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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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stürmte los. Jetzt konnte er sie ganz deutlich hören. Vor einem Steinhaufen blieb er stehen. Die leeren Augenhöhlen eines Totenschädels starrten ihn an und ließen für einen Moment das Blut in seinen Adern gefrieren. Dann leuchtete er weiter und entdeckte die Grube.
    „Emily, Anna! Geht es euch gut?“
    Oliver legte sich flach auf den Boden und streckte seine Hände in die Grube hinein. Doch sie war viel zu tief, um Emilys Hand zu erreichen. Emily kramte ein Seil aus ihrem Rucksack hervor und warf es zu Oliver empor.
    Zehn Minuten später hatte er die beiden endlich aus der Grube befreit und nahm Emily schweißgebadet in die Arme. Nach einer Sekunde stieß er sie sanft von sich weg und schüttelte sie leicht.
    „Verdammt, Emily. Wie konntest du mir einen solchen Schrecken einjagen? Ihr hättet sterben können! Warum hast du mir nichts gesagt?“
    „Tut mir leid! Wirklich! Es war dumm von mir. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es gefährlich werden könnte.“
    Er sah sie an und einem unwiderstehlichen Impuls folgend riss er sie kräftig an sich und küsste sie heftig. All seine Wut und Angst legte er in diesen Kuss hinein. Sie biss ihm zuerst auf die Lippen, doch er drückte sie noch enger an seinen Körper und ließ sie nicht entkommen. Schließlich gab sie nach. Oliver spürte den Triumph in seinen Adern pulsieren. Er bemerkte seine Erregung und im selben Moment schoss ihm durch den Kopf, dass sie nicht alleine waren. Wo war Anna? Sanft ließ er von Emily ab.
    In einiger Entfernung leuchtete Annas Taschenlampe. Oliver lief auf sie zu.
    „Anna, komm zurück. Ich glaube wir sind hier unten nicht alleine!“
    Anna drehte sich nicht einmal zu ihm um, sondern stand wie zu einer Salzsäure erstarrt da, ihren Blick starr ins Dunkel gerichtet.
    „Ich habe ihn gesehen. Ich glaube, ich werde verrückt.“
    „Wen hast du gesehen?“
    Oliver drehte sie vorsichtig zu sich um. Sie sah blass aus. Ihre Körperhaltung war leicht gekrümmt. Wahrscheinlich hatte sie sich eine schwere Rippenprellung zugezogen. Er musste sie unbedingt zu einem Arzt bringen, aber erst einmal mussten sie hier unten raus. Das Labyrinth war Oliver unheimlich. Zwar liebte er alle Art von Abenteuerfilmen, aber auf der Kinoleinwand waren sie ihm lieber, als im wahren Leben.
    „Ich habe einen Mann mit blonden Haaren gesehen. Er ähnelte Bastian Mühlenberg.“
    „Ach Anna, das ist sicher der Schock“, Emily nahm ihre Freundin sanft in die Arme. „Komm, lass uns von hier verschwinden. Ich habe genug Stoff für meine Reportage.“
     
     
    ...
     
     
    Nach etlichen Wirrungen hatten sie das Ende des Labyrinths erreicht. Oliver schleppte die sterblichen Überreste von Heinrich Mühlenberg und etliche Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Kaum hatten sie die letzte Kellertür überwunden und den Flur des Kreismuseums erreicht, ertönten die zwei lauten Signaltöne einer SMS. Es war Annas Handy, doch trotzdem ließ sie das Geräusch zusammenzucken. Schnell suchte Anna das Telefon in ihrer Tasche und schaute dann auf das Display. Es war eine SMS von Jimmy.
    „Triff mich am Freitag im Swissôtel. Sorry, dass ich mich nicht eher gemeldet habe. LG Jimmy.“
    Anna las die Nachricht und blieb stehen.
    „Das gibt es doch gar nicht. Jimmy ist wieder aufgetaucht.“
    In Olivers Kopf schrillte eine Alarmglocke. Wieso jetzt? Ein klirrender Ton ließ ihn innehalten. Etwas Metallisches war auf den Boden gefallen. Oliver sah sich suchend um und entdeckte das goldene Mühlenamulett, welches sich aus der großen Plane - in der sich die Knochen und Knochenreste befanden - gelöst hatte. Gold! Fasziniert betrachtete er die kleine goldene Mühle auf silbernen Hintergrund. Wieder regte sich eine Ahnung in Olivers Kopf. Ein flüchtiger Gedanke, den er vergeblich zu fassen suchte, schwirrte durch sein Gehirn. Konzentriert lauschte er in sich hinein. Dann kam die Erkenntnis wie ein scharfes Schwert an die Oberfläche seines Bewusstseins.
    „Sagt mal, würde es euch etwas ausmachen, zuerst mit mir aufs Polizeirevier zu kommen? Ich muss mir dringend etwas anschauen!“
    Fragend sah er Anna an.
    „Klar. Meine Rippen schmerzen zwar noch, aber du kannst mich danach zum Arzt fahren. Viel kann man dagegen vermutlich sowieso nicht tun, außer abwarten.“
     
     
    ...
     
     
    Keine dreißig Minuten später betraten sie gemeinsam Olivers Büro. Ein grübelnder Klaus lief vor dem Whiteboard auf und ab. Rote Kreuze und gelbe Pfeile machten aus der Wandtafel fast ein

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