Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
die erste Sole auf. Zwei seiner Helfer taten es ihm an einem Grab der nächsten Reihe gleich, und hoben ebenfalls Erde aus.
Hagen schwitzte unter der Last des Grabens schnell und die Sonne tat ihr Übriges hinzu, dass seine Sinne nicht mehr ganz die seinen waren, wie er mir schilderte. Die Laute wurden deutlicher und waren auch für seine Helfer nicht mehr zu überhören.
Die fragenden Blicke jedoch, ignorierte er geflissentlich und grub sich tiefer hinein in Gottes Acker.
Während Hagens Spaten recht schnell auf Holz schlug, mühten sich seine zwei Freunde weiterhin in der Sonne des Tages ab.
Scheinbar war das Bier gut und schwer und zeigte seine Wirkung in der Sonne. Hagens Helfer schwitzten noch ärger als es der Schmied tat.
Der Schmied hatte den Deckel des Sarges schon freigelegt, als seine Freunde erst auf Holz schlugen, und er machte sich daran, diesen zu öffnen. Das Kratzen und Pochen war für niemanden mehr zu überhören, sagte er. Und ich glaubte ihm.
Kaum dass er versuchte den Sarg zu öffnen, half jemand von innen nach. Oder ich sollte besser sagen dass Etwas half. Polternd öffnete sich der Sarg und Hagen erstarrte, als seine Schwester in mit toten und leeren Augen anblickte.
Hagens Gehilfen blickten entsetzt zu ihm hinüber. Blinzelnd durch die Sonne und Ungläubigkeit nahmen sie das Geschehen zu ihren Füssen nicht wahr; sahen sie nicht, wie sich das Erdreich unter ihnen bewegte, als pflüge sich ein riesiger Maulwurf durch die Krume.
Hagen erzählte mir dann, wie seine Schwester stöhnend und grunzend dem Grab entstieg. Wie ein zweiter Körper sich dem anderen Grab entwandte. Wie dieser sich durch den Boden grub und dreckig und aufrecht auf der Stelle, die seine letzte Ruhestätte sein sollte, kniete.
Wie er sagte versuchte seine Schwester sofort nachdem sie sich in Bewegung gesetzt hatte ihn anzufallen. Sein Rufen und Ansprechen zeigte keine Wirkung und sie wankte auf ihn zu.
Was ihr Begehr war, erfuhren die beiden Gehilfen an dem anderen Grabe am eigenen Leib.
Denn der dreckige, groß gewachsene Kerl der seinem Grab einstieg, packte einen der Zwei, die ihn befreit hatten, am Knie und riss ihn zu sich herüber. Der Schmerzensschrei als sich die Nägel und Zähne der Kreatur in sein Bein gruben, weckte den zweiten aus seiner Erstarrung. Er sprang sofort zu ihm, aber die Versuche den armen Mann zu befreien blieben erfolglos. Schlimmer noch; auch der zweite Helfer bekam zu spüren, welche Kraft noch in dem scheinbar toten Wesen steckte.
Sein eines, zappelnd schreiendes Opfer immer noch festhaltend, griff er nach dem nächsten.
Seine Finger wischten durch die Luft und verfehlten ihr Ziel nur knapp, während eben dieses Ziel versuchte seinen Freund zu befreien.
Weder gelang ihm dieses, noch entrann er den Angriffen. Bei dem Versuch die festklammernde Hand vom Bein des Opfers zu lösen, erwischte ihn das Wesen und riss ihm einen Teil der Kehle heraus.
Augenblicke später lag er sterbend danieder und die Kreatur wandte sich schmatzend seinem Mahl zu, das immer noch schreiend, aus einer großen Wunde im Bein blutend vor ihm zappelte.
Unfähig zu entrinnen.
Hagen erging es ähnlich, wenn auch mit mehr Glück. Wobei aber das auch nur ein Teil der Wahrheit ist, denn auch er verlor einen Teil von sich.
Hagen war gewiss ein harter Mann, aber diesen Teil seiner Erzählungen brachte er nur unter Tränen und dauerndem Trinken aus seinem Humpen hervor.
Während der Kampf seiner Begleiter tobte, war er damit beschäftigt sich seine Schwester vom Leib zu halten. Keine Spur davon, dass sie lebendig begraben wurde. Kein Erkennen in ihren trüben Augen, die ihn anstarrten. Ihre Hände, griffen nach ihm, schlugen wie im Takt eines Musikers und verfehlten ihn immer wieder.
Nein, keine Spur von Leben in ihr. Keine Spur von Erkennen. Keine Spur von seiner Schwester. Dies war etwas Anderes. Schreckliches.
Immer wieder schob er sie von sich. Immer wieder stieß er sie zurück. Bis ihr Kopf sich jemand anderem zuwandte.
Einem jungen Mädchen, das sich plötzlich neben ihm befand.
Hagens rote Augen sagten mir schon bevor er es aussprach, wer da neben ihm war und wer da zum Opfer wurde.
Es war seine Tochter. Geschickt, um ihn zu holen, damit er das Mahl nicht verpasst.‘
Der Italiener vermochte nicht zu schildern, wie es dem Kind erging, denn auch ihn berührte dies scheinbar zu tiefst.
Seinen stammelnden Versuchen zu erzählen entnahm ich, dass das Kind plötzlich wie versteinert neben seinem Vater stand.
Dass dieser nicht
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