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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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immer noch nichts von ihm gehört. Aber wahrscheinlich hat er unsere Verabredung einfach vergessen und ist tief im Gebet versunken in seinem Kloster geblieben.“
    Während dieser Worte löste sich ein weiterer Teil der Blutkruste vom Rand der Wunde. Josef beugte sich noch etwas tiefer über die Verletzung.
    „Wir müssen den Wundrand säubern, damit ich erkennen kann, welche Waffe der Mörder benutzt haben könnte.“
    Bastian nickte und begab sich wortlos ins Haus. Wenige Minuten später tauchte er mit einem ledernen, wassergefüllten Eimer und Leinentüchern wieder auf. Vorsichtig begannen die beiden die große Halswunde an den Rändern zu säubern. Josef betrachtete den Schnitt nachdenklich. Er hatte schon viele Wunden gesehen. Diese hier sah jedoch völlig anders aus, als jene, die er aus seiner langen Zeit als Zonser Arzt kannte. Sie konnte weder von einem Messer noch von einem Schwert oder gar einer Lanze stammen. Josef kannte die Muster, welche die verschiedenen Waffen hinterließen in- und auswendig. Dieser Schnitt hier war sehr tief und extrem schmal, ohne Quetschungen am Wundrand. Ein Schwert beispielsweise hinterließ solche tiefen Wunden, doch war der Schnitt viel breiter. Diese Wunde hier war kaum einen halben Zentimeter breit und zudem verlief sie exakt waagerecht. Nur ein geübter Schwertkämpfer hätte die Kraft und die Technik einen so exakten Schnitt zu setzen. Da sich das Opfer sicher bewegt hatte und nicht still vor seinem Henker stand, war dies sehr unwahrscheinlich.
    Josef fiel keine Waffe ein, die zu diesem Schnittmuster passte. Auf der linken Halsseite setzte der Schnitt tiefer an als auf der rechten. Der Arzt griff nach einem vom Säubern der Wunde blutigen Leinentuch und klappte den Kopf des Toten so weit es ging nach links. Entsetzt von dem Anblick der gewaltigen Zerstörung wandte Bastian sich ab. Er konnte spüren, wie sich sein Magen zusammenkrampfte und das Frühstück sich langsam seinen Weg hinauf in die Speiseröhre bahnte. Ihm war speiübel. Vorsichtig blickte er sich wieder um und betrachtete den Arzt. Josef schien der Anblick nichts auszumachen. Mit geübten Handgriffen fuhr er an den glatten Wundrändern entlang. Der Kehlkopf war in der Mitte auseinandergetrennt worden und hing schief im unteren Halsstück. Die Sehnen, Muskeln und Blutgefäße waren so glatt durchtrennt, dass man glauben konnte, sie würden nahtlos wieder zusammenwachsen, sobald man den Kopf nur ordentlich am Hals befestigte.
    Josef beugte sich tief hinab. So tief, dass er die Halswirbelsäule des Toten von der Innenseite genau betrachten konnte. Die unbekannte Klinge hatte die ersten Millimeter des Knochens angeritzt. Auch die Kratzspuren waren am linken Rand der Wirbelsäule tiefer, als am rechten. In jedem Fall, war es eine glatte Klinge und keine gezackte gewesen. Plötzlich fiel es Josef ein! Es musste eine Sichel sein! Als kleiner Junge hatte sein Onkel ihm gezeigt, wie man mit einer Sichel Gras oder Getreide schneiden konnte. Man nahm das Grasbüschel oder die Getreidehalme in die eine Hand und die Sichel in die andere. Dann durchtrennte man direkt darunter kreisrund und mit einer einzigen fließenden Bewegung die Halme in einem Ruck. Setzte man nicht richtig an, wurden die Halme am Anfang des Schnittes nicht vollständig gekappt. Außerdem wurden die Halme durch den Sichelschnitt gleichmäßig und exakt in derselben Höhe durchtrennt. Genau wie der Hals von Benedict Eschenbach. Die Untersuchung brachte Josef zu zwei wichtigen Erkenntnissen. Die Mordwaffe war eine glattschneidige Sichel und der Täter musste Linkshänder sein. Dies erklärte die unterschiedliche Tiefe der Wunde an der Halsseite. Der Arzt erklärte Bastian kurz seine Ergebnisse und tastete dabei mit seinen Fingern die Muskulatur des Halses ab. Warum war der Kehlkopf nicht weiter in die untere Hälfte des Halses hinabgerutscht? Josefs Finger blieb an etwas Hartem hängen. Er stutzte kurz und nahm dann die andere Hand zur Hilfe. Vorsichtig klappte er die Muskulatur und Sehnen auseinander.
    „Seht her, Bastian. Hier ist etwas, das nicht hierher gehört!“
    Neugierig kam Bastian näher. Mittlerweile hatte sein Magen sich beruhigt und er konnte den grauenvollen Anblick eines fast vom Hals getrennten Kopfes ertragen. Immer noch blass im Gesicht erkannte er das Ende einer Kette, die aus dem Halsinneren herausragte.
    „Greift zu. Ich will nicht, dass sie weiter hinabrutscht und wir den ganzen Schlund öffnen müssen“, sagte der Arzt und

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