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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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an. »Es war Wasser, das in diesen Baum gesickert ist, um zu frieren und wieder zu tauen, lange bevor wir ihn gefällt haben. Und wir haben ihn gerade so gefällt, daß die Schwachstelle an der Oberfläche nicht zu erkennen war. Aber er war innen dreifach gebrochen, wartete nur auf das Gewicht des Dachbalkens. Das hat das Wasser angerichtet.«
    »Wasser«, wiederholte Mama verächtlich.
    »Vierzehnmal hat das Wasser versucht, ihn umzubringen.«
    »Kinder geraten immer in Gefahr.«
    »Damals, als du auf einem feuchten Boden ausgerutscht bist, während du ihn gerade im Arm hieltest. Damals, als David den kochenden Kessel umwarf. Dreimal hat er sich verirrt, und wir haben ihn am Flußufer wiedergefunden. Im letzte Winter, als das Eis auf dem Tippy-Canoe brach…«
    »Bildest du dir ein, daß er das erste Kind ist, das jemals ins Wasser gefallen ist?«
    »Das giftige Wasser, das ihn Blut erbrechen ließ. Der schlammbedeckte Büffel, der ihn auf der Weide angegriffen hat…«
    »Schlammbedeckt. Jeder weiß doch, daß Büffel sich suhlen wie die Schweine. Das hat überhaupt nichts mit Wasser zu tun.«
    Plötzlich schlug Papa mit der Faust hart auf den Boden. Das Geräusch hallte wie ein Gewehrschuß durchs Haus. Mama erschrak und schaute zur Treppe empor, dorthin, wo die Kinder schliefen. Alvin Junior huschte blitzschnell wieder die Treppe hinauf und wartete, daß sie ihm befahl, wieder ins Bett zurückzukehren. Doch sie hatte ihn anscheinend nicht gesehen, denn sie rief überhaupt nichts und kam ihm auch nicht nach.
    Als er sich auf Zehenspitzen wieder hinabschlich, stritten sie immer noch, nur ein wenig leiser.
    Papa flüsterte, doch in seinen Augen loderte Feuer. »Wenn du glaubst, daß das hier nichts mit Wasser zu tun hat, dann bist du die Wahnsinnige.«
    Mama wirkte jetzt ganz eisig. Alvin Junior kannte diesen Blick – wütender konnte Mama gar nicht mehr werden. Da gab es keine Ohrfeigen, kein Ausschimpfen. Nur Kälte und Schweigen, und jedes Kind, das von ihr so behandelt wurde, sehnte sich schon bald nach dem Tod und den Qualen der Hölle, weil es dort wenigstens wärmer wäre.
    Bei Papa schwieg sie nicht, doch ihre Stimme war entsetzlich kalt. »Der Heiland selbst hat Wasser vom Samariterbrunnen getrunken.«
    »Ich kann mich aber nicht daran erinnern, daß Jesus in diesen Brunnen hineingefallen wäre«, erwiderte Papa.
    Alvin Junior dachte daran, wie er sich am Schöpfeimer festgehalten hatte, während er in die Dunkelheit hinabgestürzt war, bis das Seil an der Winde griff und der Eimer dicht oberhalb des Wassers hängenblieb. Man hatte ihm erzählt, daß er damals keine zwei Jahre alt gewesen war, doch noch immer träumte er manchmal, wie er tiefer und tiefer in den Brunnen fiel und wie es immer dunkler und dunkler um ihn wurde. In seinen Träumen war der Brunnen zehn Meilen tief, und er stürzte endlos lange in die Tiefe, bevor er endlich aufwachte.
    »Dann denk mal an folgendes, Alvin Miller, da du ja meinst, du würdest die Heilige Schrift kennen.«
    Papa wollte protestieren, daß er nichts dergleichen gesagt habe.
    »Der Teufel selbst hat zum Herrn in der Wüste gesagt, daß die Engel Jesus auffangen würden, auf daß sein Fuß nicht einmal einen Stein berühre.«
    »Ich weiß wirklich nicht, was das mit Wasser zu tun haben soll…«
    »Es ist ja wohl offensichtlich, daß ich betrogen worden wäre, wenn ich dich wegen deines Verstandes geheiratet hätte.«
    Papas Gesicht lief rot an. »Nenn du mich keinen Einfaltspinsel, Faith. Ich weiß, was ich weiß, und…«
    »Er hat einen Schutzengel, Alvin Miller. Er hat jemanden, der über ihn wacht.«
    »Du und deine heiligen Schriften. Du und deine Engel.«
    »Dann erkläre du mir mal, wie er diese vierzehn Unfälle überleben konnte, ohne daß ihm dabei auch nur ein Haar gekrümmt wurde. Wie viele andere Jungen werden denn sechs Jahre alt, ohne jemals verletzt zu werden?«
    Plötzlich sah Papas Gesicht ganz merkwürdig aus, ein bißchen verzerrt, als fiele es ihm schwer, überhaupt etwas zu sagen. »Ich sage dir, es gibt etwas, das ihn töten will. Ich weiß es.«
    »Du weißt überhaupt nichts dergleichen.«
    Papa sprach noch langsamer, preßte die Worte hervor, als würden sie ihm Schmerzen bereiten. »Ich weiß es.«
    Er hatte solche Mühe mit dem Sprechen, daß Mama einfach fortfuhr, ohne seine Entgegnung zu beachten. »Wenn es irgendeinen Teufelsplan gibt, ihn umzubringen – was ich nicht behaupte, Alvin –, dann gibt es jedenfalls einen noch stärkeren

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