutes Gros 63 fertig gestellt war.
Johannes sah, dass ihre Arbeit gut war und nahm daran teil, denn auch er wollte nicht untätig sein, im Angesicht der Gefahr.
Ein kleines Kohlebecken wurde nach oben gebracht und den Schützen als Feuer um die Spitzen zu entfachen dienen.
Die drei Verteidiger blickten in die Tiefe und schätzten die Entfernungen, in denen die Wiederkehrer auftauchten.
Ich bewegte mich von lauter Neugier getrieben hinauf in den Bereich über dem Tor und erschrak, als ich sah, was die Krieger sahen.
Kopf an Kopf strömten die Untoten auf unser Tor zu.
Der Wind aus Richtung Hergendorf wehte uns den süßlich fauligen Geruch herüber, der uns die Mägen umdrehen wollte, dass unser Innerstes nach außen lag.
Die Wiederkehrer, die den Geruch verströmten, hatten selbiges im Sinn, wenn man von einem Sinn reden mag, den sie besaßen.
Es war wohl nur eine Gier, die sie trieb. Aber dieser Trieb war so stark, dass sie sich selbst entzweiten oder den Verlust von Teilen ihres Körpers hinnahmen, mit der Aussicht lebendiges Fleisch kosten zu können.
‚Linker Hand, an der Reihe Eichenbäume. Vielleicht hundertfünfzig Schritt entfernt, eine große Gruppe.‘, sprach Rainhardt
‚Rechts davon noch ein Dutzend. Mindestens. Aber weiter weg. Sicherlich über dreihundert Schritt.‘
So ging es weiter und weiter. Zehn Untote, weit weg. Ein Dutzend hier, ein halbes dort.
Hundert Schritte, zweihundert oder mehr, entfernt.
Jeder der Vier, rief Anzahl, Richtung und Entfernung und mein Mut sank mit jedem Ausruf mehr dahin.
Durch den Westwind stach uns der Gestank durch die klare, kalte Luft in die Nase, während wir den Untoten zusahen, wie sie sich teils umherirrend, teils auf uns gerichtet, bewegten.
Leon blickte mich an und sagte nur knapp:
‚Sag Adelheid, dass wir das Öl brauchen. Und zwar sofort.‘
Ich blickte ihm mitleidig in die Augen und er erkannte, was er gesagt hatte.
Sein Blick senkte sich und ich sah das Wasser, das sich in seinen Augenwinkeln sammelte. Er dachte dasselbe wie ich über das Schicksal seiner Freundin. Das erkannte ich sogleich.
‚Sag irgendwem, dass wir das Öl brauchen. Schnell. Eile dich, Amadeus“
So schnell mich meine Knochen trugen, war ich zurück am Boden im Hof und teilte Leute ein, mehr Öl aus dem Keller nach oben zu schaffen.
Den wartenden Pikenieren schilderte ich kurz das Gesehene und wandte mich sogleich wieder dem Weg nach oben zu.
Der Vogt stand wie versteinert im Hofe und blickte hilflos umher, wie er emsengleich umringt wurde von den wenigen Menschen die in Wanda weilten.
Ich erblickte Marga und die Freiin, welche im Wehrturm weilten und aus der Kammer der Edlen schauten. Sie sahen gewiss auch, wie die Horde der Untoten vor dem Tor wandelte, bereit, jeden von uns in Stücke zu reißen.“
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Wieder einmal schwitzte Elvira von Rensdorf nicht unerheblich, während sie las.
Sie sah die kreisrunden Flecken nicht, die sich unter ihren Armen im Stoff ihrer Bluse bildeten, aber sie merkte, wie das Tuch sich mehr und mehr an ihren Körper saugte.
Sie hob den Blick und starrte wieder einen Blickkanal durch ihr Zimmer, während ihre Gedanken schweiften.
Feuer. Natürlich.
Das war wohl eine Option im Kampf gegen die Untoten. Das hatten die Flüchtenden in Lurdendorp gemerkt.
Sie war gespannt, wie sich das Ganze entwickeln würde, und vor allem, was mit Amadeus passieren würde.
Dass er überlebt, war ihr ja klar. Es wäre ihm wohl ziemlich schwer gefallen aus dem Schattenreich heraus sein Buch zu erfassen.
Andererseits, war fast alles, was bis dato gelesen und geträumt hatte ebenso phantastisch, dass sie selbst diese Variante nichtmehr sonderlich verwundert hätte.
Sie schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken abzuwerfen und sich auf das Schriftgut vor ihr zu konzentrieren.
Ihre Augen fokussierten sich auf die alte Tinte und es war, als würden die Buchstaben ihre durch Jahrhunderte erworbenen Lücken für sie schließen, und wieder leserlich werden.
Ein Effekt, der durch das stetige Lesen seit Wochen und Monaten kam.
Sie blendete die fehlenden Stellen schlicht aus, oder besser gesagt, sie blendete an diesen Stellen Tinte
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