Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
schimmerte. In seiner Umklammerung dampfte er merklich. Der Riese stank nach frischem Blut; er war vom Kopf bis zu den Füßen damit besudelt. Und bei ihm, an sein Gebein verhaftet, war eine kraftvolle Wesenheit, die nicht zu seiner Gestalt paßte. Sie lauerte hinter seinen Augen mit machtvoller Bosheit und Schlechtigkeit.
    »Hmm«, machte der Riese in verächtlichem Ton, »ein Lord und drei Bluthüter. Freut mich. Ich dachte, mein Freund in der Sarangrave hätte euch alle zertreten – aber nun ist dies Vergnügen mir vergönnt. Ah, aber ihr seid nicht vollauf ungeschoren davongekommen, wie? Schwarz kleidet euch. Habt ihr Freunde an meinen Freund verloren?« Er lachte mit rauhem Laut, der wie das Aneinanderschaben von Findlingen klang.
    Lord Hyrim trat vor und setzte seinen Stab fest vor sich hin. »Komm nicht näher, Wütrich Turiya! « sagte er beherzt. »Ich bin Hyrim, Lord des Großrates in Schwelgenstein. Melenkurion abatha! Duroc minas mill khabaal! Ich lasse dich nicht vorüber!«
    Der Riese zuckte zusammen, als Lord Hyrim die Worte der Beschwörung sprach. Aber dann lachte er von neuem. »Ha, kleiner Lord! Ist das dein ganzes Wissen? Näher kommst du den Sieben Worten nicht? Und schlecht sprichst du sie aus. Doch eins muß ich zugeben – du hast mich erkannt. Ich bin Turiya -Herem. Aber wir tragen nun neue Namen, meine Brüder und ich. Sie heißen Markschänder und Satansfaust. Und mich nennt man Blutschinder.«
    Als der ältere Riese diese Aufzählung gehört hatte, stöhnte er dumpf auf. Der Wütrich spähte in den Hintergrund der Kammer.
    »Aha, da ist er«, sagte er im Tonfall der Befriedigung. »Kleiner Lord, ich sehe, du hast mit Fehlbein Kielschrammer gesprochen. Hat er dir erzählt, daß er mein Vater ist? Vater, warum heißt du deinen Sohn nicht willkommen?«
    Die Bluthüter sahen den älteren Riesen nicht an. Aber sie hörten die Laute von Kielschrammers Schmerz und verstanden ihn. Etwas im Innern des Riesen brach. Plötzlich stieß er ein wildes Brüllen aus. Er sprang an den vieren vorbei und griff Blutschinder an. Seine Finger gruben sich in die Kehle des Wütrichs. Er drängte ihn rücklings von der Schwelle und hinaus auf die Felstafel hinter den Hafendämmen. Blutschinder unternahm keinen Versuch, um sich aus dem Griff seines Vaters zu befreien. Er verzichtete auf jede Gegenwehr, bis er wieder fest auf beiden Füßen stand. Dann hob er den grünen Stein an Kielschrammers Stirn. Sowohl seine Faust wie auch der Stein drangen durch den Schädel des älteren Riesen ins Gehirn ein. Kielschrammer schrie. Seine Hände sanken herab, sein Körper erschlaffte. Er hing an der Kraftzusammenballung, die seinen Schädel durchstoßen hatte. Mit mörderischem Grinsen ließ der Wütrich seinen Vater für einen ausgedehnten Moment baumeln. Dann drückte er seine Faust fester um den Stein. Das tiefe Smaragdgrün blitzte auf; der Stein sprengte die Vorderseite von Kielschrammers Schädel. Er fiel tot nieder, und Blut ergoß sich auf den Steinboden. Blutschinder stapfte mit den Füßen in die Lache, die sich ausbreitete. Er wirkte, als beachte er die vier gar nicht, aber das war keineswegs der Fall. Als Korik und Tull zum Angriff übergingen, schwang er seinen Arm und schleuderte ihnen einen Blitz entgegen. Er hätte sie vernichtet, ehe sie die Schwelle überquerten, aber Lord Hyrim sprang vor und streckte seinen Stab dazwischen. Die Spitze des Stabs fing den Blitz auf. Eine Detonation von solcher Gewalt erfolgte, daß der Stab entzweibrach und die vier Menschen in den Hintergrund der Kammer flogen. Der Aufprall raubte ihnen die Besinnung. Nicht einmal ihr Eid konnte die Bluthüter in dieser ungewöhnlichen Gefahrensituation schützen.
    Korik kam als erster wieder zur Besinnung. Vorm Tastsinn und Sehvermögen stellte sich sein Gehör wieder ein, und er begann zu lauschen. In seinen Ohren schwoll der Lärm der See an, klang immer heftiger. Aber das Geräusch entstand nicht durch Sturmwogen; es war unregelmäßiger, irgendwie fürchterlich. Als dann wieder seine Sicht vorhanden war, überraschte es ihn regelrecht, daß er etwas sehen konnte. Er hatte die Dunkelheit eines bewölkten Nachthimmels erwartet. Statt dessen sah er durch den Eingang von einem klaren nächtlichen Himmel frühen Sternenschein hereinfallen. Draußen peitschte und wallte die See jedoch gegen die Hafendämme und die Anlegestelle, als trieben himmlische Sporen sie an. Und über den Himmel zuckten Blitze, gefolgt von derartigen Donnerschlägen,

Weitere Kostenlose Bücher