Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
bedeutet sehr wohl, daß er nicht gern stirbt.«
    »Ich sterbe nicht gern.«
    »Deshalb wirst du auch einen Weg finden, um am Leben zu bleiben.«
    Alvin schwieg ein paar Augenblicke. »Ich habe nachgedacht. Darüber, was ich tun werde, falls ich wirklich überlebe. Darüber, was ich getan habe, damit mein Bein weitgehend heil wird. Ich wette, das kann ich auch für andere Leute tun. Ich kann ihnen die Hände auflegen und spüren, wie es im Inneren aussieht, und es richten. Wäre das nicht gut?«
    »Sie würden dich dafür lieben, all die Leute, die du heilst.«
    »Ich schätze, das erste Mal war am schwierigsten, und ich war ja auch nicht besonders stark, als ich es getan habe. Ich wette, daß ich es bei anderen Leuten viel schneller kann.«
    »Vielleicht. Aber selbst wenn du jeden Tag hundert kranke Leute heilst und dann zum nächsten Ort weiterziehst und wieder hundert heilst, werden hinter dir immer noch zehntausend Menschen sterben, und vor dir zehntausend weitere, und bis du dann selbst stirbst, werden auch jene, die du geheilt hast, fast alle tot sein.«
    Alvin wandte das Gesicht ab. »Wenn ich weiß, wie ich sie heilen kann, dann muß ich sie auch heilen, Geschichtentauscher.«
    »Diejenigen, die du heilen kannst, die mußt du auch heilen«, erwiderte Geschichtentauscher. »Aber nicht als Lebensaufgabe. Ziegel in der Mauer, Alvin, mehr werden sie nie sein. Du holst niemals auf, indem du die bröckelnden Ziegelsteine reparierst. Heile jene, die dir zufällig in die Hände fallen, aber dein Lebenswerk reicht tiefer.«
    »Ich weiß, wie man Leute heilt. Aber ich weiß nicht, wie ich den Ent-… den Entmacher schlagen soll. Ich weiß nicht einmal, was das ist.«
    »Aber solange du der einzige bist, der ihn sehen kann, bist du auch der einzige, der darauf hoffen kann, ihn zu schlagen.«
    »Vielleicht.«
    Ein langes Schweigen folgte. Geschichtentauscher wußte, daß es Zeit war, zu gehen.
    »Wartet.«
    »Ich muß jetzt gehen.«
    Alvin packte seinen Ärmel. »Noch nicht.«
    »Aber sehr bald.«
    »Laßt mich… laßt mich wenigstens lesen, was die anderen geschrieben haben.«
    Geschichtentauscher griff in sein Bündel und holte das Buch hervor. »Ich kann aber nicht versprechen, daß ich auch erklären werde, was sie damit gemeint haben«, sagte er und ließ das Buch aus seiner wasserdichten Umhüllung gleiten.
    Schnell hatte Alvin die letzten, neuesten Einträge gefunden.
    In der Handschrift seiner Mutter: »Vigor er schob ein Stamm und starb nich bevor der Junge geboren.«
    In Davids Handschrift: »Ein Mül Stein brach end Zwei dann wurde er wieder gantz unt ohne eine Rizze.«
    In Callys Handschrift: »Ain Sibender Son.«
    Alvin hob den Blick. »Damit meint er nicht mich, müßt Ihr wissen.«
    »Ich weiß«, sagte Geschichtentauscher.
    Alvin sah wieder ins Buch. In der Handschrift seines Vaters: »Er tötete ainen Jungen nich wail Ein Främmder rechzeitig kahm.«
    »Wovon redet Pa da?« fragte Alvin.
    Geschichtentauscher nahm ihm das Buch aus der Hand und schloß es wieder. »Finde einen Weg, um dein Bein zu heilen«, sagte er. »Es gibt noch sehr viel andere Menschenseelen als dich, die es brauchen. Vergiß nicht, es ist ja nicht für dich.«
    Er beugte sich vor und küßte den Jungen auf die Stirn. Alvin griff nach ihm und hielt ihn mit beiden Armen, hängte sich an ihn, so daß er sich nicht aufrichten konnte, ohne den Jungen dabei aus dem Bett zu heben. Nach einer Weile mußte Geschichtentauscher hinaufgreifen und die Arme des Jungen fortreißen. Seine Wange war feucht von Alvins Tränen. Er wischte sie nicht fort. Er ließ sie von der Brise trocknen, als er den kalten, trockenen Weg entlang marschierte, rechts und links Felder voll halbgeschmolzenem Schnee.
    Auf der zweiten bedeckten Brücke blieb er einen Augenblick stehen, um sich zu fragen, ob er jemals hierher zurückkehren oder sie wiedersehen würde. Oder ob er Alvin Juniors Satz für sein Buch bekommen würde. Wäre er ein Prophet, er wüßte es. Aber er hatte nicht die leiseste Ahnung.
    13 Operation
    Der Besucher saß bequem auf dem Altar, lässig auf den linken Arm abgestützt, so daß sein Körper schräg lag. Reverend Thrower hatte einmal einen Gecken in Camelot eine derartig lässige Haltung annehmen sehen, ein Tunichtgut, der alles verachtete, wofür die puritanischen Kirchen Englands und Schottlands einstanden. Thrower war ziemlich unbehaglich zumute, den Besucher in einer solch respektlosen Pose zu sehen.
    »Warum?« fragte der Besucher. »Nur

Weitere Kostenlose Bücher