Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
umränderten Blick eines Bluthunds. Unter seinem Gewand wogte seine breite Brust, als keuche er mühsam. Seine Antwort war ebenfalls unverständlich. In Trells Gliedmaßen stak bezähmte Gewaltsamkeit, die um Handlungsfreiheit rang; Troy sah deutlich, wie sehr sich der Glutsteinmeister zusammenreißen mußte. Er verstand Elenas Versicherung nicht, Covenant sei ungefährdet. »Was hat Covenant gesagt?« flüsterte er ihr zu, während er die zwei Männer beobachtete.
Elena antwortete, als sei jeder Irrtum ausgeschlossen. »Der Ur-Lord verspricht, mir nichts anzutun.«
Troy verspürte Überraschung. Er hätte gerne gewußt, wieso sich Covenant dazu veranlaßt sah, Trell ein solches Versprechen zu geben, aber ihm fiel keine diskrete Art und Weise ein, wie er sich nach der Verbindung zwischen Elena und Trell erkundigen konnte. »Was hat Trell erwidert?« fragte er statt dessen.
»Trell glaubt dem Versprechen nicht.«
Insgeheim gratulierte Troy Trell zu seinem gesunden Menschenverstand. Im nächsten Moment trieb Covenant sein Pferd erneut an und trabte die Straße wieder hinab. Mit der freien Hand zupfte er sich heftig am Bart. Ohne Elena anzusehen, zuckte er bedrückt die Achseln. »Naja, er hat guten Grund«, meinte er. Dann drängte er sein Pferd in einen Handgalopp, um die anderen Reiter einzuholen.
Troy wollte auf Trell warten, aber der Hoch-Lord nahm ihn sehr entschieden mit, als er sich Covenant anschloß. Aus Respekt vor dem Glutsteinmeister blickte Troy sich nicht um. Aber als das Kriegsheer zur Mittagszeit den Marsch unterbrach, um zu rasten und zu essen, sah Troy, daß Trell in Gesellschaft der übrigen Rhadhamaerl aß. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Heerwurm sich aus den Hügeln des Vorgebirges gewunden und lagerte daher im weniger schwierigen Gelände des Graslands westlich vom Weißen Fluß. Bis jetzt war das Marschtempo gehalten worden. Aber einen Tagesmarsch beeinflußten viele Faktoren. Der Streitmark verbrachte einen Teil des Nachmittags im Gespräch mit Trutzmark Amorine, diskutierte mit der Frau, wie man die Häufigkeit und jeweilige Dauer der Marschpausen mit so variablen Größen wie Terrain, schon zurückgelegter Strecke und dem Stand der Vorräte abstimmen könne. Ihm lag daran, sie zu selbständigem Handeln in seiner Abwesenheit zu qualifizieren. Er war froh, über seinen Schlachtplan reden zu können; er war auf ihn stolz, als handele es sich um ein Werk von objektiver Schönheit. Nach aller Überlieferung des Landes pflegten Geschlagene sich in den Unheilswinkel zu flüchten, aber er beabsichtigte, jenen Ort in eine Stätte des Sieges zu verwandeln. Sein Plan bestand aus der Art waghalsigen strategischen Entscheidungsschlags, die nur ein Blinder ersinnen konnte. Aber nach einer Weile reagierte Amorine auf seine Darlegungen, indem sie hinüber zum Heer wies und eine verdrossene Äußerung machte. »Ein Tag mit solcher Geschwindigkeit ist keine sonderliche Leistung. Selbst fünf Tage möchten einen tüchtigen Krieger nicht übers Maß ermatten. Doch zwanzig oder dreißig Tage ... bei solcher Dauer kann diese Geschwindigkeit Leben kosten.«
»Ich weiß«, erwiderte Troy nachdenklich. Seine Betroffenheit kehrte schlagartig zurück. »Aber wir haben nun einmal keine Wahl. Selbst wenn wir das Tempo durchhalten, dürften zu viele Krieger und Bluthüter dabei fallen, uns die Zeit zu erkämpfen, die wir für den Marsch brauchen.«
»Ich höre deine Worte«, brummte Amorine. »Wir werden die Geschwindigkeit durchhalten.«
Als das Heer sich zur Nacht gelagert hatte, wanderten Mhoram, Elena und Amatin zwischen den hellen Lagerfeuern dahin, sangen Lieder und erzählten heitere Riesen-Geschichten, um die Herzen der Krieger zu stärken. Während er zuhörte, empfand Troy lebhaftes Bedauern darüber, daß lange Tage verstreichen sollten, bevor die Lords Amorine erneut dabei helfen konnten, die Moral des Kriegsheers zu festigen. Aber die Trennung war unvermeidlich. Hoch-Lord Elena hatte mehrere Gründe, um die Schule der Lehre aufzusuchen. Aber Schwelgenholz lag nicht auf der Marschroute; und ein Umweg konnte den Fußtruppen nicht auch noch zugemutet werden. Infolgedessen trennten sich am folgenden Nachmittag die Wege der Lords und des Kriegsheers. Die drei Lords, begleitet von Covenant, Troy, ihrer Leibwache von zwanzig Bluthütern und den Lehrwarten, nahmen die südwestliche Landstraße nach Trothgard und Schwelgenholz. Trutzmark Amorine führte das Kriegsheer mitsamt den berittenen Allholz- und
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