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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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daß er ihre Wucht bis in seine Brust spürte. Starker Wind fegte Gischt heran. Dennoch war der Himmel klar. Nur das Meer befand sich in Aufruhr. Dann zuckte ein anderer Blitz, diesmal aufwärts an den Himmel – so grün wie das Funkeln eines Smaragds. Er kam vom Anlegeplatz. Korik spähte hinaus in die Dunkelheit und erkannte die Umrisse des Wütrichs Blutschinder. Er stand im Wasser vor der Anlegestelle, so daß sich die Wellen an seinen Knien brachen. Mit seinem Stein schleuderte er grüne Gewalten zum Himmel empor und schüttelte die Arme, als befehle er dem Sturmwind. Hinter ihm lagen am Anlegeplatz drei leblose Gestalten – die drei Bluthüter, die Korik zur Nordseite der Stadt geschickt hatte. Anfangs begriff Korik nicht, was Blutschinder trieb. Aber dann beobachtete er, daß das Meer außerhalb der Hafendämme sich in Übereinstimmung mit den Bewegungen von Blutschinders Armen regte. Während der Riesen-Wütrich winkte und Gebärden vollführte, bäumte sich die See auf, schwappte empor, zersprangen die Wogenkämme und wälzten sich erneut zu hochgetürmten Ballungen zusammen. Weiter draußen verhielt es sich noch viel schlimmer. Allmählich erhob sich unter ungeheuren Zuckungen und Wallungen eine dichte, riesenhafte Wasserwand aus dem Ozean. Blutschinders grüne Blitze waberten über sie hin, während sie sich hob, erhöhten ihren Kamm immer mehr. Und indem sie anschwoll, näherte sie sich der Klippe. Der Wütrich beschwor ein Seebeben herauf.
    Korik drehte sich um und machte sich daran, seine Gefährten wachzurütteln. Bald darauf waren Sill und Tull bei Bewußtsein und wieder einsatzbereit. Aber Lord Hyrim lag reglos da; aus dem Mundwinkel sickerte ihm Blut. Rasch tastete Sill mit den Händen den Körper des Lords ab und ermittelte mehrere gebrochene Rippen, jedoch keine anderen Verletzungen. Gemeinsam rieben Korik und Sill seine Handgelenke, patschten ihm ins Gesicht. Endlich flatterten seine Lider, und er erwachte. Er war völlig benommen. Zuerst vermochte er Koriks Worte nicht zu begreifen. Aber als er in die Nacht hinausblickte, verstand er. Die Flutwelle wuchs noch weiter und besaß bereits die halbe Höhe der Klippe, und ihr Brodeln zeichnete sich durch eine finstere, üble Schattierung aus. In ihr war genug Wut und Haß zusammengeflossen, um die Stadt des Heimwehs zu zermalmen.
    Als Lord Hyrim sich abwandte, verzerrte schreckliche Entschlossenheit sein Gesicht. Er mußte schreien, um sich durch das Grollen von Wogen, Wind und Donner verständlich zu machen. »Wir müssen ihm Einhalt gebieten! Er schändet das Meer! Sollte er obsiegen ... die See seinem Willen unterwerfen ... das Gesetz, das sie bewahrt, wäre gebrochen. Sie müßte dem Verächter dienen wie ein neuer Wütrich!«
    »So ist's!« brüllte Korik zurück. Die Bluthüter waren voller Zorn. Jeden anderen Befehl als den zum Vorgehen gegen den Wütrich hätten sie mißachtet.
    Aber Sill zeigte noch eine gewisse Umsicht. »Er hat den Weltübel-Stein«, bemerkte er.
    »Nein!« Lord Hyrim suchte auf dem steinernen Boden die Bruchstücke seines Stabes. Sobald er sie gefunden hatte, verlangte er Clingor . Tull reichte ihm eine Länge. Hyrim verwendete sie, um die beiden Stücke des Stabs an ihren Metallenden zusammenzubinden.
    »Es ist nur ein Teil des Steins«, sagte er und wog das ungefüge Werkzeug in den Händen. »Der Weltübel-Stein selbst ... ist viel größer! Aber nicht einmal in unseren greulichsten Träumen wagten wir uns auszumalen, der Verächter könne sich erkühnen, vom Stein Splitter für seine Knechte abzubrechen. Seine Beherrschung des Steins ... muß sehr groß sein. Infolgedessen vermochte er die Riesen zu überwinden ... mit dem Stein und den Wütrichen gemeinsam, indem der Stein die Wütriche stärkt und die Wütriche sich des Steins bedienen! Die anderen ... Satansfaust, Markschänder ... sie müssen ebenfalls Brocken vom Stein besitzen. Vernimmst du meine Worte, Korik?«
    »Ich höre«, antwortete Korik. »Der Hoch-Lord wird eine Warnung erhalten.« Lord Hyrim nickte. Der Schmerz in seinen Rippen ließ ihn zusammenfahren. Aber er trat verbissen aus der Kammer hinaus ins Heulen des Sturms. Sofort schlossen Korik, Sill und Tull sich an. Vor ihren Augen betätigte sich Blutschinder in schwelgerischem Auskosten seiner Macht. Obwohl das Seebeben noch längst nicht die Hafendämme erreicht hatte, ragte der wuchtige Wall aus Wasser weit über ihn auf, ließ seine gestohlene Riesengestalt zwergenhaft wirken.
    Er sang nun, rief

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