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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Glutsteinmeistern unterdessen in fast genau südliche Richtung, in direkter Linie auf den Unheilswinkel zu. Troy hatte an der Schule der Lehre eigene Angelegenheiten zu erledigen, aus denen er dazu gezwungen war, das Heer zeitweilig Amorines alleinigem Befehl zu unterstellen. An diesem Nachmittag verdunkelte sich der herbstliche Himmel von Regenwolken, die schwerfällig ostwärts zogen. Als Troy dem Trutzmark seine letzten Instruktionen erteilte, war seine Sicht bereits getrübt; er mußte durch einen unheilvollen mentalen Nebel spähen. »Sorg dafür, daß das Marschtempo beibehalten wird«, ordnete er kurz und knapp an. »Treib's in die Höhe, wenn ihr das leichtere Gelände hinterm Grauen Fluß erreicht. Wenn ihr dort ein wenig Zeit herausschindet, brauchen wir uns nachher bei den letzten Hügeln nicht so abzuhetzen. Wenn die Bluthüter, die der Hoch-Lord vorausgeschickt hat, anständige Arbeit leisten, müßtet ihr unterwegs ausreichend mit Nachschub beliefert werden. In den Mittlandebenen stoßen wir wieder zu euch.« Im Bewußtsein der Probleme, vor denen der Trutzmark stand, klang seine Stimme nach Gezwungenheit. Amorine bestätigte seine Anweisungen mit einem Nicken, das ihre veteranenmäßige Entschlossenheit ausdrückte. Schwacher Regen hatte eingesetzt. Troys Sicht trübte sich so stark, daß er in der Masse des Heers nicht länger einzelne Gestalten erkennen konnte. Er entbot dem Trutzmark einen eckigen Gruß, und Amorine ritt weiter, um die Krieger von der Straße ins offene Land zu führen. Die Lords und Lehrwarte schickten ihr einen einmütigen Ruf der Ermutigung hinterdrein, in den Troy allerdings nicht einstimmte. Er lenkte Mehryl auf die Höhe eines kahlen Hügels und wartete dort, das Schwert mit dem Ebenholzgriff in den Nieselregen emporgereckt, bis die gesamte Länge des Heerwurms unter ihm wie ein Schatten im Nebel vorübergezogen war. Er sagte sich, daß das Kriegsheer nicht ohne ihn in die Schlacht gehen mußte – daß seine Krieger nur eine Strecke weit ohne ihn marschieren mußten, bis er sich wieder an ihre Spitze stellte. Doch das beruhigte ihn nicht. Das Kriegsheer war sein Werkzeug, sein Mittel zum Dienst am Lande; und als er sich zu den anderen Reitern gesellte, fühlte er sich irgendwie abgenabelt, unbeholfen, fast verstümmelt, und ihm war zumute, als hielten nur die geschmeidigen Bewegungen des Ranyhyn ihn im Gleichgewicht. Für den Rest des Tages ritt er im Mantel der altbekannten Einsamkeit des Blinden dahin. Der Nieselregen fiel während des ganzen Nachmittags, die ganze Nacht hindurch und auch in der meisten Zeit des nächsten Tages. Trotz der aufgetürmten Dichte der Wolken fehlte dem Regen Wucht; aber der Sonnenschein drang nicht durch, und infolgedessen quälte sie Troy mit der Trübung seiner Sicht. Mitten in der Nacht, in nasse Decken gehüllt, die sich wie Leichentücher um ihn schlangen, schreckte ihn die wilde, ansatzweise Überzeugung hoch, der Himmel werde gleichermaßen verhangen sein, wenn er am Unheilswinkel zur Schlacht antrat. Er brauchte Sonnenschein, klare Sichtverhältnisse. Wenn er nicht sehen konnte ...! Er stand in depressiver Stimmung auf und erlangte seine übliche Zuversicht nicht zurück, bis der Wind die Regenwolken nach Osten fortblies und die Sonne sich wieder zeigte.
    Noch bevor am nächsten Tag die Hälfte des Vormittags verstrich, kamen die Lords und ihre Begleitung in Sichtweite des Maerl. Nach der Trennung vom Kriegsheer waren sie schneller vorangekommen, und als sie den Fluß erreichten, der die Nordgrenze Trothgards bildete, lag bereits die halbe Strecke nach Schwelgenholz hinter ihnen. Der Maerl floß von Höhen des Westlandgebirges herab, zuerst nach Nordosten, dann in den Südosten, bis er in den Grauen Fluß mündete und – mit ihm vereint – nach Osten in den Seelentrostfluß strömte. Jenseits des Maerl lag die Region, in der die Lords ihre Anstrengungen konzentrierten, die darauf abzielten, die durch Schändung und Krieg entstandenen Verwüstungen zu heilen. Seit den letzten Jahren der Zeit Kevin Landschmeißers hatte Trothgard den Namen Kurash Plenethor getragen, Trümmersteingau, bis die neuen Lords nach der Schändung erstmals den Friedensschwur ablegten und den Landstrich umbenannten. Damals war diese Gegend vollständig versengt und zerborsten worden. Dort hatte die letzte große Schlacht zwischen den Lords und dem Verächter stattgefunden und das Gebiet verbrannt, zerspellt, in verschmortem Blut getränkt zurückgelassen, fast

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