Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
schaute er in den Süden des Ostufers und sah undeutlich eine dunkle, im Rund angelegte Ansammlung von Steinbehausungen. Dann verschwand auch der Rest seines geistigen Sehvermögens, und er mußte aufs Geratewohl in die Ortschaft reiten.
Als Troy und seine Begleiter im runden, offenen Zentrum des Steinhausens abgesessen waren, unterhielt sich Lord Mhoram in aller Ruhe mit den Leuten, die ins Freie traten, um ihn zu begrüßen. Bald darauf gesellte sich zu diesen Steinhausenern eine fünfköpfige Abordnung, die einen großen Topf voller Glutsteine mitbrachte. Man stellte ihn auf eine niedrige Felsplatte am Mittelpunkt des Dorfplatzes, von wo aus sich das behagliche Leuchten und der frische, lehmige Duft bald ringsum verbreitete. Der Helligkeitsschein ermöglichte Troy eine trübe Sicht. Das Fünfergrüppchen bestand aus drei Frauen und zwei Männern. Vier dieser Personen waren würdevoll weißhaarig und im Greisenalter, wogegen einer der beiden Männer sich anscheinend erst in mittleren Jahren befand. Sein dichtes schwarzes Haar wies graue Strähnen auf, und seine untersetzte, kraftvoll stämmige Gestalt war in ein traditionelles braunes Steinhausenergewand gehüllt, mit einem seltsamen Muster auf den Schultern, das aussah wie viele gekreuzte Blitze. Seine Miene war auf Dauer zu einem Ausdruck der Bitterkeit verzerrt, als sei recht früh in seinem Leben etwas in seinem Innern zerbrochen, so daß alle seine seitherigen Erfahrungen ihm sauer geschmeckt hatten. Aber trotz seiner Verbittertheit und seiner vergleichsweise jungen Jahre ließen seine viel älteren Begleiter ihm den Vortritt. Er sprach als erster. »Heil dir, Mhoram, Variols Sohn, Lord des Großrats zu Schwelgenstein. Heil, Streitmark Troy. Seid willkommen im Steinhausen Mithil. Ich bin Triock, Thulers Sohn, Erster im Kreis der Ältesten des Steinhausens Mithil. Es ist nicht unser Brauch, Gäste zu befragen, ehe unsere Gastfreundschaft sie von des Weges Mühe erleichtert hat. Doch wir leben in gefahrvollen Zeiten. Ein Bluthüter hat uns vom Krieg Kunde übermittelt. Was bringt euch zu uns?«
»Triock, dein Willkommensgruß ehrt uns«, gab Lord Mhoram zur Antwort. »Ferner ehrt's uns, daß du uns kennst. Wir sind einander nie begegnet.«
»Das ist wahr, Lord. Doch ich habe für einige Zeit die Schule der Lehre besucht. Die Lords und die Freunde der Lords« – er nickte Troy zu – »sind mir gezeigt worden.«
»Dann muß ich euch sagen, Triock, ihr Ältesten, ihr Bewohner von Steinhausen Mithil, daß in der Tat der Krieg übers Land gekommen ist. Das Heer des Grauen Schlächters zieht über die Südlandebenen, um das Kriegsheer Schwelgensteins am Unheilswinkel zur Schlacht zu treffen. Wir sind hier, auf daß Streitmark Troy den Kevinsblick besteigen und des Gegners Maßnahmen beobachten kann.«
»Sein Blick muß einzigartig sein, wenn er so weit zu spähen vermag – doch heißt's ja, Hoch-Lord Kevin hätte von dieser Höhe herab das gesamte Land schauen können. Aber derlei ist nicht unsere Sache. Ich bitte euch, nehmt die Gastfreundschaft von Steinhausen Mithil an. Wie dürfen wir euch zu Diensten sein?«
Mhoram lächelte. »Ein warmes Mahl gälte uns als großes Zeichen der Gastfreundschaft«, antwortete er. »Viele Tage lang haben wir die Nahrung des Feldlagers verzehrt.«
Daraufhin trat ein anderer der Ältesten vor. »Lord Mhoram, ich bin Terass, Slens Gemahlin. Unser Heim ist geräumig, und mein Gemahl Slen ist stolz auf seine Kochkünste. Wünscht ihr mit uns zu speisen?«
»Mit Freuden, Terass, Slens Gemahlin. Ihr ehrt uns.«
»Die Annahme einer Gabe ehrt den Geber«, erwiderte die Frau würdevoll. Begleitet von den übrigen Ältesten, geleitete sie Mhoram und Troy aus dem Zentrum des Steinhausens. Ihr Zuhause war ein großflächiger, flacher Bau, geschaffen aus einem einzigen gewaltigen Findling. Innen war er freundlich hell mit Glutsteinen erleuchtet. Nach mehrfachem feierlichem Miteinanderbekanntmachen nahmen Troy und Lord Mhoram an einer langen steinernen Tafel Platz. Das Mahl, das Slen auftischte, rechtfertigte seinen Stolz. Sobald alle Gäste sich sattgegessen hatten und die Teller und Töpfe aus Steingut abgetragen worden waren, erklärte Lord Mhoram seine Bereitschaft, die Fragen der Ältesten zu beantworten. Terass machte den Anfang und stellte allgemeine Fragen zum Krieg, aber schon bald unterbrach Triock sie.
»Lord, was ist mit Hoch-Lord Elena? Ist sie wohlauf? Nimmt sie in diesem Krieg am Kampf teil?«
Eine gewisse Barschheit
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