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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Geschichtentauscher.
    Alvin war es gewohnt, daß man so barsch mit ihm redete, daher verwunderte ihn dieser Ton des alten Mannes nicht sonderlich.
    »Ich spreche hier nicht von Gut und Böse«, fuhr Geschichtentauscher fort. »Nicht einmal der Teufel könnte es sich leisten, hier alles zu zerstören, nicht wahr, sonst würde er nämlich aufhören zu existieren, genau wie alles andere. Die bösesten Kreaturen wollen nicht etwa alles vernichten – sie wollen es nur für sich ausbeuten.«
    Alvin hatte das Wort ausbeuten noch nie gehört, doch es klang ziemlich unangenehm.
    »Daher sollten in dem großen Krieg zwischen dem Entmacher und allem anderen Gott und der Teufel auf derselben Seite kämpfen. Doch der Teufel, der weiß das nicht, so daß er allzu häufig dem Entmacher dient.«
    »Wollt Ihr damit sagen, daß der Teufel sich selbst schlagen will?«
    »Meine Geschichte handelt nicht vom Teufel«, sagte Geschichtentauscher. »Im großen Krieg gegen den Entmacher in deiner Vision sollten alle Männer und alle Frauen auf der Welt Verbündete sein. Doch der große Feind bleibt unsichtbar, so daß niemand merkt, wenn er ihm ungewollt dient. Sie erkennen nicht, daß der Krieg der Verbündete des Entmachers ist, weil er alles niederreißt, was er berührt. Sie verstehen nicht, daß Feuer, Mord, Verbrechen, Habgier und Wollust die dünnen Bande zerreißen, die Menschen zu Völkern, Städten, Familien, Freunden und Seelen machen.«
    »Ihr müßt wohl doch ein richtiger Prophet sein«, meinte Alvin Junior, »ich verstehe nämlich nichts von dem, was Ihr da sagt.«
    »Ein Prophet«, murmelte Geschichtentauscher, »aber es waren deine Augen, die gesehen haben. Jetzt erkenne ich die Qual des Aaron: die Wahrheit sprechen zu müssen, ohne jedoch jemals eine eigene Vision zu haben.«
    »Ihr macht aber ziemlich viel aus meinen Alpträumen.«
    Geschichtentauscher schwieg, er saß am Boden, die Ellenbogen auf die Knie gestemmt, das Kinn völlig niedergeschlagen auf die Handflächen gestützt. Alvin versuchte zu begreifen, wovon der Mann sprach. Es war ganz sicher, daß das, was er in seinen schlimmen Träumen sah, kein Ding war, also mußte es dichterisches Gerede sein, vom Entmacher zu sprechen wie von einer Person. Aber vielleicht stimmte es ja, vielleicht war der Entmacher nicht irgend etwas, das er sich nur einbildete, sondern existierte wirklich, und vielleicht war Al Junior der einzige Mensch, der ihn sehen konnte. Vielleicht drohte der Welt eine schreckliche Gefahr, und vielleicht war es Alvins Aufgabe, sie abzuwehren, sie zurückzuschlagen, das Ding im Zaum zu halten. Ganz gewiß war, daß Alvin es nicht ertrug, wenn der Traum ihn heimsuchte, daß er ihn vertreiben wollte. Doch nie wußte er, wie er das tun konnte.
    »Angenommen, ich glaube Euch«, sagte Alvin. »Angenommen, es gibt so etwas wie den Entmacher. Dann kann ich doch nicht die geringste verdammte Sache dagegen tun.«
    Ein langsames Lächeln zog sich über Geschichtentauschers Gesicht. Er hob den kleinen Käferkorb auf, der im Gras lag. »Sieht das hier wie eine verdammte Sache aus?«
    »Das ist nur ein Haufen Gras.«
    »Es war einmal ein Haufen Gras«, widersprach Geschichtentauscher. »Und wenn du es wieder auseinanderrupfst, wird es wieder ein Haufen Gras sein. Aber jetzt, hier und jetzt, ist es mehr als das.«
    »Nur ein kleiner Käferkorb.«
    »Etwas, das du gemacht hast.«
    »Na ja, von allein wächst Gras bestimmt nicht so.«
    »Und als du es gemacht hast, da hast du den Entmacher zurückgeschlagen.«
    »Nicht weit«, meinte Alvin.
    »Nein«, stimmte Geschichtentauscher ihm zu. »Aber durch das Machen eines einzigen Käferkorbs hast du ihn zurückgeschlagen.«
    Plötzlich wurde Alvin alles klar. Die ganze Geschichte, die Geschichtentauscher zu erzählen versuchte. Alvin kannte alle möglichen Gegensätze auf der Welt: Gut und Böse, Licht und Dunkelheit, Freiheit und Sklaverei, Liebe und Haß. Aber einen noch viel tieferen Gegensatz gab es zwischen dem Machen und dem Entmachen. So tief, daß kaum jemand bemerkte, daß dies der größte Gegensatz von allen war. Aber er bemerkte es, und das machte den Entmacher zu seinem Feind. Deshalb suchte der Entmacher ihn im Schlaf heim. Schließlich besaß Alvin ja sein besonderes Talent, Dinge in Ordnung zu bringen, sie in jenen Zustand zu versetzen, in dem sie sein sollten.
    »Ich glaube, meine richtige Vision handelte von derselben Sache«, meinte Alvin.
    »Du brauchst mir nicht von dem leuchtenden Mann zu erzählen«,

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