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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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nicht aus einem dieser zwei Gräber. Noch nicht.
Die mittägliche Ruhe machte es Hagen einfacher, all das zu vernehmen, von dem sein Sohn und die Leute in der Schänke sprachen.
Und als er dem Geräusch nachging, fand er auch seine Quelle.
Es war wohl eines der Gräber aus dem Jahr zuvor. Pochen und Kratzen. Immer nacheinander.
Als wenn jemand mit der Hand gegen Holz schlägt, um dann mit den Fingern darüber zu scharren.
Nicht laut, aber dennoch gut zu vernehmen, sagte er mir.
Sein Blick senkte sich während er redete in den Schaum seines Bieres und seine Augen verloren etwas.
Als starre er durch den Krug und den Tisch hindurch auf den Boden.
    Leise erzählte er weiter davon, wie er sich an das Grab hockte. Natürlich kannte er die Person die dort lag. Er hatte sie selbst vor Jahresfrist mit zu Grabe getragen.
Natürlich wusste er von ihr zu berichten. Und natürlich tat er es in lobenden Worten.
Von dem, was dann passierte, sprach er jedoch nicht mehr so lächelnd. Glaubt mir, Amadeus. Selten zuvor sah ich solches Flehen um Glauben im Blick eines Mannes. Eines Mannes, der sich mitteilen musste. Eines, der sich gewiss sein wollte nicht verrückt zu sein, wohl wissend, dass er es nicht ist.
Suchend nach Bestätigung, die ich ihm da noch nicht geben konnte oder insgeheim wollte, weil ich nicht überzeugt war.‘
    Nun, ich muss gestehen, dass es mir nicht anders erging. Immer wieder diese Zweifel.
An dem was dieser Geck aus Italien zu erzählen wusste; dann plötzlich an dem, was uns gelehrt wurde von Kindesalter an.
Alles stellte er in Frage.
War der Herr Jesu umsonst gestorben? War all das, was wir zu hören bekamen, lasen oder predigten ein Hirngespinst?
Zweifel.
Immer wieder Zweifel.
Aber der Schmied überzeugte.
Wenigstens Luciano Saltonato. Sonst wäre er nicht später auch auf den Friedhof geschlichen, um sich zu vergewissern.
Aber zunächst erfahrt die Geschichte, die dem Schmied widerfuhr, und die ihn weiter veränderte.
So wie ich sie noch im Gedächtnis habe.
Seht es mir nach, wenn manches fehlerhaft sein sollte.
    ‚Saltonato berichtete von seinen Zweifeln und Fragen. Und davon, wie der Schmied sich vor dem Grab niederließ, dass er im Jahr zuvor mit verschlossen hatte.
Er konnte hören, dass etwas aus der Erde klang. Er konnte hören, wo nichts zu hören sein durfte.
Lebendig begraben zu werden, ist einer unserer schlimmsten Träume, aber Hagen wusste, dass dies nicht sein konnte. Schließlich hatte er vor langer Zeit geholfen, den Toten ins Erdreich abzusenken und bis zu diesem Tage war nichts zu vernehmen gewesen.
Aber dennoch durchfuhr ihn diese Urangst. Und er dachte daran, den alten Mann den er einst zu Grabe trug, zu befreien.
Zweifelnd.
Wie er sagte, durchfuhr ihn eine ärgere Befürchtung.
Die, dass sich in den 3 neuen Gräbern etwas regen könnte. Hagens Schwager lag mit durchbohrtem Kopf in seinem Grab. Ihn als lebendig begraben zu befürchten, war nicht von Nöten. Ein drittes Mal sterben müsste er wohl nicht.
Hagen hatte eine Art Lächeln auf dem Gesicht, als er das erwähnte. Kein Lachen; nur ein Lächeln, das auch nur kurz zu sehen war.
Er wandte sich den Gräbern seiner Schwester und Schwagers zu und erkannte, dass auch dort diese Geräusche zu hören waren. Und sogar noch eine Reihe weiter. Das Grab des Bauerns, der am selben Tag wie seine Schwester zum Herrn berufen wurde. Auch dies gab Geräusche von sich.
Und noch mehr. Links und rechts davon. Gräber von Männern, die Wochen und Monate zuvor ihr Leben aushauchten. Auch aus diesen klangen Geräusche. Und ihr hättet den Blick sehen sollen, als er dies erzählte, Amadeus.
Leer, entrückt, fast abwesend.
Er starrte in sein Bier und erzählte einfach immer weiter. Als ginge es nur um das Erzählen an sich und nicht darum, etwas mitzuteilen.
Wie er sagte, ging er zurück in die Schänke und holte Hilfe, denn er wollte die Gräber öffnen.
Drei Männer folgten ihm und sie machten sich daran, die Unglücklichen zu befreien.
Sie sollten ihr Unglück befreien, aber dessen waren sie sich nicht bewusst.
Fragt mich nicht Amadeus. Ich weiß auch nicht, wie man mittags in der Schänke sitzen kann, ohne dass es Sonntag ist. Nicht in einem Dorf.
Aber er holte sich Hilfe und sie schritten zum Friedhof um das Unglaubliche zu tun.
Was ihn bewegte, nachzuschauen weiß ich immer noch nicht. Die Männer waren aufgeregt, doch mutig durch das Bier.
    Der erste Spatenstich traf das Grab von Hagens Schwester. Hagen selbst stieß das Blatt in die Erde und warf

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