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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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rechts in die Zehntgasse einbog, sah er am Ende der Gasse eine dunkle Gestalt über die Straße huschen. Kurz darauf ging ein Licht an. Bastian erkannte den Nachtwächter, der auf seiner üblichen Runde durch das Städtchen lief und für Ruhe, Ordnung und Sicherheit im kleinen Zons sorgte. Der Nachtwächter blies in sein Horn und begann zu singen:
    „Hört, ihr Leut´ und lasst euch sagen: unsre Glock´ hat zehn geschlagen! Zehn Gebote setzt Gott ein, dass wir soll´n gehorsam sein! Menschenwachen kann nichts nützen, Gott muss wachen, Gott muss schützen. Herr, durch deine Güt´ und Macht, schenk uns eine gute Nacht!“
    Der Nachtwächter war in einen dunklen Mantel gehüllt und trug einen schwarzen Filzhut, der jedoch anders als die Hüte der Sebastianus-Bruderschaft, am Ende nicht spitz zulief. In seiner rechten Hand trug er eine Laterne und in der linken hielt er seine Lanze.
    „Seid gegrüßt, Bechtolt!“
    Bechtolt blickte Bastian freundlich aus seinem rechten Auge an. Über seinem linken Auge befand sich eine schwarze Klappe. Bechtolt war eigentlich Seefahrer, aber durch das Navigieren auf dem endlosen Meer im Laufe der Jahre erblindet. Das ständige Peilen des Sonnenstandes und der schutzlose Blick in die strahlende, goldgelbe Sonne blendete sein linkes Auge so lange, bis er auf dieser Seite vollständig erblindet war. Als sein Alter die Seefahrt nicht mehr zuließ, kam er nach Zons und hielt sich nun mit seinem bescheidenen Nachtwächterlohn mühsam über Wasser. Als Raubein bekannt, eignete er sich hervorragend für diese Aufgabe. Trunkenbolde, die er auf seiner täglichen Runde zu fassen bekam, wagten kaum, ihm Widerworte zu geben. Seine, trotz des Alters, mächtige Gestalt verhalf ihm zu einer fast hünenhaften Erscheinung.
    „Seid gegrüßt, Bastian!“
    Der Nachtwächter betrachtete die hochgewachsene Gestalt von Bastian Mühlenberg. Er erinnerte sich noch an den kleinen Jungen, der wissbegierig jeden Tag mit Pfarrer Johannes Lesen und Schreiben lernte. Damals war er klein und schmächtig gewesen. Bastians Vater, der Zonser Müller, hatte schon mit dem Gedanken gespielt, den kleinen hellen Kopf ins Kloster zu schicken, damit wenigstens ein Gelehrter aus ihm würde. Denn für den Beruf des Müllers schien er sich nicht zu eignen. Doch dann war Bastian im wahrsten Sinne des Wortes in den Himmel geschossen. Innerhalb von einem Jahr überragte er plötzlich die anderen Burschen seines Alters und hatte zudem noch stattlich an Muskeln zugelegt. Spätestens seit seiner Jagd nach dem Puzzlemörder war er zu einer hiesigen Berühmtheit geworden und sein Großmut und seine Tapferkeit ließen die Herzen vieler Frauen höher schlagen. Seine Heirat mit Marie hatte sich wie ein Lauffeuer in der Gegend verbreitet und es gab nicht wenige, die sich wünschten, sie würde im Kindbett sterben, damit der attraktive Bastian Mühlenberg von der Zonser Stadtwache wieder zu haben wäre. Doch Bechtolt war sich sicher, dass auch das nichts nützen würde, denn Bastian neigte nicht zur Wankelmütigkeit und war ein treuer Geist.
    „Der ‚Siebener Ausschuss’ der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft trifft sich gerade in der Schenke ‚Zur alten Henne’. Habt Ihr sie kommen sehen?“
    „Nein, aber ich habe gerade einen von ihnen nur einen Katzensprung von Euch entfernt eilig die Gasse hinunterlaufen sehen. Habt Ihr denn nicht gemeinsam die Wirtschaft verlassen?“
    „Nein“, antwortete Bastian verwundert. „Als ich die Schenke eben verließ, saßen sie noch alle an einem Tisch und tuschelten geheimnisvoll miteinander.“
    „Vielleicht habe ich ihn auch verwechselt. Ich wünsche Euch jedenfalls eine geruhsame Nacht, Bastian Mühlenberg.“
    Mit diesen Worten setzte der Nachtwächter seinen Rundgang durch Zons fort. Bastian lief weiter in Richtung Schlossstraße. Hin und wieder verdunkelte eine Wolke das Sternenlicht am Himmel, sodass die Schatten auf der Erde aussahen, als würden sie sich bewegen. Ein paar Augenblicke glaubte Bastian eine lebende Gestalt vor sich zu sehen, aber immer wieder stellte er fest, dass die unheimlichen Schatten der Nacht nur ihren Schabernack mit ihm trieben. Doch kurz bevor er die Schlossstraße erreichte, nahm Bastian ein gurgelndes Geräusch aus einer Häusernische war. Er war sich nicht sicher, ob seine Sinne ihm einen Streich spielten, dennoch hielt er inne und lauschte.
    Da war es wieder! Er war sich ganz sicher, etwas gehört zu haben. Langsam bewegte Bastian sich auf das Geräusch

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