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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihn nach Eile, aber er widerstand der Versuchung, weil er die Ranyhyn auf diesem Abschnitt der Strecke möglichst schonen wollte. Dennoch hatten er, Lord Mhoram und die Bluthüter am Abend desselben Tages, des achten seit ihrem Aufbruch von Schwelgenstein, die wiedererblühte Pracht Trothgards hinter sich gelassen. Selbst bei einer Geschwindigkeit, in der sie täglich nicht mehr als siebzehn Längen zurücklegen konnten, erlebten sie einen raschen Wechsel der Landschaft, durch die sie ritten. Östlich und südöstlich von ihnen erstreckte sich das eher rauhe Land der Mittlandebenen. In dieser weitläufigen Region schien der strenge Fels der Erde näher unter der Erdoberfläche zu liegen als in Trothgard. Die Ebenen ernährten Leben, ohne es zu begünstigen, unterhielten Menschen, die herb waren und zäh. Die Mehrheit aller Männer und Frauen, aus denen das Kriegsheer bestand, stammte aus den Dörfern der Mittlandebenen. Das war schon immer so gewesen – und aus gutem Grund. In allen großen Kriegen des Landes war der Verächter durch die Mittlandebenen vorgestoßen, in der Absicht, Schwelgenstein zu erreichen. Infolgedessen hatten diese Ebenen jedesmal einen Großteil von Lord Fouls Bösartigkeit zu spüren bekommen. Die Bewohner der Ebenen erinnerten sich daran und schickten ihre Söhne und Töchter zur Schule der Lehre, um sie das Schwertwissen lehren zu lassen.
    Als sie am Abend ein Lager errichteten, war sich Troy eindringlich der Tatsache bewußt, wie sehr seine Krieger von ihm persönlich abhingen. Ihr Zuhause und ihre Familien unterlagen den Folgen seines Erfolgs oder seines Scheiterns. Auf seinen Befehl hin erduldeten die Krieger die langsame Hölle des Gewaltmarschs. Und er wußte, am morgigen Tag ging der Krieg richtig los. Die Vorhut von Lord Fouls Heer mußte jetzt das westliche Ende des Mithil-Tals erreichen und auf Schwertmark Quaan und die Lords Callindrill und Verement stoßen. Darin war er sicher: keinesfalls später als am Abend des neunten Tages. Dann würde das Sterben von Männern und Frauen beginnen – seiner Krieger. Bluthüter würden sterben. Er wünschte, er könnte bei ihnen sein, dafür sorgen, daß sie am Leben blieben; doch das war unmöglich. Und der Marsch zum Unheilswinkel mußte immer weiter und weiter gehen, das Kriegsheer schinden wie der Mühlstein einer unstillbaren Not. Bald streckte sich Troy in seinen Decken aus; er preßte sein Gesicht an die Erde, als wäre das seine einzige Chance zur Bewahrung seines inneren Gleichgewichts. Die meiste Zeit der Nacht verwendete er dafür, noch einmal jede kleine Einzelheit seines Schlachtplans zu durchdenken, um sich zu vergewissern, daß er keinen Fehler begangen hatte.
    Am folgenden Morgen empfand er seine drangvolle Unruhe noch stärker und stellte fest, daß er Mehryl jedesmal, wenn er sich nicht bewußt daran hinderte, schneller antrieb. Deswegen wandte er sich an Mhoram und bat den Lord, über irgend etwas zu reden, ihn abzulenken. Der Lord ging darauf ein, indem er bedächtig in einen sinnigen Sprechgesang verfiel und Troy von den verschiedenen Sagen oder maßgeblichsten Teilen der Gebiete des Landes zu erzählen anfing, die zwischen ihnen und dem Unheilswinkel lagen. Besonders verlegte er sich auf einige der alten Geschichten über den Einholzwald, den riesigen Wald, der einst das ganze Land bedeckt hatte, in einem Zeitalter, das schon vor der Zeit Berek Halbhands als uralte Vergangenheit galt, und seine Forstwärtel und wütigen Widersacher, die Wütriche. Während jener Jahrhunderte, als die Bäume noch lebten, erzählte Mhoram, hätten die Forstwärtel deren Seelen erhalten, sie gehegt und gepflegt, und sie in der Abwehr von Turiya , Moksha und Samadhi angeleitet. Doch nun, falls die alten Geschichten die Wahrheit überlieferten, war kein aktives Überbleibsel des Einholzwaldes oder Vertreter des Forstwärteltums noch im Lande verblieben, mit einer einzigen Ausnahme: dem finsteren Wald der Würgerkluft und seinem Forsthüter Caerroil Wildholz. Und niemand, der sich in die Würgerkluft wagte, ob mit guten oder schlechten Absichten, kehrte je zurück. Dies düstere Gehölz lag neben der Marschrichtung des Kriegsheers, jenseits der Letzten Hügel.
    Anschließend sprach Troy eine Zeitlang über sich selbst und seine Reaktionen aufs Land. Er fühlte sich Mhoram eng verbunden, und das gab ihm genug Mut, über die Art und Weise zu reden, wie Hoch-Lord Elena für seine Begriffe das Land personifizierte. Mit der Zeit lockerte sich seine

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