Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Die Lords neben ihm saßen still da, als seien sie gelähmt oder befänden sich in ihrem geistigen Kontakt; und Covenant schwieg – er war zu erschüttert, um zu sprechen. »Ach, Verement!« meinte dann schließlich Elena mit einem Beben der Rührung in ihrer Stimme. »Wie wirst du das ertragen?« Ihre Augen waren nur wie glühende Kohlen sichtbar. Im Dunkeln schienen sie eine ungeheure Schärfe und unerträgliche Heftigkeit zu besitzen. Lord Mhoram begann leise zu singen.
     
    »Tod zieht vorüber ...
    das ist des Lebens Machart und der Zeit zum Leben.
    Hasse Sterben und Töten, nicht den Tod.
    Sei still, Herz:
    führ keine Klage.
    Bewahre Frieden und Gram
    und sei still.«

15
     

Schwelgenholz
     
     
    Die Gruppe um den Hoch-Lord erreichte die Schule der Lehre am Abend des sechsten Tages. Auf den letzten Längen führte die Landstraße allmählich ins Tiefland von Trothgard hinunter; und genau in dem Moment, als die Sonne im Sinken das Westlandgebirge berührte, gelangten die Reiter ins weite Tal der Zwei Flüsse. Dort strömten Rill und Llurallin in einem breiten V zusammen, trafen sich im schmaleren Ende des Tals zur Linken der Reiter. Der Llurallin floß zu ihren Füßen beinahe geradeaus ostwärts; er entsprang klaren Quellen hoch in den schroffen Felsen der Berge jenseits des Hüterstiegs und besaß eine Kraftfülle der Reinheit, dank der er sogar aus all dem Blutvergießen, Fleischzerhauen und Erdversengen unbeschadet hervorgegangen war, das den Kurash Plenethor einst verheert hatte. Heute, Generationen nach der Schändung, floß der Llurallin in der gleichen kristallklaren Makellosigkeit dahin, von der sein Name herrührte. Auf der anderen Seite des Tals strömte der Rill und bildete die Südgrenze Trothgards. Wie der Maerl war auch der Rill mittlerweile durch die langen Bemühungen der Lords wieder in erheblichem Maße gesäubert worden, und das Wasser, das zum Tal der Zwei Flüsse hinausfloß, verdiente nicht länger die Bezeichnung ›grau‹.
    Am Mittelpunkt des Tals, im breiteren Teil des V der Flüsse, stand Schwelgenholz, die Baumstadt der Schule der Lehre. Es handelte sich um eine gewaltige, ausgedehnte Baumsiedlung. Im Wuchs angeregt und gestärkt durch die neuen Kenntnisse aus dem Zweiten Kreis des Wissens und den Stab des Gesetzes, ragte ein Feigenbaum so hoch wie eine riesenhafte Eiche empor, verteilte von Ästen, die die Maße von Fußgängerwegen besaßen, kabeldicke Luftwurzeln abwärts, aus denen weitere Stämme mit neuen Ästen und Wurzeln erstanden waren – und zwar, bis rings um den ursprünglichen Baum sechs weitere gediehen, alle miteinander verwachsen, jeder ein Teil der anderen, aber alle gemeinsamer Sproß einer Saat. Sobald diese sieben Stämme vorhanden waren, hatten die Gestalter des Gewächses am Mittelbaum verhindert, daß weitere Luftwurzeln den Erdboden erreichten, und statt dessen deren dicke Bündel zu nestartigen Kammern und Räumlichkeiten verbunden und verwoben – Wohnungen und Unterrichtsstätten für Schüler und Lehrer der Schule der Lehre. An dreien der äußeren Bäume hatte man die Luftwurzeln gleichartig genutzt, ehe sie sich in der Erde festsetzen konnten, und Hohlräume geschaffen, die groß genug waren für Versammlungshallen und Bibliotheken. Auf der geschützten Fläche unter den Bäumen waren Gärten und Übungsgelände angelegt worden, Freiräume zur Ausbildung der Schüler sowohl des Stab- wie auch des Schwertwissens. Und oberhalb der dicken, großen Hauptverzweigungen des Astwerks der Bäume hatte man die dünneren Äste zu mit Laub überdachten Behausungen und offenen Aussichtsgelegenheiten verflochten. Schwelgenholz war eine blühende Stadt, durch die fruchtbare Tiefebene Trothgards reichlich versorgt; und die Schule der Lehre war gegenwärtig geschäftiger als je zuvor in ihrer Geschichte. Die Lehrwarte und Schüler von Schwert und Stab erledigten für die Stadt sämtliche Arbeiten – das ganze Kochen, Anbauen, Hüten und Säubern –, aber sie waren keineswegs ihre einzigen Bewohner. Eine Anzahl von Lillianrill wohnte dort und kümmerte sich um das Baumgewächs selbst. Von überall aus dem Land kamen Gäste. Dorfgemeinschaften schickten Abgesandte, um von den Lehrwarten Wissen einzuholen; Allholzmeister kamen, um den Baum zu begutachten; und Glutsteinmeister bezogen in Schwelgenholz Quartier, um von dort aus die Steingärten zu besuchen. Und auch die Lords arbeiteten in Schwelgenholz daran, ihre dem Land gegebenen Versprechen einzulösen.
    Als die

Weitere Kostenlose Bücher