Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
erkennen.
Johannas Mund zitterte förmlich und Barbara hatte die Hände zum Gebet gefaltet. Ihre Lippen bewegten sich tonlos, aber sie konnte genau erkennen, dass die Köchin ein Vaterunser nach dem anderen herunterbetete.
Hermann war der einzige, der Vier auf der Ladefläche, der sich suchend umschaute.
Ellie war sich nicht sicher, ob es aus Vorsicht, Angst oder einfacher Neugier war.
Aber er war wie eine Nachhut, bloß dass er auf einem Karren saß.
Der Horizont nahm langsam eine blaue Farbe an, die das Grau und Schwarz der Nacht verdrängte.
Noch bevor sich das Rot der aufgehenden Sonne abzeichnete, kam Eschmar in Sicht.
Das kleine Dorf, kaum größer als ein Weiler, lag nahezu idyllisch an einer Reihe kleiner Seen, in denen die Bewohner Fische züchteten.
Leonhardt und Jacob stoppten den Karren und Matthes wurde befohlen sich auf dem Marktplatz einzufinden und den Karren zu bewachen.
Dann trabten sie langsam und umsichtig in das Dorf.
Das Bild was sich ihnen bot, war an Grauen kaum zu übertreffen.
Das Dorf war ein einziges Blutbad.
Matthes lenkte den Karren über den Hauptweg durch die Straße und hielt auf dem Dorfplatz an, während die Reiter das Dorf erkundeten.
Im Licht der Morgensonne, welche die Körper der Opfer in ein rötliches Licht tauchte, sahen die zerfleischten und zerrissenen Leiber noch schrecklicher aus.
Ein Bauer lag in einem Schweinetrog und sein Oberkörper ragte über den Rand.
Oder besser, das, was von ihm übrig war.
Sein Rücken war aufgerissen und bis zu den Hüften des Fleisches entledigt worden.
Die Kleidung war zerrissen und blutgetränkt. Sie hing an ihm herunter und klebte an den Resten den Knochen und Haut, die ihm die Wiederkehrer gelassen hatten.
Fliegen surrten umher und eine unheimliche Stille lag über dem dunstigen Morgen.
Eine Frau steckte mit der Brust zuvorderst auf einem Spieß, der sich durch ihren Oberkörper gebohrt hatte.
Scheinbar hatte sie den Freitod gewählt und sich in den angespitzten Stecken gestürzt.
Das dünne Holz hatte sich von unten durch den Brustkorb gebohrt und hatte dann den Kopf durchstoßen, aus dem seine Spitze nun rot verkrustet herausragte.
Neben dem Pferch fanden die Reiter die Leiche einer älteren Frau, die zwischen zwei Schweinekadavern lag. Ihr, wie den Tieren auch, fehlte ihr Innerstes und große Teile der Muskeln waren ihr herausgebissen worden. Die Blutspur die durch den Pferch verlief, verriet den Kriegern, dass sie noch gelebt haben musste um sich an den Ort ihres Todes zu schleppen.
Die restlichen Schweine waren entkommen, da das Gatter offen stand. Die Frau entkam ihnen nicht.
Jacob starrte entsetzt auf die Überreste eines Jungen, dem ein Arm fehlte und dessen Bauchdecke aufgerissen war.
Er saß ab und trat näher. Eine Hand hatte er am Hammerknauf. Bereit ihn zu ziehen.
Er kniete neben den Knaben und ihm kam in den Sinn, wie er sich in Lurdendorp abgemüht hatte den Hammer aus der Schlaufe zu ziehen. So zog er ihn und hielt ihn in beiden Händen, während er den Leichnam inspizierte.
Die Waffe lag über seine Beinen, als er dem Jungen die vor Entsetzen und Schmerz aufgerissenen Augen schloss.
Jacob stand auf und sah sich um.
Fast sah er aus, wie ein Feldherr, der nach der Schlacht die Reihen der Toten abschritt.
Er schüttelte den Kopf und sein Blick fiel auf etwas.
Adelheid hatte den Kopf gesenkt und Ellie erkannte nicht alles um sie herum, was sie nicht wirklich bedauerte. Sie nahm wahr, wie Amadeus mit zitternden Lippen zu beten schien.
Sie konnte nicht ahnen, dass er Flüche aussprach. Flüche, die er lange schon vergessen geglaubt hatte.
Leonhardt saß noch zu Pferde und sah seinem Kameraden und Freund zu, wie er plötzlich losstampfte.
Der Köcher an seiner Hüfte klapperte unverwechselbar mit jedem Schritt, so wie der Hammer in seiner Rechten wiegte.
Leon folgte der Richtung, in die Jacob schritt mit den Augen und erkannte was dieser sah.
Unweit der Schmiede im Dorf, saß ein Wiedergekehrter an ein Fass gelehnt und stöhnte kaum hörbar
Er trug nur eine Bruche, sonst nichts. Seine Haut war gräulich und doch glänzend, wie die rosige Haut eines Schweinchens.
Sein Blick lag, mehr teilnahmslos denn gierig, auf dem heranstürmenden Krieger.
Der Mund stand offen, Fleischreste hingen zwischen seinen Zähnen, Blut war aus seinem Maul getropft und auf der Brust angetrocknet.
Sein Bauch glich eher einer Kugel als einem Brett und er konnte sich kaum mehr regen.
Jacob war angewidert, wie er es in seinem Leben vorher noch nie
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