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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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Taschenlampe wie schwarzer Samt ausbreitete. Sein Ruf hallte an den Wänden wider. Es war kalt und feucht hier unten. Eines musste er Emily lassen, es war verdammt mutig, sich hier herunter zu wagen. Unwillkürlich musste er lächeln. Das war typisch für ihr italienisches Temperament. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog sie es durch. Und dazu noch die taffe Anna an ihrer Seite, da konnte die beiden nichts mehr stoppen. Na ja, fast nichts, sonst würden sie jetzt nicht seine Hilfe brauchen.
    „Emily!“, er rief erneut ihren Namen.
    Nichts. Bis auf seine eigene Stimme, die sich tausendfach an den feuchten Felswänden brach und mit leisem Raunen wieder zu ihm zurückkam, hörte er nichts.
    „O l i v e r ...?“
    Ein hohes, helles Stimmchen drang bruchstückhaft aus weiter Ferne zu ihm hervor. Sein Puls fing an zu rasen. Das war sein Name. Es musste Emily sein. Oliver versuchte das Geräusch zu orten. Doch er konnte keine genaue Richtung ausmachen. Zu verschwommen und schwach kamen ihre Rufe bei ihm an. Er kramte die Karte hervor und betrachtete den Weg, der zum Schatz des Erzbischofs führen sollte. Sicher waren die beiden direkt in diese Richtung gelaufen.
    Oliver stürmte los und blieb abrupt stehen. Direkt vor ihm, an einer Abzweigung befand sich eine Markierung. Ein helles neonfarbenes Kreuz leuchtete ihn an. Aber es führte in die andere Richtung! Oliver runzelte die Stirn. Warum waren sie in diese Richtung gegangen? Dieser Gang führte nicht zum Schatz. Er drehte um und lief in den markierten Gang hinein. Fest stand jedenfalls, dass sie hier entlang gelaufen waren. Noch jemand war sicherlich nicht auf diese verrückte Idee gekommen!
    Oliver rief immer wieder Emilys Namen und versuchte, ihre Antwort zu lokalisieren. Doch in dem Gewirr aus schmalen Gängen war es unmöglich, die genaue Richtung festzustellen. Seit fünfzig Metern hatte er kein Kreuz mehr gesehen. Er wischte sich über die schweißnasse Stirn. Sein Atmen ging ruckartig. Erneut blickte er auf die Karte. Er war jetzt schon viel zu lange unterwegs. Hoffentlich hatte er sich nicht im Kreis bewegt. Er zog ein Taschentuch hervor und befestigte es gut sichtbar an der Felsmauer. Sollte er ein zweites Mal hier entlangkommen, würde er es zumindest erkennen. Ein ohnmächtiges Gefühl breitete sich in ihm aus. Was, wenn er sie nicht finden würde? Dann lauf zurück und besorge einen Spürhund. Nur Mut, du findest sie!
    Oliver arbeitete sich weiter in der Dunkelheit voran. Das Licht seiner Taschenlampe flackerte und mehr als einmal hatte er das Gefühl, eine dunkle Gestalt in der Schwärze der Schatten zu erkennen. Er richtete seine Lampe in die Tiefe des Ganges hinein und erstarrte. Oh nein! Das konnte nicht wahr sein! Ein weißes Taschentuch leuchtete ihm entgegen. Er war tatsächlich im Kreis gelaufen!
    Oliver war beim letzten Mal nach links abgebogen. Jetzt nahm er den Gang zur rechten Hand. Wieder rief er Emilys Namen in die Dunkelheit hinein und bekam ein undeutliches Echo ihrer Stimme zurück. Er lief weiter und sah, wie sich der Gang am Ende des Lichtstrahls seiner Taschenlampe gabelte. Wieder kramte er ein Taschentuch hervor, befestigte es an der Wand und beschloss zuerst den linken Gang zu durchsuchen. Als er wieder aufblickte, nahm er eine Gestalt im Augenwinkel war. Sein Herzschlag setzte aus und automatisch zog er seine Waffe. Was war das? Er ging langsam näher heran und erhaschte eine Bewegung in der rechten Abbiegung.
    „Stehen bleiben, Polizei!“, brüllte Oliver hinterher.
    Die Gestalt blieb abrupt stehen. Das Licht aus Olivers Taschenlampe reichte nicht weit genug, sodass er sie kaum in der Dunkelheit wahrnehmen konnte. Schnell näherte er sich und versuchte, seine Taschenlampe auf den Mann zu richten. Er erhaschte im Bruchteil einer Sekunde den Blick auf einen großen blonden Mann mit strubbeligen Haaren. Er lächelte. „Stehen bleiben!“, rief Oliver erneut und richtete den Schein seiner Taschenlampe exakt auf den Ort, an dem er ihn eben noch gesehen hatte. Doch er war weg. Das gibt es doch gar nicht!, dachte Oliver angespannt. Wie war er so schnell verschwunden? Oliver leuchtete den Gang ab. Nichts. Dann sah er sich genauer an der Stelle um, an welcher der Mann eben noch stand und entdeckte einen weiteren kleinen Gang, der verdeckt hinter einem kaum sichtbaren Spalt an der Felswand begann.
    „Hallo?“, rief er mit strenger Stimme.
    „Wir sind hier, Oliver.“
    „Emily? Anna?“
    „Ja, hier unten.“
    Oliver

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