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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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frühmorgendlichen Helligkeit sahen die Bluthüter das Resultat, zu dem die Bemühungen der Lords geführt hatten. Die Haut des Mannes sah nach dem Fleisch eines Leichnams aus. Die Heilerde blieb auf seinen Wunden wirkungslos. Unvermindert war er eiskalt. Doch er atmete und blinzelte. Als die Lords ihn in Decken hüllten und aufsetzten, verkniff er die Lider, und Wasser rann heraus wie Tränen. Es verbreitete sich über seine Wangen und bildete in seinem Bart Eisklümpchen. »Bei der Sieben«, stöhnte Lord Shetra. »Bei der Sieben, er ist tot, und doch lebt er! Was hat man mit ihm gemacht?« Lord Hyrim gab keine Antwort.
    »Das ist Hoerkin«, sagte nach einer Weile Korik, »ein Streitwart des Kriegsheers. Er befehligte das Erste Fähnlein der Zehnten Schar. Der Hoch-Lord hat ihn mit seinem Fähnlein zu den Riesen der Wasserkante gesandt.«
    »Ja«, bestätigte Hyrim gedämpft, »ich entsinne mich. Als das Fähnlein nicht wiederkehrte, entsandte der Hoch-Lord die Lords Callindrill und Amatin, in der Hoffnung, sie vermöchten die Sarangrave-Senke zu meistern. Einundzwanzig Krieger ... Streitwart Hoerkin und sein ganzes Fähnlein ... alle vermißt. Callindrill und Amatin fanden von ihnen keine Spur.«
    Lord Shetra wandte sich direkt an den Mann. »Hoerkin! Streitwart Hoerkin, hörst du mich? Sprich! Ich bin Shetra, Verements Gemahlin, Lord im Großrat der Lords zu Schwelgenstein. Sprich, ich beschwöre dich!«
    Zuerst reagierte Hoerkin nicht. Dann bewegten sich seine Kiefer, und gepreßte Laute kamen heraus. »Ich bin Ahamkara , die Pforte. Ich bin geschickt ...« Inmitten der Flut seiner Tränen erstickte seine Stimme.
    »Geschickt?« meinte Shetra. »Pforte? Sprich, Hoerkin!« Der Streitwart schien sie nicht zu hören. Er saß stumm da, während seine Tränen sich in seinem Bart zu einer Eiskruste verdichteten.
    » Ahamkara , antworte!« gebot Lord Hyrim.
    Hoerkin schluckte und antwortete. »Ich bin Ahamkara , die Pforte. Ich bin geschickt, um ... um ...« Wieder versagte seine Stimme; doch schon im nächsten Moment sprach er weiter. »Ich bin geschickt, um den Niedergang von Riesen zu künden.«
    »Du lügst!« stieß augenblicklich im Namen aller Bluthüter Korik hervor.
    »Verächter!« schrie Shetra und stürzte sich auf Hoerkin. Ohne den Schmerz zu beachten, den seine Eiseskälte ihr bereitete, krallte sie sein Gesicht zwischen ihre beiden Hände. Er schrie auf und entriß sich ihrem Zugriff. Er drückte sein Gesicht auf die Balken des Floßes und schluchzte wie ein Kind. Entsetzt wich Shetra zurück. An Lord Hyrims Seite blieb sie stehen und wartete. Lange Momente verstrichen, ehe sich Hoerkin wieder regte. Er setzte sich wieder auf, nahm die vorherige Haltung ein. Noch immer rannen ihm Tränen wie ein Sturzbach in den Bart.
    »... den Niedergang von Riesen zu künden. Drei waren sie, Brüder aus einer Geburt. Das ist das Omen des Endes. Sie dienen Satansherz Seelenpresser.« Er verstummte erneut.
    »Das kann nicht sein«, sagte Korik nach kurzem Schweigen. »Es ist unmöglich. Die Riesen der Wasserkante sind die Steinbrüder des Landes.«
    Hoerkin gab keine Antwort. Er starrte die Balken an, aus denen das Floß bestand, und saß da wie aus totem Lehm gemacht. Doch gleich darauf sprach er wieder. »... Seelenpresser. Ihre Namen lauten Markschänder und Satansfaust und ... und einer ist nicht zu nennen.« Wieder schluckte er. »Sie sind die drei Wütriche.«
    Für eine Zeitlang herrschte Schweigen. Dann versuchten Hyrim und Shetra, mehr von Hoerkin zu erfahren. Aber nichts ließ sich noch herausholen; er blieb unzugänglich. »Was vernimmst du aus seinen Worten?« meinte Lord Shetra schließlich zu Hyrim. »Welche Bedeutung mißt du ihnen bei?«
    »Ich vernehme Wahrheit«, erwiderte Lord Hyrim. »Omen des Endes.«
    »Nein«, sagte Korik. »Beim Eid, das ist unmöglich.«
    »Schweig hier von deinem Eid«, sagte Lord Hyrim hastig.
    Der Hinweis war gerechtfertigt. Der Bluthüter blieb über seinen Sinn nicht im unklaren. Korik schwieg.
    »Ich teile Koriks Auffassung«, äußerte jedoch Lord Shetra. »Es muß unglaubhaft dünken, daß ein Wütrich eines Riesen Herr werden können soll. Reichte des Verächters Macht so weit, warum hat er nicht bereits in früheren Zeiten Riesen versklavt?«
    »Diese Erwägung ist richtig«, entgegnete Lord Hyrim. »Die Wütriche allein sind zu so etwas außerstande. Sie sind keine Erklärung für diese Kunde. Nun jedoch befindet sich Lord Foul im Besitz des Weltübel-Steins. Das war

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